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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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durchstießen und das Innere der Kugel erreichten.
    Die Wurzeln der Weltbäume versiegelten die Löcher, nahmen enormen Druck auf und saugten die giftige Atmosphäre aus der Ambientalzelle. Sie dehnten sich weiter in ihr aus, zuckten hin und her, wuchsen…
    Der Gesandte der Hydroger verlor seine menschliche Gestalt, als er gegen die schlangenartigen Wurzeln ankämpfte. Weitere Spitzen bohrten sich von unten in die Kugel und Risse bildeten sich in der Hülle.
    Der Gesandte aktivierte ein verborgenes Triebwerk und versuchte, aufzusteigen und den Wurzeln zu entkommen. Die Kugel zerrte an den rankenartigen Strängen, die jedoch nicht nachgaben. Die feinen Risse in der Hülle dehnten sich wie ein Raureif-Flechtwerk aus.
    Beneto beobachtete den Kampf, seine Zuversicht und Entschlossenheit waren stärker als jemals zuvor.
    Der Hydroger in der Kugel setzte sich weiterhin zur Wehr, schien jedoch schwächer zu werden. Das Quecksilber-Geschöpf verlor seine stabile Struktur; glänzende Flüssigkeit tropfte wie Säure über wütende Wurzeln.
    Ein Dickicht umgab den Hydroger, der schließlich ganz auseinander floss. Noch tiefer stießen die Wurzeln in die Ambientalzelle vor und zerfetzten sie. In der Mitte des Hains aus Weltbäumen blieb nur ein Durcheinander aus geschwärzten, sterbenden Ranken zurück.
    Doch es war nur ein kleiner Sieg und er blieb von kurzer Dauer. Die vier Kugelschiffe am Himmel gerieten wieder in Bewegung.
    Beneto sah auf und der Triumph in seinem Gesicht wich Resignation. Bevor die Bewohner der Stadt auch nur versuchen konnten, sich in Sicherheit zu bringen, griffen die Hydroger den Planeten an.
    In geringer Höhe glitten die Kugeln über Corvus Landing hinweg und wie Giftgas wirkender kalter Dampf ging von ihnen aus. Die Kältewellen strichen über Kornfelder hinweg und verwandelten Getreide in grauschwarzen Staub.
    Im Ort gab Bürgermeister Hendy sinnlose Evakuierungsanweisungen. Viele Siedler brachen mit Fahrzeugen zu ihren Häusern außerhalb von Colony Town auf oder suchten in Kellern Zuflucht. Die Gebäude waren stabil genug, um Stürmen standzuhalten, aber dem Angriff der Hydroger konnten sie nicht widerstehen.
    Die Kältewellen ließen das Holz von Ställen und Pferchen splittern. Blaue Blitze ließen breite Brandspuren in der Landschaft zurück. Ziegen gerieten in Panik, meckerten, liefen in alle Richtungen… und starben im Gleißen tödlicher Energie.
    In wenigen Minuten verheerten die vier Kugelschiffe tausende von Morgen und verwandelten sorgfältig gedüngtes Ackerland in eine leblose Wüste. Als die Hydroger Colony Town erreichten, vernichteten ihre Energiestrahlen das Rathaus und Dutzende von anderen Gebäuden. Eiskalter weißer Dunst bewirkte, dass Lagerhäuser und Silos einstürzten.
    Beneto griff nach dem Stamm des nächsten Weltbaums und schickte alle seine Gedanken und Eindrücke wie ein inbrünstiges Gebet in den Weltwald. Nur er konnte berichten, was auf Corvus Landing geschah. Der Weltwald, die grünen Priester, seine Familie und sogar die Terranische Hanse sollten Bescheid wissen. Auf diese Weise erfüllte Beneto seine letzte Pflicht.
    Die Kugelschiffe formierten sich, flogen fort von der zerstörten Stadt und den verheerten Feldern, näherten sich den Weltbäumen.
    Beneto schlang die Arme um den Stamm, um nicht den Telkontakt zu verlieren. Er presste die Wange an die Rinde und schickte auch weiterhin seine Gedanken ins Netzwerk, suchte Trost im Selbst des Weltwaldes.
    Alles Leben auf Corvus Landing sollte in Erinnerung bleiben, alle Bäume, die Talbun und er gepflanzt hatten, alle Mühen und Anstrengungen der unschuldigen Siedler bei der Zähmung dieser widerspenstigen Welt. Beneto öffnete sein Ich und gab sich ganz dem Telkontakt hin. Er umarmte den fernen Wald mit seinem Geist, vereinte sich mit ihm – dies war seine einzige Zuflucht.
    Dunstige Eiswellen gingen von den Kugelschiffen aus, als sie sich dem todgeweihten Hain näherten. Die ersten Bäume starben und Beneto fühlte Agonie wie flüssiges Feuer in den Adern. Zwischen den Schläfen hörte er die seltsam unmenschlichen Schreie des Weltwaldes, die von Jahrtausenden der Furcht und des Schreckens kündeten.
    Er zwang sich, die Augen offen zu halten, schickte letzte Mitteilungen durch den Telkontakt, während die Hydroger ihr Vernichtungswerk vervollständigten.

109 VATER REYNALD
    Ein entsetzter junger grüner Priester lief durch die Korridore in der Pilzriff-Stadt und schrie immer wieder. Draußen schienen sich die

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