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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Residenz nicht ohne Begleitung verlassen, Osira’h«, sagte er mit schroffer Stimme. »Es ist zu gefährlich. Du könntest dich verletzen. Ich bringe dich zurück.«
    Das Mädchen drehte sich um und begegnete trotzig dem Blick des stämmigen Soldaten. »Ich bin unverletzt. Wie kann es hier auf Dobro Gefahren für mich geben?«
    Der Wächter ergriff Osira’h am Arm. »Wir bitten den Designierten nicht darum, seine Anweisungen zu erklären. Daran solltest du dir ein Beispiel nehmen.« Er zog Osira’h von ihrer Mutter fort, als die beiden anderen Soldaten Nira packten. Die grünhäutige Frau leistete keinen Widerstand.
    »Lasst sie in Ruhe!« Osira’h wusste jetzt über viele Dinge Bescheid und ihr Instinkt hinderte sie daran, zu erkennen zu geben, dass sie Nira Kahlis Identität und ihren Hintergrund kannte. »Tut ihr nichts.«
    »Wir befolgen die Anweisungen des Designierten.«
    Als die Ildiraner des Soldaten-Geschlechts die grünhäutige Frau fortzerrten, rief Nira ihrer Tochter zu: »Erinnere dich. Erinnere dich …«
    Der Wächter führte Osira’h durch hell erleuchtete Straßen zur großen Residenz zurück. Zwar konnte sie Nira nicht mehr sehen, aber die geistige Verbindung blieb bestehen. In ihrem Herzen pochte eine Furcht, die sowohl ihre eigene als auch die Niras war, und sie spürte die Resignation ihrer Mutter. Die grüne Priesterin setzte sich zur Wehr, entkam fast…
    Plötzlich fühlte das Mädchen heftigen Schmerz. Ein Speer aus Eis schien sich durch Osira’hs Brust zu bohren und sie schnappte entsetzt nach Luft. Sie stolperte, hörte einen Schrei in der Ferne und spürte neuerliche Pein.
    Auf diese Weise haben sie auch Botschafterin Otema umgebracht!
    Osira’h überraschte den Wächter, indem sie sich von ihm losriss und zum Zaun zurücklief. »Aufhören! Was habt ihr mit der Frau gemacht?«
    Sie lief schneller als jemals zuvor in ihrem Leben, erreichte den Zaun und sah, wie die Soldaten den erschlafften Leib ihrer Mutter zu einer Laboratoriumsbaracke zogen. Im hellen Licht bemerkte sie rotes Blut am haarlosen grünen Kopf.
    Sie empfing keine Gedanken mehr von ihrer Mutter, nichts.
    Osira’h schrie und versuchte, durch eine kleine Lücke im Zaun zu klettern, doch der Wächter zog sie zurück. Sie wirbelte zu ihm herum. »Was haben die Soldaten getan? Warum haben sie sie geschlagen?«
    »Sie hat versucht zu entkommen«, sagte der Wächter, während die Soldaten mit der Frau in den Schatten verschwanden. »Der Designierte warnte uns vor den Dingen, die sie anstellen könnte. Nira Khali ist eine Bedrohung.«
    »Eine Bedrohung für wen?«, fragte Osira’h.
    »Für alles.«
    Als Nira fort war, spürte Osira’h nur noch Leere dort, wo sie ihre Präsenz gefühlt hatte. Aber sie hatte alle Gedanken und Gefühle ihrer Mutter aufgenommen und begriff auch, welche Gefahren ihr drohten, wenn der Designierte Udru’h von diesem Wissen erfuhr.
    Sie musste das Geheimnis wahren, bis sie mehr herausgefunden und verstanden hatte, bis sie entscheiden konnte, was sie unternehmen sollte.
    Zum ersten Mal war sie ihrer Mutter begegnet – und jetzt musste sie ihr Lebewohl sagen. Nira hatte ihr mehr gegeben als nur das Leben. Sie hatte die Wahrheit in Osira’h geweckt und die Lügen ihrer Lehrer entlarvt. Konnte all das, was sie gelernt hatte – die vermeintlichen Fakten ihrer Existenz –, eine Lüge sein?
    Osira’h drängte den Kummer beiseite und verbarg ihre Emotionen hinter kindlichem Geschwätz. »Ich wollte sie fragen, warum ihre Haut so seltsam grün ist«, sagte sie und sah zum animalisch wirkenden Gesicht des Wächters auf, der sie wieder zur Residenz führte. »Das ist alles.«
    »Kümmere dich nicht darum.«
    Danke, Mutter, dachte sie. Danke für alles.
    Zwar hatte sie den Körper eines sechsjährigen Mädchens, aber Osira’h trug großes Wissen und viel Reife in ihrem Bewusstsein. Sie war jetzt stärker, erfüllt von Geheimnissen und Plänen.
    Als der Wächter sie zur Residenz des Designierten zurückbrachte, dachte Osira’h über verschiedene Dinge nach. Sie wollte den Dobro-Designierten nicht hassen, aber sie wusste jetzt genau, was er ihr angetan hatte, und in diesem Wissen keimte Zorn.

124 KÖNIG PETER
    Zur großen Überraschung und Freude der schwatzhaften Protokollminister schien König Peter ein sehr persönliches Interesse an der Flitterwochen-Parade zu haben. In Wirklichkeit wollte Peter alles genau im Auge behalten, nachdem Estarra ihm von Sareins Warnung und ihrem Verdacht in Hinsicht auf

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