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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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dasselbe sein. Und wenn ich einen Fehler mache, nun, bestenfalls werden Berry und du dann nicht nur Waisen sein, sondern auch enterbt werden.«
    Alder lachte und entschuldigte sich augenblicklich dafür. »Tut mir leid, aber das klang so furchtbar dramatisch.«
    »Dennoch ist es wahr.«
    »Ich glaube wirklich, dass ich dir besser helfen könnte, wenn du mir vertrauen würdest …«
    »Du darfst nie denken, dass ich dir nicht vertraue. Hier geht es nicht um Vertrauen. Es geht darum, dich nicht in
Gefahr zu bringen«, sagte Sri. »Wenn du zu viel weißt, wirst du nie sicher sein, also frage mich nicht noch einmal nach meinen Plänen.«
    »Tut mir leid«, sagte Alder erneut.
    »Du musst wegfahren«, sagte Sri. »Irgendwohin, wo du für Euclides unerreichbar bist.«
    »Was ist mit Berry?«
    »Ich werde mich um Berry kümmern. Aber du musst eine Weile für dich selbst sorgen, bis ich dich um deine Hilfe bitte.«
    »Natürlich.«
    Sri blieb stehen. Alder drehte sich zu ihr um, großgewachsen und ernst.
    »Versprich es mir«, sagte sie.
    »Ich schwöre es.«
    Sie beugte sich vor, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Lippen. »Gut. Es kann vielleicht ein Jahr dauern. Oder auch länger. Aber nicht ewig. Ich werde mich mit dir in Verbindung setzen, sobald es sicher ist, und dann werde ich all deine diplomatischen Fähigkeiten brauchen. Es wird nicht einfach sein, aber es ist die einzige Möglichkeit, wie wir das Ganze überleben können.«
    »Du hast mir beigebracht, dass wichtige Siege einem nicht geschenkt werden«, sagte Alder. »Und obwohl Euclides und seine Fraktion eine gewisse Macht über dich besitzen mögen, bist du mächtiger, als du denkst oder ihnen klar ist. Du hast für die Familie äußerst wichtige Arbeit geleistet. Du bist eine großartige Genzauberin. Die größte, die die Familie je gehabt hat. Und das spielt durchaus eine Rolle.«
    »Das wollen wir hoffen.«

› 5
    Der Jones-Truex-Bakaleinikoff-Klan führte seine Abstimmung öffentlich durch, auf dieselbe Weise, wie dies auch im alten Athen üblich gewesen war. Die Leute legten eine weiße oder schwarze Glasperle in die Wahlurne, und die Abstimmung wurde durch eine einfache Mehrheit entschieden. Newton Jones war einer der Letzten, die über den Vorschlag abstimmten, Paris, Dione, zu unterstützen. Er lächelte Macy zu, als er eine schwarze Perle nahm und sie in die Urne legte. Zehn Minuten später wurde das Ergebnis bekanntgegeben. Die schwarzen Perlen überwogen die weißen mit einer knappen Mehrheit. Der Vorschlag war abgelehnt worden.
    Auf dem Weg zum Ausgang sagte Yuldez Truex zu Macy: »Sie sind wohl erst zufrieden, wenn brasilianische Sturmtruppen hier einmarschieren.«
    »Ihr habt in einer fairen Abstimmung verloren, und zwar mit mehr als einer Stimme«, gab Macy zurück. »Also hör auf, mir die Schuld zu geben, und finde dich damit ab.«
    Am nächsten Morgen arbeitete sie gerade in der Garage und belud ein Raupenkettenfahrzeug mit isolierten Kisten voller Saatgutbeutel, Kulturen von Mikroorganismen und Behältern mit Nematoden, Springschwänzen und Würmern, als sie einen Anruf von Newts Mutter erhielt. Abbie Jones wohnte in einem einzeln stehenden Turm westlich der Wohnanlage. Er besaß die schlanke Gestalt einer Weltraumrakete aus der Zeit vor drei Jahrhunderten, als solche Dinge noch lediglich unerfüllte Träume gewesen waren, und war mit einer nahtlosen Schicht aus schwarzem Fulleren überzogen,
auf deren dunkel glänzender Oberfläche sich der formale Garten spiegelte, von dem der Turm umgeben war. Beete voller Lilien, blasse Gräsern und Zierdisteln mit silbrigen Blättern, eingerahmt von in Form geschnittenem Buchs. Schotterwege. Eine Laube, die von weißen Kletterrosen überwuchert war. Ein von Steinfliesen umrandeter rechteckiger Teich, in dem dicke Koi-Karpfen unter Seerosenblättern umherschwammen, wie Münzen, die über die Oberfläche von schwarzem Wasser verteilt waren.
    Macy hatte sich bereits einige Male mit Abbie Jones unterhalten, doch nie zuvor hatte sie sich allein mit ihr getroffen und auch den Turm der Matriarchin bisher noch nicht besucht. Sie wurde von einem kleinen Roboter mit drei Spinnenbeinen und einem durchsichtigen Kunststoffpanzer empfangen, der schon ziemlich ramponiert aussah. Er führte sie in einen Aufzug, der sie zu einem Raum nahe der Spitze des Turms hinaufbrachte. Dort saß Abbie Jones auf einem Kissen vor einem der großen runden Fenster, die in alle vier Himmelsrichtungen hinausgingen,

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