Der Sternenwald
um Estarras Taille, zog sie näher; er wusste, dass alle sie beobachteten. Dann verschwanden sie unter Deck, so wie kurz zuvor der Kompi.
Als die Leute am Dock sie nicht mehr sehen konnten, trennten sich die beiden und begannen damit, die Jacht zu durchsuchen. Sie öffneten Schränke, sahen in den einzelnen Kabinen nach, blickten unter Kojen und Tische. »Wir wissen nicht, was Pellidor hier angestellt hat«, sagte Peter. »Aber viele andere Personen haben sich an Bord dieses Bootes aufgehalten, und das bedeutet: Was auch immer er getan hat, es muss gut verborgen sein.«
OX befolgte seine Anweisungen, indem er sich den Maschinenraum vornahm und dort alle Apparate und Maschinenteile überprüfte. Peter hatte den Kompi heimlich mit detaillierten technischen Daten ausgestattet. OX kannte die exakten Spezifikationen der königlichen Jacht und konnte Anzeichen von Sabotage erkennen.
Peter wusste, dass ihnen nicht viel Zeit blieb. Draußen erklangen erneut einige Pfiffe und er rief mit gedämpfter Stimme: »Hast du irgendetwas gefunden, OX?«
Der Kompi kam aus dem Maschinenraum. »Ich habe die Bordsysteme der Jacht einer vollständigen Kontrolle unterzogen und dabei eine gefährliche Vorrichtung im Inneren einer Treibstoffspule entdeckt.«
Peter war nicht überrascht. »Was für eine Vorrichtung?«
»Eine Plasmabombe. Klein, aber sehr leistungsfähig. Sie hätte den größten Teil der Jacht zerstört und alle Personen an Bord getötet. Sie wären nicht mit dem Leben davongekommen.«
»Dahinter steckt Basil. Hast du die Bombe deaktiviert?«
»Ja. Die Jacht ist jetzt völlig sicher.«
»Danke, OX.« Peter brauchte einige Sekunden, um den Zorn aus dem Gesicht zu verbannen.
»Es gibt da ein sonderbares Detail«, fuhr der Kompi fort. »Die molekulare Struktur der Plasmabombe enthält gewisse leicht zu identifizierende chemische Signaturen – sie weisen auf eine Produktion durch die Roamer hin. Die Konfiguration ist mit Material von Rand Sorengaards Piratenschiffen identisch, die vor sechs Jahren von der TVF aufgebracht und konfisziert wurden.«
»Roamer?«, fragte Estarra. »Mein Bruder wird in einigen Monaten die Sprecherin heiraten. Warum sollten die Roamer einen Groll gegen uns hegen?«
»Die Roamer haben hiermit nichts zu tun«, sagte Peter. »Die Hanse verwendet identifizierbare Roamer-Technik, um anschließend irgendeinen armen Händler als Sündenbock zu verhaften.« Er wandte sich an OX. »Haben Hanse oder TVF in letzter Zeit ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen oder irgendein Roamer-Schiff beschlagnahmt?«
OX griff auf seine Datenbanken zu. »Ja, ein Handelsschiff der Roamer wird in der Mondbasis festgehalten, nachdem es der Erde Versorgungsgüter geliefert hat. Es gehört einem gewissen Denn Peroni.«
»Das ist der Vater der Sprecherin!«, entfuhr es Estarra verblüfft.
»Außerdem ist er ein wichtiges Clan-Oberhaupt«, sagte Peter. »Was legt man ihm zur Last?«
»Nichts Bestimmtes«, erwiderte OX. »Angeblich gab es bei der Lieferung und in seinen Dokumenten einige Unstimmigkeiten. Ich habe die Dokumente selbst untersucht – sie sind in Ordnung.«
»Verdammt. Man hält ihn also bis zu dem ›tragischen Zwischenfall‹ fest, wird dann Spuren finden und ihn anklagen. Zweifellos soll er bei einem Fluchtversuch ums Leben kommen.« Peter schüttelte den Kopf, als neuerlicher Zorn in ihm brodelt. »Ich weiß genau, wie Basil denkt und auf welche Weise er Probleme löst.«
Estarra glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können. »Die Hanse will den angeblichen Mordversuch als Vorwand nehmen, um den Roamern den Krieg zu erklären und ihnen das Ekti und alles andere abzunehmen?«
Peter nickte. »Gegen die Hydroger erzielt die TVF keine Erfolge – indem Basil es auf die Roamer abgesehen hat, wählt er einen Feind, von dem er glaubt, dass er leicht besiegt werden kann. Aus dem gleichen Grund griff er bei Yreka so streng durch. Nichts in jener kleinen Kolonie rechtfertigte einen Kampf.«
»Wir müssen Cescas Vater warnen und ihn befreien«, sagte Estarra. »Wer weiß, was passiert, wenn…«
»Vorsicht.« Peter hob die Hand. »Eines nach dem anderen. Ich habe noch immer gewissen Einfluss als König, erinnerst du dich? Ich kann eine königliche Begnadigung aussprechen.« Er überlegte kurz und lächelte dann. »Ich werde Folgendes verkünden: Im ›Geiste einer neuen Offenheit – nicht nur Basil kann diese Worte verwenden – wünscht meine Frau bessere Beziehungen zu den Roamern, die künftig Teil Ihrer
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