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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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von ihnen wirkte sie deutlich dunkler, und direkt unter ihren Füßen war sie grau oder schwarz. Sie war mit kleinen Steinen übersät, die unterschiedlich tief in den Staub eingesunken waren. Und jeder Stein warf einen klar umrissenen Schatten und war mit winzigen Löchern überzogen. Krater, die die Einschläge von Mikrometeoriten hinterlassen hatten, dachte Dave #8, und die Verbindung dessen, was er gelernt hatte, mit dem, was er vor sich sah, erfüllte ihn mit großer Freude.
    Die Ebene um sie herum war ebenfalls von Kratern in allen Größen übersät – von Nadelstichen über kleine Tassen aus zerschmettertem Gestein bis hin zu tiefen Schüsseln, die das Shuttle im Ganzen hätten aufnehmen können. Die Abhänge im Innern mancher der Krater waren selbst ebenfalls von kleineren Kratern gesprenkelt, und die größeren waren
von Ringen aus Ejekta umgeben – Steine, die bei den Einschlägen aus dem Boden gerissen und durch die Gegend geschleudert worden waren. Manche der Steine waren riesig: Dave #8 sah zwei seiner Brüder an einer fernen Ansammlung zerbrochener Gesteinsbrocken vorbeilaufen, die größer waren als das Shuttle. Im selben Moment fiel ihm auf, dass er erneut hinter Dave #14 zurückgeblieben war.
    Der rote Punkt, der die Position von Dave #8 auf der Navigationsanzeige angab, kroch immer weiter auf das gelbe Kreuz zu, das die vorgegebenen Koordinaten markierte. Schließlich langten er und Dave #14 an einem Krater an, der mindestens hundert Meter Durchmesser hatte. Sein Rand war blendend weiß und leicht erhöht, und sein gewölbtes Inneres fiel steil zu einem flachen Boden ab, der überall mit Ansammlungen und Teppichen zerbrochenen Gesteins bedeckt war.
    Dave #8 blickte sich um und sagte dann: »Ich kann die Sterne nicht sehen. Wahrscheinlich werden sie vom Gleißen der Sonne verdeckt. Aber wo ist die Erde? Sie müsste doch eigentlich viel heller leuchten als die Sterne. Glaubst du, dass wir uns auf der Mondrückseite befinden, die von der Erde abgewandt ist?«
    »Du hast zu viel Phantasie. Deswegen denkst du auch ständig über unwichtige Dinge nach«, sagte Dave #14.
    Er war ein phlegmatischer Bursche – praktisch veranlagt, hartnäckig und unermüdlich. Wie Dave #27 einmal gesagt hatte, konnte er sich so lange mit einem schwierigen Problem befassen, bis er es durch schiere Willenskraft gelöst hatte.
    »Im Augenblick sollten wir uns darauf konzentrieren, die Flagge zu suchen«, sagte er. »Und wenn du deinen Blick auf den Boden gerichtet hättest, anstatt auf den Himmel, hättest du sie längst entdeckt.«

    Dave #8 blickte in die Richtung, in die Dave #14 deutete, und sah ein rotes Dreieck vor einem quadratischen Gesteinsbrocken auf der gegenüberliegenden Seite des Kraterbodens. »Ist es sicher, hier hinunterzuklettern?«, fragte er zweifelnd.
    »Wir haben den Auftrag erhalten, die Flagge zu holen, also werden wir dort hinunterklettern müssen«, sagte Dave #14.
    Sie stiegen eine flache Ebene hinab, die rasch steiler wurde, so dass sie in dem aufwirbelnden Staub, der sich sogleich wieder absetzte, auf allen vieren weiterkriechen mussten. Staub blieb an ihren Armen und Beinen und den Brustplatten ihrer Druckanzüge kleben, legte sich auf ihre Sichtscheiben und hinterließ Schlieren, wenn sie versuchten, ihn abzuwischen. Dave #8 stieß einen faustgroßen Stein an, der vor ihm den Abhang hinunterrollte und immer mehr Geschwindigkeit aufnahm, bis er, ohne ein Geräusch zu verursachen, gegen einen großen, halb im Boden begrabenen Brocken prallte und liegen blieb. Dave #8 spürte einen kurzen Stich der Furcht. Sein Anzug war eine zerbrechliche Blase, die mit Luft und Wärme gefüllt war. Ein falscher Schritt, und auch er würde den Abhang hinunterrollen, bis seine Sichtscheibe an irgendeiner harten, unbarmherzigen Kante zerbarst.
    Dave #14 stieg über einen Wall aus kleinerem Geröll, packte den Drahtstiel der Flagge mit den behandschuhten Händen und zog die pfeilförmige Wurzel aus dem Boden. Das rote Dreieck leuchtete unwirklich grell vor den monotonen Farben des Gesteins, das um sie herum verstreut war. Als Dave #8 bei seinem Bruder ankam, stellte er fest, dass das Shuttle nicht mehr zu sehen war und dass sie beide noch nie zuvor in ihrem Leben so allein gewesen waren. Um sie herum erhoben sich nur die schrägen Seiten des Kraters, während sich über ihnen der schwarze Himmel und das gnadenlose Scheinwerferlicht der Sonne befanden.

    »Einer von uns hätte oben auf dem Kraterrand bleiben sollen,

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