Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
Vom Netzwerk:
dass es genug sei, und jemand anderes legte ihr eine Hand auf den Arm. Ohne darauf zu achten, trat Macy einen Schritt vor. Sie atmete schwer. Eine Seite ihres Gesichts war heiß und geschwollen. Alle Insassen des Käfigs sahen zu ihr herüber. Die Frau funkelte sie durch einen Vorhang aus weißem Haar wütend an.
    »Wenn Sie wollen, können Sie mich gerne hassen«, sagte Macy zu der Frau. »Aber wir sitzen beide hier drinnen fest. Es wird einfacher sein, wenn wir versuchen, miteinander auszukommen.«
    »Die haben mich von meinen Kindern getrennt«, sagte die Frau. Ihre Augen glänzten tränenfeucht. Blasen von Blut und Schleim klebten an ihren Nasenlöchern. »Mich direkt vor den Augen meiner Kinder verhaftet …«
    Einige Leute halfen ihr auf die Beine und führten sie in einen anderen Teil des Käfigs. Niemand fragte Macy, ob es ihr gutginge. Sie entdeckte einen Mann, den sie oberflächlich kannte – einen Bauingenieur namens Walt Hodder. Ein ruhiger, kompetenter Mann um die sechzig, ein solider, geachteter Bürger, der Vorsitzende des Transportkomitees der Stadt. Er hatte im Stadtforum wortgewandt zur Vorsicht aufgerufen und sich nach Macys Interview mit Avernus mehrere Male mit ihr über das Netz unterhalten. Als sie zu ihm ging, sagte er ihr, dass sämtliche Insassen in irgendeiner Weise mit der Friedens- und Versöhnungsbewegung zu tun
gehabt hatten – sie waren alle mehr oder weniger zur selben Zeit verhaftet worden. Eines musste man Marisa Bassi lassen: Er wusste, wie man einen Staatsstreich organisierte. Der Stadtrat von Paris hatte den Ausnahmezustand verhängt. Friedensoffiziere hatten alle Luftschleusen geschlossen und das Eisenbahnsystem lahmgelegt. Die Stadt war abgeriegelt worden. Es hatte kein Entkommen gegeben. Avernus war zusammen mit ihrer Tochter und ihren Mitarbeitern gefangen genommen worden. Und ebenso zwei Ratsmitglieder, die Teil der Friedensbewegung gewesen waren. »Zu ihrer eigenen Sicherheit«, wie Marisa Bassi gesagt hatte. Trupps hatten Bürger verhaftet, und manche von ihnen waren dabei ziemlich brutal vorgegangen, sagte Walt Hodder. Die Friedensoffiziere und Wächter, die die Dauerhafte Friedensdebatte beendet hatten, hatten die Menschen gewaltsam aus dem Innern des Amphitheaters herausgeholt. Alle, die sich widersetzt hatten, waren zusammengeschlagen worden. Einige der Insassen des Käfigs hatten gebrochene Arme, Rippen, Kieferknochen oder Nasen davongetragen oder litten unter einer Gehirnerschütterung … Niemand wusste, was als Nächstes geschehen würde.
    »Wie es aussieht, hat die gute Seite den Streit wohl verloren«, sagte Macy.
    Eine der Drohnen außerhalb des Käfigs war herabgesunken und hatte ihre Kamera direkt auf ihr Gesicht gerichtet. Sie wandte sich ab. Inzwischen wünschte sie sich, sie hätte Sada doch gefragt, woran sie gearbeitet hatte. Zweifellos handelte es sich wieder um irgendeinen albernen Streich. Aber was war es?
    »Wenn Bassi seinen Willen bekommt, werden wir bald alle verloren haben«, sagte Walt Hodder.

› 8
    Kurz nachdem die Uakti etwa dreizehn Millionen Kilometer vom Saturn entfernt den Orbit von Phoebe passiert hatte, wurde das Shuttle von zwei Einmannjägern abgefangen, die sich genau seinem Delta v anpassten und in zehn Kilometern Entfernung zu beiden Seiten neben ihm herflogen. Per Laserverbindung wurde eine Nachricht an Sri Hong-Owen übermittelt, in der sie aufgefordert wurde, die Kontrolle über ihr Schiff abzugeben, damit sie sicher zur Gaias Ruhm geleitet werden konnte. Ein paar Sekunden später verband sich eine Drohne mit einer Anschlussbuchse vor der Heckflosse des Schiffes und klinkte sich in die Steuerung ein. Die Steuertriebwerke des Shuttles änderten die Flugrichtung um fünfzehn Grad auf der Horizontalachse und der Hauptantrieb begann mit der Vorzündungssequenz.
    »Ich glaube, wir müssen uns auf eine Kursänderung gefasst machen«, sagte Yamil Cho zu Sri.
    Sri war bereits nervös gewesen, seit ihr Sekretär die Einmannjäger entdeckt hatte, die sich ihnen genähert hatten. Jetzt verspürte sie den ersten Anflug von echter Panik. »Es hieß, dass sie uns zur Gaias Ruhm bringen wollen. Und dorthin waren wir sowieso unterwegs. So war es vereinbart. Warum ändern wir dann den Kurs?«
    Als Sri von der Erde geflohen war, war es ihre einzige und beste Hoffnung gewesen, sich Arvam Peixoto zu ergeben. Auf dem Weg zum Saturn hatte sie mehrere offene Gespräche mit ihm geführt, Arvam an Bord der Waldblume und Sri ein Stück weiter hinter

Weitere Kostenlose Bücher