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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Dinge musste sie wieder und wieder durchgehen, bis sie schon daran zweifelte, ob irgendetwas davon tatsächlich real war, und ihr das Ganze so unwirklich vorkam wie eine Geschichte, die sie einmal im virtuellen Kino gesehen hatte. Zu keinem Zeitpunkt wurde ihr körperliche Gewalt angedroht, das Essen war nicht schlecht, und sie hielt sich, so gut es ging, mit Gymnastikübungen in ihrer Zelle fit. Darüber hinaus las sie Bücher auf der kleinen Lesetafel, die man ihr gegeben hatte, und versuchte, wachsam zu bleiben. Aber es wurde immer schwieriger, gegen die betäubende Mattigkeit anzukämpfen, die das Gefängnisleben in ihr auslöste.
    Als sie verhaftet worden war, hatte sie geglaubt, dass sie an einem Schauprozess würde teilnehmen müssen, aber das erschien ihr inzwischen immer unwahrscheinlicher. Und obwohl
Newt und die anderen Mitglieder des Jones-Truex-Bakaleinikoff-Klans sicher Anträge eingereicht hatten, dass sie entweder mit etwas angeklagt oder entlassen werden sollte, bezweifelte sie, dass sie damit Erfolg haben würden. Die Wärterinnen hatten durchblicken lassen, dass Marisa Bassi und der Stadtrat von Paris mit Kriegsvorbereitungen und den Problemen beschäftigt waren, die durch Sabotage auf den Stadtfarmen und im Netz entstanden waren. Wie es aussah, wurden Loc Ifrahim und sie in Reserve gehalten – Druckmittel, deren Wert unklar war und die möglicherweise niemals zum Einsatz kommen würden.
    Die letzten Verhöre hatten sich auf beunruhigende Weise von den vorhergehenden unterschieden. Ihre beiden Befrager, dieses Mal ein Mann und eine Frau, waren so höflich gewesen wie immer, aber anstatt sie erneut zu ihrer Vergangenheit zu befragen, waren sie eine lange Liste von Sabotagetechniken durchgegangen und hatten wissen wollen, ob Macy mit ihnen vertraut war. Außerdem hatten sie ihr Bilder von zwei-, dreihundert Leuten gezeigt – ein paar von ihnen hatte sie gekannt, andere nicht – und ihr zu allen dieselben Fragen gestellt, bevor sie sie entlassen hatten. Als sie nun in das hell erleuchtete Verhörzimmer gebracht wurde, spürte sie einen kleinen Schreck des Wiedererkennens, als sie sah, wer dort auf sie wartete. Sada saß in einem der Freischwinger und lächelte ihr zu. Sie deutete auf einen anderen Stuhl und sagte, dass sie sich setzen solle.
    Macy gehorchte. Ein kleines, elfenbeinfarbenes Keramikmesser, dessen Heft und Klinge aus einem Stück gefertigt waren, lag offen auf dem Tisch zwischen ihnen. Vielleicht sollte es Macy in Versuchung führen, irgendetwas Unkluges zu unternehmen. Oder sie daran erinnern, was geschehen könnte, wenn sie die Kooperation verweigerte. Sie gab sich alle Mühe, nicht weiter darauf zu achten.

    Sada betrachtete sie und sagte dann: »Du siehst viel besser aus, als ich gedacht hätte.«
    »Was hast du denn geglaubt, wie ich aussehen würde?«
    »Du wirkst gesund und fit. Sogar ausgeruht. Das ist gut.«
    »Und du wirkst, als hättest du einiges hinter dir. Vielleicht sollten wir die Plätze tauschen. Du siehst aus, als könntest du etwas Ruhe gebrauchen, und davon bekommst du hier reichlich.«
    Sada streckte sich auf ihrem Stuhl, so unbefangen wie eine Katze. »Ich könnte tatsächlich eine kleine Auszeit gebrauchen. Ich bin gerade von einer langen, anstrengenden Reise zurückgekehrt.«
    »Es würde dir hier gefallen. Ich bin schon in weitaus schlimmeren Gefängnissen gewesen. Eigentlich würde ich das hier nicht einmal Gefängnis nennen. Es ist eher wie ein Hotel, in dem sie einem die Zimmerschlüssel nicht geben wollen.«
    »Eine lange, anstrengende Reise«, sagte Sada noch einmal. »Ich habe an einem Projekt gearbeitet, das die Ereignisse in die richtige Richtung lenken soll. Man könnte auch sagen, dass ich einen Beitrag für die Zukunft geleistet habe.«
    Sie trug eine weiße Weste, die über ihren kleinen Brüsten zusammengebunden war, und weiße Leggins. Ihr Haar war kurz geschnitten und ihre linke Augenbraue von kleinen Metallringen durchzogen. Eine Tätowierung, die das Sternbild Kleine Wasserschlange zeigte, zog sich über ihre Wange. Sie wirkte tatsächlich erschöpft – ihre Haut war kreidebleich, ihre Augen waren rotgerändert und von dunklen Ringen umgeben. Zugleich sah sie absurd jung aus. Ein Kind in einem Faschingskostüm, das Macy erwartungsvoll anlächelte und zweifellos darauf hoffte, dass sie Rückfragen stellen würde. Macy schwieg. Bei diesem Spiel würde sie nicht mitmachen.

    »Ich kann dir leider nichts über das Projekt erzählen, aber du wirst

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