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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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nächste Kältewelle das Wasser des Sees zu Eis erstarren ließ. Wenige Sekunden später wurde die grüne Priesterin zu einer eisigen Skulptur, deren Gesicht ungläubige Verzweiflung zeigte.
    Auf der anderen Seite des Kontinents, bei der Pilzriff-Stadt, versuchten die Bäume, das Blätterdach dichter zusammenzuziehen, um die darunter gelegenen Bereiche vor den Angriffen von oben zu schützen. Die dicken Äste falteten sich wie betende Hände und formten eine Barrikade, als die Hydroger kamen. Die dicken Stämme zitterten, widerstanden aber den ersten Kältewellen und Energiestrahlen.
    Reynald schirmte sich die Augen ab und sah ein weiteres Kugelschiff, das dicht über die Baumwipfel hinwegflog und den Weltwald mit Kältewellen attackierte. Er griff nach den Armen der beiden grünen Priester. »Die Bäume müssen uns helfen! Wenn nicht, droht uns allen der Tod!«
    Die Priester schlossen die Augen und projizierten ihre Gedanken in den Weltwald. »Die Bäume sind nicht auf diesen Kampf vorbereitet…«
    »Das ist niemand von uns, aber wir müssen uns ihm stellen. Leben hat die Möglichkeit, anderem Leben Kraft zu geben.« Der Weltwald schien voller Verzweiflung aufgegeben zu haben, doch damit wollte sich Reynald nicht abfinden. »Jahrhundertelang haben wir mit den Bäumen gesprochen und ihnen vorgelesen. In dieser Zeit müssen sie etwas über uns gelernt haben.«
    Die beiden grünen Priester schlossen die Augen und konzentrierten sich auf das Netzwerk des verletzten Weltwaldes. Gemeinsam berührten sie die Kraft tief zwischen den Wurzeln und zogen sie hoch, in die Stämme und flüsternden Blattwedel. Reynald sah, wie die Sehnen an ihren Hälsen hervortraten und die Gesichter zu Grimassen wurden, als sie versuchten, den Wald zu aktivem Widerstand zu veranlassen.
    Das nächste Kugelschiff setzte sein Zerstörungswerk fort, und Reynald beobachtete, wie der Wald darunter in Bewegung geriet. Eine verheerende Kältewelle hatte dicke Stämme splittern lassen, aber ihr folgte eine Welle der Wiedergeburt. Noch während die alten Bäume schwarz wurden und fielen, wuchsen neue Blätter aus den geplatzten Stämmen und ersetzten die vom Eis getöteten.
    Das neue Grün explodierte regelrecht, wirkte wie eine Zeitrafferaufnahme wuchernder Fruchtbarkeit. Wie Narben schoben sich die neuen Blätter über die von den Hydrogern verursachten Wunden. Trotziges, herausforderndes Grün bedeckte die Schwärze und trachtete danach, mit der Zerstörung Schritt zu halten.
    Das Kugelschiff flog weiter, ohne darauf zu achten, dass sich die Schneise der Zerstörung hinter ihm mit frischer Vegetation füllte.
    Reynald hätte am liebsten gejubelt. Die zur Schau gestellte Kraft des Lebens gab ihm Hoffnung. Erneut rief er den grünen Priestern zu, etwas zu unternehmen, aber sie konnten sich kaum mehr auf den Beinen halten. »Es genügt nicht«, sagten sie erschöpft. »Diese Anstrengungen sind zu viel für uns.«
    Reynald blickte zum dichtesten Teil des Weltwaldes, der derzeit nicht bedroht war. Dort erzitterten Bäume, als sammelten sie die grüne Energie von Milliarden Blättern, klappten dann zusammen und bildeten einen zentralen Hügel, der wie ein Bunker aus zahllosen miteinander verflochtenen Ästen und Zweigen wirkte. Die Wurzeln stießen tiefer in den weichen Boden hinab und das Donnern der umstürzenden Bäume übertönte das Fauchen der von den Kugelschiffen herabzuckenden Energiestrahlen.
    Reynald fragte sich, ob der Weltwald versuchte, einen kleinen Kern von sich zu schützen. Der Bunker aus Holz schien die Festigkeit von Eisen zu haben. Hatten die hohen Bäume endgültig aufgegeben? Und wie sollte ein so kleiner geschützter Bereich den Theronen das Überleben ermöglichen?
    Die Kugelschiffe schlugen immer wieder zu, flogen im Zickzack über den Weltwald hinweg, ohne ein erkennbares systematisches Vorgehen. Große Teile des Waldes waren bereits den Kältewellen zum Opfer gefallen. So viele Bäume, so viele Leben… Stämme vereisten und verbrannten.
    Reynald sah, dass es mit jeder verstreichenden Sekunde schlimmer wurde. Auf der Aussichtsplattform fühlte er sich zwar sehr verwundbar, aber er wusste, dass die Theronen auf dem Boden ebenso schnell starben wie die in den Baumwipfeln. Die Weltbäume und wilden Tiere wurden ausgelöscht, Millionen von Menschen niedergemetzelt.
    Weder Reynald noch der Weltwald konnten etwas dagegen tun.

126 ADAR KORI’NH
    »Die Ildiraner brauchen einen Sieg«, sagte Adar Kori’nh zu den wenigen Crewmitgliedern

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