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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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erstrahlten, war es sehr kalt. Die älteren Einwohner trugen lange Mäntel und hohe Hüte aus künstlichem Pelz, und viele der jüngeren waren genetisch verändert
worden, so dass sie über einen dichten, glänzenden Pelz aus feinem Haar und isolierende Fettschichten verfügten – Robben mit menschlichen Gesichtern, Händen und Füßen, die lediglich kurze Hosen und Westen mit zahlreichen Taschen trugen.
    Tymon Simonov lebte in einer mit Luft gefüllten und dreifach isolierten Blechdose, die westlich der Schlucht im schwarzen Wasser hing, unter einer massiven Eisdecke, die sich in alle Richtungen erstreckte. Seine Labors nahmen alle fünf Decks ein, und er und sein kleines Gefolge von Robotern schienen die einzigen Bewohner zu sein. Er erzählte Sri und Alder, dass er inzwischen am liebsten für sich allein war und darüber nachdachte, einmal auf eigene Faust Europa zu umrunden – eine Reise, die mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen würde. Er war jedoch recht gastfreundlich; ein aufgeweckter Gnom mit einem blassen, wächsernen Gesicht und einem Kranz aus schulterlangem weißen Haar, das seinen kahlen Schädel umgab. Er trug lediglich geflickte kurze Hosen und einen Werkzeuggürtel und redete munter daher. Er erklärte ihnen, dass es eigentlich nicht schwierig sein sollte, Kontakt zu Avernus aufzunehmen, wenn sie erst einmal an ihrem Ziel angekommen war.
    Anscheinend war sie in eine abgeschirmte Kapsel auf der halb vollendeten Eisenbahnstrecke eingestiegen, die in Zukunft einmal den gesamten Äquator umspannen sollte. Damit hatte sie mehrere Tausend Kilometer auf der Peripherie des kleinen Mondes zurückgelegt, bis zu dem Knotenpunkt, von dem ein Nebengleis zu den Farmen im Tyre Macula abging. Unter der großen Ebene dort gab es eine sehr aktive heiße Quelle. Die Kruste war nur einen Kilometer dick, von einem Warmwasserstrom ausgehöhlt, der in etwa einhundert Jahren zur Oberfläche durchbrechen und dort vorübergehend ein kleines Meer bilden würde – ein Gemisch aus Eis
und Wasser, das heftig im Vakuum brodeln würde, während es das umgebende Gelände überflutete, und dann erneut gefrieren würde. Wasser aus der Quelle, das reich an gelösten Mineralien war, wurde durch riesige Tanks gepumpt, wo Bakterien die Metalle, Nitrate und Phosphate extrahierten und Hefen mit Hilfe von Stoffwechselbahnen, die von einheimischen Bakterien kopiert worden waren, die in der bedrückenden Schwärze am Grund des Ozeans an den Hydrothermalquellen lebten, den Kohlenstoff banden. Obwohl es auf Europa reichlich Kohlenstoff gab, war das meiste davon in Form von Kohlendioxid im Ozean gelöst. Neben Kulturen von Vakuumorganismen, die in den Einschlagkratern von Meteoriten gezüchtet wurden, waren die Tanks seit vielen Jahren die Hauptquelle für Kohlenstoff, der für die Herstellung von Baudiamant und Fullerenen verwendet wurde, die bei der Erweiterung der Stadt und der kleineren Siedlungen auf Europa zum Einsatz kamen. Die Bakterien und Hefen, die in den Tankfarmen benutzt wurden, hatte Avernus vor vielen Jahren entwickelt, und die Genzauberin besaß immer noch ein Apartment dort. Sri fragte sich, ob sie auch hier geheime Gärten geschaffen hatte. Und ob sie über die strahlenverseuchte Oberfläche von Europa reiste, um diese zu besuchen.
    Tymon plapperte weiter, während er Sri und ihren Sohn auf seiner »zehn-Cent-Tour«, wie er es nannte, durch seine Labors führte. In versiegelten Aquarien waren verschiedene Arten autolithotrophen Seegrases untergebracht, die aus den Genen von Rotalgen und einheimischen Bakterien geschaffen worden waren, darüber hinaus Bartwürmer, die an schleimige Blumen erinnerten und so lang waren wie Sris Arm, träge Albinokrabben, die sich unter Steinen verbargen, und einige Exemplare eines aalähnlichen Fisches. Es handelte sich um blasse, blinde Saiblinge, die in einen dünnen,
knotigen Mantel gehüllt waren – mit symbiotischen Bakterien besetzte Außenkiemen -, und träumerisch langsam in einem zylindrischen Tank im Kreis schwammen, der aus Panzerglas bestand, das mehrere Zentimeter dick war und sich blutwarm anfühlte, wenn man es berührte.
    Der alte Genzauberer erklärte, dass er Tausende Exemplare dieses Pseudoaals klonen und sie im tiefsten Teil des Ozeans aussetzen wolle. »Wir werden ihnen Chips einsetzen, die Daten zu Wolken von mikroskopisch kleinen Empfangsstationen übertragen werden. Und ihre aus modifizierten Muskelzellen bestehenden Batterien werden sie viele Monate lang mit

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