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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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»Gehört dein Leben mir, Sohn?«
    Er war etwa dreißig Zentimeter kleiner als Dave #8, aber von seinem Blick ging eine Hitze aus wie vom Herzen eines Schmiedeofens.
    Dave #8 wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Er sah über den Kopf des Generals zu Vater Clarke hinüber, der mit verkniffener, unglücklicher Miene kurz nickte. Der Mund von Dave #8 fühlte sich an, als sei er mit heißem Sand gefüllt, als er schließlich antwortete: »Ich stehe Ihnen zur Verfügung, Sir.«
    »Du wirst meine Befehle befolgen?«
    »Sir, ich stehe …«
    »Mir zur Verfügung, ja. Bist du ein Papagei oder ein Soldat? Nein, schau nicht deine Lehrer an, sondern mich. Beantworte die Frage, Sohn.«
    »Wir sind Soldaten, Sir.« Die Klinge des Messers von Dave #8 zitterte vor seinem Gesicht. Er zwang seine Muskeln, fester
zuzupacken, aber dadurch wurde das Zittern nur noch stärker.
    »Du bist also ein Soldat«, sagte der General.
    »Ja, Sir.«
    »Hast du jemals jemanden umgebracht?«
    »Ja, Sir. In den Simulationen.«
    »Aber nicht im echten Leben. Du hast nie auf Leben und Tod gekämpft.«
    »Jeder von ihnen ist so viel wert wie ein Einmannjäger«, sagte Sri Hong-Owen.
    »Sie sind gar nichts wert, wenn sie nicht kämpfen können«, sagte der General, den Blick auf Dave #8 gerichtet.
    »Das ist nicht ihr vorrangiger Zweck«, sagte Sri Hong-Owen.
    »Unterwanderung, Spionage, getarnte Operationen und das ganze andere unheimliche Zeug – ich will nicht behaupten, dass das nicht eines Tages von Nutzen sein kann, aber davon verstehe ich nichts«, sagte der General. »Vom Kampf hingegen, von Mut und Tapferkeit, davon verstehe ich etwas. Und diese Fähigkeiten können wir hier sofort auf die Probe stellen.«
    »Ich kann eine Vorführung sämtlicher Kampfkünste arrangieren, die Sie sich anschauen möchten«, sagte Vater Solomon.
    Der General achtete nicht auf ihn, sondern forderte Dave #8 auf, ihm sein Messer zu geben. Dave #8 senkte mit einer eleganten Bewegung das Messer, drehte es herum und reichte es dem General mit dem Griff voran. Der General schwang es durch die Luft, testete mit dem Daumen die Schärfe der Klinge und gab es dem Jungen wieder zurück. »Bist du bereit, diese Klinge in meinem Dienst anzuwenden, Sohn?«
    »Ja, Sir.«

    Dave #8 sah, dass der schlanke Mann in Schwarz das Gewicht auf die Fußballen verlagerte. Er machte sich kampfbereit, weil er glaubte, der General würde möglicherweise den Befehl geben, Sri Hong-Owen zu töten.
    »Vater Solomon hat gedacht, dass ich den Besten von euch umbringen lassen will, um euch eine Lektion zu erteilen«, sagte der General. »Also hat er nicht den Besten ausgesucht, wie ich es gefordert hatte, sondern den, den er am wenigsten leiden kann. Er hat sich meinem Befehl widersetzt. Töte ihn.«
    Dave #8 verstand zwar den Befehl des Generals, aber nicht den Grund, warum er ihn erteilt hatte. Und obwohl er darauf trainiert war, ohne nachzudenken zu gehorchen, war die Loyalität gegenüber seinen Lektoren genauso stark und tief in ihm verankert und so bedingungslos wie Liebe. Er hätte vielleicht gar nichts getan, wenn Vater Solomon nicht versucht hätte zu fliehen. Mit flatternden Gewändern sprang er von der Plattform und lief an den Jungen vorbei. Das Training, das Dave #8 genossen hatte, setzte ein, und er verfolgte den Lektor, holte ihn in drei gewaltigen Sätzen ein und stieß ihn zu Boden. Vater Solomon versuchte, seinen Schockstab aus dem Gürtel hervorzuholen und schrie auf, als Dave #8 ihm das Messer über das Handgelenk zog. Er trat wild um sich und krabbelte rücklings über den polierten Betonfußboden. Dave #8 ließ sich zu Boden fallen, drückte die Schultern des Mannes mit den Knien auf den Boden, schlug mit der freien Hand gegen sein Kinn und fuhr mit dem Messer über seine Kehle. Dann kam er wieder auf die Beine.
    Vater Solomon umklammerte mit beiden Händen seinen Hals. Blut strömte zwischen seinen Fingern hervor und spritzte auf sein weißes Ordensgewand. Er blickte zu Dave #8 hoch, und sein Mund formte Worte, die niemand jemals hören würde. Dann wurde sein Blick trübe, ein Krampf durchlief seinen Körper, der Griff um seinen Hals ließ nach,
und sein Kopf rollte zur Seite. Eine Blutlache breitete sich um ihn herum aus, dickflüssig und glänzend. Der Geruch des Blutes hing süß und schwer in der kalten Luft.
    Dave #8 war außer Atem und zitterte heftig. Seine nackte Brust war mit Vater Solomons Blut bespritzt. Irgendwie schien das Licht in der Turnhalle heller

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