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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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geheim gehalten hatten, und sehr vielversprechend, dass sie Alder dieses Geheimnis anvertraut hatten. Wenn sie jemals Gelegenheit erhalten sollte, Avernus zu treffen, würde die Begegnung zweifellos von diplomatischen Protokollen und höflichen Nettigkeiten behindert sein. Es würde nur wenig
oder gar keine Gelegenheit geben, sich offen auszutauschen, von Wissenschaftlerin zu Wissenschaftlerin. Aber wenn Alder den Mitgliedern von Avernus’ berühmtem Team so nahe kommen konnte wie den jungen Wissenschaftlern der Farm für Vakuumorganismen, wäre er vielleicht in der Lage, informelle Kanäle zu öffnen, die sie dazu nutzen konnten, die Kommunikation aufrechtzuerhalten und Avernus im Auge zu behalten, nachdem sie Kallisto verlassen hatte.
    Doch selbst jetzt, da die Eröffnungszeremonie des Bioms nur noch wenige Tage entfernt war, hatte weder die brasilianische Botschaft noch die Mannschaft der Familie Peixoto von irgendjemandem in der Stadt eine Bestätigung erhalten können, ob Avernus nun nach Rainbow Bridge kommen würde oder nicht. Die Luís Inácio da Silva , die die Verkehrsleitzentrale im Jupitersystem abhörte, hatte nichts Nützliches in Erfahrung bringen können. In den Foren im Netz wurde viel über die Genzauberin geredet, aber es gab keine greifbaren Informationen. Alder kehrte von seinem Ausflug zu der Grotte mit Bildern und Proben chemotropher Vakuumorganismen zurück, die seit mehr als achtzig Jahren in ihrer abgeschlossenen Umgebung lebten und komplizierte wellenförmige oder geriffelte Muster gebildet hatten. Über ihre Schöpferin selbst hatte er jedoch keine Neuigkeiten.
    Schließlich schlug Sri allen Stolz und alle Vorsicht in den Wind und bat Loc Ifrahim, sie erneut in ihrer Suite zu besuchen. Er lieferte ihr ein paar bruchstückhafte Beweise gegen Speller Twain und wiederholte sein Angebot, »sich des Problems anzunehmen«, teilte ihr jedoch mit, dass er nichts darüber gehört hatte, ob Avernus an der Eröffnungszeremonie teilnehmen würde oder nicht. Anscheinend wusste das niemand, und der Mangel an greifbaren Fakten machte Sri unruhig und ungeduldig. Außerdem neigte sie zu starken Stimmungsschwankungen, unter denen besonders Alder und
Yamil Cho zu leiden hatten. Und dann kam bei einem offiziellen Empfang am Tag vor der Eröffnungszeremonie Euclides Peixoto zu ihr und sagte: »Sie ist hier.«
    »Wer ist hier?«
    »Avernus – wer sonst? Ich an Ihrer Stelle würde mir ein paar neue Informanten besorgen«, sagte Euclides Peixoto, »denn Ihre sind offenbar nicht so gut wie meine, und ich habe es nicht einmal darauf angelegt, mit der verrückten alten Hexe Kontakt aufzunehmen.«
    Sie standen im zentralen Hof der Botschaft Großbrasiliens. Der Hof war mit breiten Bahnen pastellfarbener Seidenstoffe überdacht, während an den Wänden riesige Buketts mit Blumen und Farnen hingen. Der Boden war mit getrockneten Rosenblättern bedeckt, die einen betörenden Duft verströmten, wenn die Würdenträger von Rainbow Bridge, die Diplomaten und Handelsdelegierten Großbrasiliens und die Vertreter von Minos, Europa und anderen Städten und Siedlungen des Jupitersystems darüber hinwegschritten. Die Baumannschaft des Bioms stand in einer Ecke beieinander und fühlte sich inmitten der ganzen Pracht und rituellen Höflichkeit augenscheinlich unwohl. In ihren Uniformen wirkten sie farbloser als die restlichen Anwesenden, einschließlich des Servicepersonals, das Cocktails und Canapés reichte, und des Streichquartetts, das eine Auswahl aus den Werken von Haydn und Mozart spielte. Der Hof war hoffnungslos überfüllt, und wenn sich jemand bewegte, mussten die Leute in seiner Umgebung zwangsläufig Platz machen, so dass alle langsam umeinander rotierten wie Zahnräder in einem alten und besonders komplexen Uhrwerk. Sri stand dicht bei Euclides Peixoto, eingehüllt in eine kleine Duftwolke seines Rasierwassers.
    »Ich habe nie bezweifelt, dass Avernus kommen würde«, sagte sie kühl. »Das Biom war ihre Idee. Sie hat die Kosten
für seinen Bau abgesegnet. Natürlich hatte sie bei seiner Erweckung dabei sein wollen.«
    Euclides Peixotos Lächeln wurde breiter und enthüllte einen Großteil seiner überraschend weißen, ebenmäßigen Zähne. Er trug irgendeine alberne Uniform, die er vermutlich selbst entworfen hatte: Ein graues Jackett und Hosen mit rosafarbener Paspelierung, eine Platte mit Ordensbändern auf der Brust, eine graue Kappe mit einem polierten schwarzen Schirm, die er sich tief über seine kleinen,

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