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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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wurden, der Menschheit zeigen und sie auf eine höhere Entwicklungsstufe heben.
    Bei einer Suche im Netz fand er reichlich Material über die Edda, das Zi Lei veröffentlicht hatte, sowie ein Tagebuch, in dem sie ihre Reaktionen und Gefühle auf die Botschaften schilderte, die sie empfangen haben wollte. Darüber hinaus gab es einige Kommentare von Menschen, die das Ganze offenbar für Literatur oder eine Art Kunstwerk hielten. Von seinen ausführlichen Einsatzbesprechungen her wusste Ken Shintaro, dass Paris für seine Künstler und Geschichtenerzähler und sein Theater berühmt war. Er nahm an, dass Zi Leis Abhandlungen über die Edda und ihr Tagebuch Teil einer raffinierten Fiktion waren. Und ihr Auftritt
bei der Dauerhaften Friedensdebatte hatte sicher ebenfalls etwas damit zu tun gehabt – obwohl er die Art und Weise, wie sie das Publikum für kurze Zeit vereint hatte, merkwürdig beängstigend fand. Gab es womöglich tatsächlich so etwas wie eine harmonische Schwingung, mit deren Hilfe der Verstand mehrerer Menschen in Einklang gebracht werden konnte, so dass sie gemeinschaftlich dachten, wie bei den Drills am Ende seiner Ausbildung?
    Am nächsten Tag musste Ken Shintaro auf der Farm arbeiten. Es gab viel zu tun – drei Gewächshäuser voller Getreidepflanzen waren abgestorben. Die Pflanzen mussten herausgerissen und in das eisige Vakuum hinausgeschafft werden, als Vorbeugung gegen die Ausbreitung von Krankheiten. Die Ingenieure nahmen außerdem Proben von den Monokulturen aus Mikroalgen, da die Sauerstoffproduktion um acht Prozent gesunken war. Er hörte, wie sich zwei Ingenieure über das Problem unterhielten. Der eine sagte, dass es in Xamba, auf Rhea, noch weitaus schlimmer sei. Dort hatten sie zur Elektrolyse von Wasser übergehen müssen, um genügend Sauerstoff produzieren zu können. Der andere erwiderte, dass sowohl Athen als auch Spartica auf Thetys ihre Hefekulturen verloren hätten.
    Das war das Werk von Kens Brüdern, die ihre Ziele für den Angriff vorbereiteten.
    Als er zu seiner Wohnung zurückkehrte, fand er ein weiteres gefaltetes Flugblatt vor seiner Tür, das von einem tränenförmigen Stück durchsichtigen Kunststoffs beschwert wurde. In roten Großbuchstaben war eine Nachricht über den dicht gedruckten Text geschrieben worden: Bist du einer von uns?
    Am nächsten Tag kam Zi Lei zu ihm und fragte ihn, ob er ihre Exegese gelesen hätte. Es dauerte einen Moment, bis ihm klarwurde, dass sie das Flugblatt meinte. Sie redete bereits weiter, genauso abgehackt und atemlos wie ihre Prosa,
und erzählte ihm, dass sie den Edda zum ersten Mal in ihren Träumen begegnet war und dass sie nun hier und dort ihre Agenten sah.
    »Anfangs dachte ich, du seist einer von ihnen. Ich dachte, du könntest womöglich ein Spion sein.«
    Einen Moment lang spürte er, wie sich in seiner Brust etwas zusammenzog. Es war, als hätte Zi Lei ihm direkt in den Kopf geblickt und sein geheimes Ich gesehen. Dann wurde ihm jedoch klar, dass sie die Edda meinte. Er beruhigte sich wieder etwas und sagte: »Ich bin hier nur auf Besuch. Ich wurde in Rainbow Bridge geboren und befinde mich auf Wanderschaft.«
    »Ich weiß. Ich habe mich über dich informiert«, sagte Zi Lei. Sie lächelte und enthüllte kleine Zähne, die so weiß waren wie Reiskörner.
    Sie standen in dem Park in der Nähe des eingezäunten Geländes, auf dem Avernus wohnte. Einige Leute standen vor dem Eingang des rechteckigen Gebäudes und schwenkten Laserstifte, die leuchtende Botschaften in die Luft schrieben. Hilf uns in unserer Stunde der Not. Mögen die Häuser der Erde von der Pest heimgesucht werden. Frieden ist keine Lösung. Die Menschen wollten, dass sich Avernus den Kriegsvorbereitungen anschloss und Waffen herstellte. Gib uns keine Blumen, sondern Waffen.
    Zi Lei fragte ihn noch einmal, ob er ihre Exegese gelesen hätte, und er erwiderte wahrheitsgemäß, dass er sie mehrfach gelesen, aber nicht richtig verstanden hätte.
    »Im Text ist alles enthalten, was du wissen musst, wenn du ihn nur richtig liest«, sagte Zi Lei. Dann fügte sie hinzu, dass sie zur Arbeit müsse, und ging davon.
    Danach sah er sie zwei Tage lang nicht, und er vermisste sie. Nicht so sehr, wie er die vertraute Gesellschaft seiner Brüder vermisste, die Routine und Ordnung seiner Kindheit,
aber mit demselben süßen Schmerz. Sein Herz machte einen Sprung, als er kurz darauf eine Mango vor seiner Tür entdeckte und darunter ein zusammengefaltetes Blatt Papier mit einer

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