Der Sternenwald
erweiterten Familie auf Theroc sein werden. Ich ordne an, dass bürokratische Schikanen ehrlichen Roamer-Händlern wie Denn Peroni gegenüber zu unterlassen sind.
Wir erlassen die Begnadigung, wenn die Paradefahrt beginnt und alle abgelenkt sind.« Peter sah den Lehrer-Kompi an. »OX wird sie persönlich überbringen. Niemand hat einen Grund, seine Motive infrage zu stellen.«
Estarra richtete den Zeigefinger auf den alten Kompi. »Aber Peroni soll so schnell wie möglich aufbrechen, sobald er Gelegenheit dazu hat.«
»Das richte ich ihm aus, Königin Estarra«, sagte OX.
Peter atmete mehrmals tief durch und brachte dabei seinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle. Er drückte Estarra an sich. »Wir sind jetzt lange genug hier unten gewesen und müssen nach oben zurückkehren. Lächelnd. Kannst du eine Pokermiene aufsetzen und dir nichts anmerken lassen?«
»Wenn ich mit meinem lieben Gemahl zusammen bin, kann ich Freude über alles zeigen«, erwiderte Estarra. »Sollen wir den Vorsitzenden Wenzeslas zur Rede stellen? Mit dem versuchten Anschlag auf unser Leben kann er doch nicht durchkommen, oder? Das Volk würde ihn zerreißen.«
Peter kniff berechnend die Augen zusammen. »Nein, derzeit machen wir einfach so weiter, als wäre überhaupt nichts geschehen. Die Paradefahrt wird genau so stattfinden, wie sie geplant ist. Mal sehen, wie Basil reagiert. Ich möchte ihm nachher in die Augen sehen, nach dem Scheitern seines Plans.« Er zog Estarra an sich, küsste sie leidenschaftlich und ließ sie dann wieder los. »Von jetzt an herrscht Krieg zwischen uns. Wir müssen einfach darauf vertrauen, dass die Bürger einen wahren König wollen und keine Schattenmacht hinter dem Thron.«
125 VATER REYNALD
Nachdem die Hydroger alles Leben auf Corvus Landing ausgelöscht hatten, brauchten sie weniger als zwei Wochen, um den Hauptteil des Weltwaldes zu finden. Und auf Theroc war niemand bereit.
Zusammen mit vielen anderen Theronen war Vater Reynald zu einer Plattform hoch oben auf dem Blätterdach emporgeklettert, um das Fest der Schmetterlinge zu feiern. Jedes Jahr öffneten sich gleichzeitig abertausende von Puppen. Dann schlüpften große Schwärme kurzlebiger schmetterlingsartiger Geschöpfe aus ihren Kokons, entfalteten zarte, amethystfarbene und saphirblaue Flügel, um einen Tag lang umherzufliegen und dann zu sterben.
Evolutionäre Anpassung sorgte dafür, dass Dutzende von Epiphytenarten genau an diesem Tag ihre Blüten öffneten, um bestäubt zu werden – ihre Düfte erfüllten überall die Luft. Raubvögel warteten; für sie begann ein einzigartiger Festschmaus, wenn die ersten Schwärme aufstiegen.
Viele Theronen setzten sich auf die miteinander verbundenen Blattwedel, um das Spektakel zu beobachten. Baumtänzer sprangen von Ast zu Ast, vollführten Saltos und drehten Pirouetten, präsentierten damit künstlerische Interpretationen des ergreifenden eintägigen Flugs der Schmetterlinge. Kinder lachten und spielten, bangten nicht um ihr Gleichgewicht, als sie barfuß über die hohen Zweige liefen und versuchten, Schmetterlinge zu fangen.
Akolythen der grünen Priester beobachteten alles, prägten sich jedes Detail ein und erzählten den Weltbäumen davon. Reynalds Großeltern saßen auf einer Plattform Seite an Seite und spielten ein improvisiertes Lied auf selbst gebauten Musikinstrumenten…
Und dann kamen die Hydroger.
Zwar fehlte Reynald ein Zugang zum Telkontakt, aber er spürte ein Schaudern im Weltwald. Die aufmerksamen grünen Priester blickten nach oben, rissen ungläubig und entsetzt die Augen auf, als wie gewaltige Diamanten glänzende Kugelschiffe vom Himmel fielen. In geringer Höhe flogen sie über den Weltwald hinweg, wirkten dabei so zuversichtlich wie Raubtiere, die ihre Beute umzingelt hatten.
Reynald reagierte instinktiv und rief laut genug, um die Stimmen der erschrockenen Zuschauer zu übertönen: »Alle nach unten! Geht in Deckung!«
Alexa sah ihr ältestes Kind an – ihren einzigen überlebenden Sohn – und bewegte sich so automatisch, als hätte sie immer seine Anweisungen befolgt. Sie trieb eine Gruppe von Kindern zu Leitern und kleinen Liftplattformen. »Ihr habt Vater Reynald gehört. Kommt!«
Uthair wandte sich an Reynald. »Nützt das etwas?«, fragte er leise und mit rauer Stimme. »Wir wissen, wozu die Hydroger fähig sind.«
Reynald straffte die Schultern und wirkte wie ein wahrer Vater. »Theroc hat mehr Weltbäume als jeder andere Planet im Spiralarm. Hoffen wir, dass
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