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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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vergib mir, aber du wirkst so, als wärst du dir nicht ganz sicher, was
du tun musst. Hast du auch wirklich alles gründlich durchdacht?«
    »Ich weiß genau, was ich tun muss. Mach die Sache nicht noch schwieriger.«
    »Damit meinst du wohl: ›Stirb friedlich. Mach keinen Aufstand. Bereite mir keine Schwierigkeiten.‹«
    »Wird der Mann Schwierigkeiten bekommen, der mir die Datennadel gegeben hat? Der Mann, den du geopfert hast?«
    »Ich nehme an, Euclides hat dir die Sache so dargestellt, dass mein Tod die einzige Möglichkeit ist, wie du dich selbst retten kannst. Er hat dich dazu gebracht, seine Befehle auszuführen, während du gleichzeitig der Meinung bist, das Ganze wäre deine Idee.« Oscars Lächeln war sanft und gelassen. »Wenn du irgendwelche Zweifel hast, dann liegt es vielleicht daran, dass du das weißt, es aber noch nicht gänzlich durchdacht hast.«
    »Ich habe alles ganz genau durchdacht.«
    Sri fühlte sich sehr ruhig, aber sie musste ihre Hände tief in die Taschen ihres Blousons stecken, um das Zittern zu verbergen, das sie nicht unterdrücken konnte. Als Oscar die letzten Holzspäne von der Flöte abschälte, sie schließlich an die Lippen setzte und einen langen, tiefen Ton daraus hervorholte, spürte sie, wie ein Kribbeln über ihre Kopfhaut lief. Sie fragte sich, ob er womöglich irgendein zusätzliches Sicherheitssystem aktiviert hatte. Aber nichts geschah. Der heiße Wind wehte immer noch und drückte die Gräser auf den Dünen platt; entlang der Küste brachen sich kleine Wellen am Ufer, und draußen auf dem Meer hob sich der Umriss der Korvette wie ein Scherenschnitt von dem funkelnden Wasser ab. Zweifellos beobachteten die Menschen an Bord ihre Begegnung, aber das spielte keine Rolle. Der Wolf hatte die Kontrolle über das örtliche Sicherheitsnetz und den Satelliten in Tausenden Kilometern Höhe übernommen,
und die Waffensysteme des Schiffes hatte er ebenfalls deaktiviert.
    Oscar schenkte ihr ein Lächeln. »Ich habe sehr lange gelebt. Und jeder, der nur halb so lange gelebt hat, weiß, dass man jeden Tag mit dem Tod konfrontiert wird. Der Tod ist unser ständiger Begleiter. In unseren Gedanken ist er stets bei uns. Selbst an einem schönen Tag wie heute. Ich habe geglaubt, dass ich mich darüber freuen würde, wenn er endlich käme. Aber ich habe mich geirrt«, sagte er und warf das kleine Messer geradewegs auf Sri.
    Der Wolf schoss das Messer mit einem Laserstrahl aus der Luft, und Oscar fiel rückwärts von dem Baumstumpf. Er rappelte sich augenblicklich wieder auf und lief im Zickzack davon. Der Wolf folgte ihm, hatte jedoch Schwierigkeiten, in dem weichen, trockenen Sand Halt zu finden. Als Oscar um den Zaun herumsprintete, den er errichtet hatte, um seine Schildkröteneier zu schützen, rannte der Wolf direkt in den Zaun hinein. Holzpfähle prallten klirrend von seiner Haut ab, und das Netz des Zauns wickelte sich um zwei seiner Beine und schickte ihn zu Boden.
    »Töte ihn!«, schrie Sri in den heißen Wind. Ängstlich und wütend wirbelten ihre Gedanken durcheinander. Oscar krabbelte auf allen vieren einen Sandabhang hinauf. Überall um ihn herum gingen Sandlawinen nieder.
    »Na los doch! Töte ihn!«
    Der Wolf kam wieder auf die Beine. Ein gewaltiger Lichtblitz flammte auf, und Oscar wurde in einer Fontäne aus Sand und Rauch zur Seite geworfen. Wie ein unordentliches Bündel rollte er den Abhang hinunter und blieb schließlich auf dem Rücken liegen.
    Sri rief Yamil Cho an und ging dann den Strand hinauf, um sich zu vergewissern, dass ihr Mentor wirklich tot war. Als sie sich aufrichtete, kam der Helikopter mit dem Jaulen
überlasteter Turbinen in niedriger Höhe über die Dünen herangeflogen und landete auf der Fläche aus festgebackenem Sand am Rand des Wassers.
    Er hob wieder ab, sobald Sri eingestiegen war. Der Strand und der funkelnde Ozean blieben schräg unter der Kabine zurück. Die Korvette zog einen breiten weißen Kondensstreifen im blauen Wasser hinter sich her, als sie auf die Küste zufuhr.
    »Wie steht es mit dem Shuttle?«, fragte Sri, als sie sich neben Yamil Cho in den Sitz fallen ließ.
    »Es ist alles vorbereitet«, sagte Yamil Cho.
    »Und Berry?«
    »Befindet sich bereits an Bord. In zwanzig Minuten werden wir dort sein.«
    Der Helikopter drehte sich einmal um die eigene Achse, während er aufstieg. Sri sah die Dünen, die sich entlang der Küste erstreckten, und die trockenen braunen Flanken der Berge. Sie sah die dünne weiße Linie der Straße. Eine

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