Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
Vom Netzwerk:
für den Fall, dass der andere in Schwierigkeiten gerät«, sagte er.
    »Das machen wir beim nächsten Mal«, erwiderte Dave #14. »Jetzt möchte ich gern der Erste sein, der zurückkehrt.«
    Sie folgten der Spur ihrer Stiefelabdrücke durch die sanft gewellte Mondlandschaft zum Shuttle zurück, aber der Rückweg war ganz anders als der Hinweg. Dieser kurze Ausflug hatte sie für immer verändert.
    Es fanden noch zahlreiche weitere Übungen auf der Mondoberfläche statt. Lange Wanderungen durch verschiedene Geländeformen. Navigation von einem Punkt zum anderen. Die Suche nach Vorratslagern. Teams, die gegeneinander antraten, bewaffnet mit Pistolen, die Kügelchen aus gepresstem rotem Pulver verschossen. War jemand zu ungeschickt oder hatte einfach Pech und wurde von dem Pulver getroffen, blieb es an ihm kleben und markierte ihn in diesen Kriegsspielen als Opfer. Die Übungen fanden stets auf der Mondrückseite statt, niemals unter einem Himmel, an dem der blauweiße Halbmond der Erde zu sehen gewesen wäre.
    Etwa sechzig Tage nach der ersten Exkursion stapfte Dave #8 allein durch ein sattelförmiges Tal zwischen zwei abgerundeten Gipfeln der Montes Cordillera, wobei er einen kleinen Schlitten mit Vorräten hinter sich herzog. Da stieß er plötzlich auf eine Spur von Stiefelabdrücken. Sie waren etwas größer als seine eigenen Füße, konnten also nicht von einem seiner Brüder stammen. Außerdem unterschied sich der Abdruck der Sohlen von denen seiner Stiefel. Die Spuren konnten einen Tag alt sein oder hundert Jahre; im Vakuum auf der Mondoberfläche konnten Stiefelabdrücke Millionen von Jahren überdauern, bis sie irgendwann – langsam, aber sicher – durch die Einschläge von Mikrometeoriten ausgelöscht wurden. Er folgte der Spur um einen flachen
Krater herum und einen Abhang hinunter, wo sie in einem wirren Durcheinander paralleler Reifenspuren endete, die von einem kleinen Fahrzeug hinterlassen worden waren, das hier gewendet hatte und nach Osten zurückgefahren war, die Richtung, aus der es gekommen war.
    Dave #8 stand still da. Ihm kam der Gedanke, dass er den Spuren nach Osten folgen könnte, am großen Ring der Montes Cordillera vorbei und immer weiter, durch die knotigen Hügel und Erhebungen der Montes-Rook-Formation bis zum Mare Orientale an der Grenze zur Vorderseite des Mondes. Dort würde er endlich die Erde sehen, die blauweiß und herrlich am schwarzen Himmel hing. Er befand sich auf einer Wanderung, die achtundvierzig Stunden dauern sollte. Wenn die Lektoren irgendwann feststellten, dass er verschwunden war, wäre er längst nicht mehr zu orten. Einen Moment lang beherrschte ihn der Gedanke wie ein Muskelkrampf, doch dann verschwand er wieder. Was würde er tun, wenn er die Vorderseite erreichte? Wohin sollte er sich wenden? Wie sollte er überleben?
    Dave #14 hatte sich geirrt, dachte er, während er zu seinem Schlitten zurückstapfte. Er hatte nicht zu viel Phantasie, sondern zu wenig.

› 2
    Nun, da das J-2-Testprogramm am Laufen war, wurden die Piloten regelmäßig zur Erde geschickt, um Urlaub zu nehmen oder zur Stärkung der Moral die Werksanlagen zu besuchen, in denen ihre Flieger zusammengebaut wurden. Außerdem berieten sie sich mit den Designern des neuen Trägerschiffs, der Gaias Ruhm , oder nahmen an Werbeveranstaltungen mit hochrangigen Mitgliedern der Armee und Angehörigen der ineinander verzahnten Welten von Politik und Waffenindustrie teil. Von einer dieser Veranstaltungen kehrte Luiz Schwarcz mit der Neuigkeit zurück, dass neue Piloten für den J-2 ausgebildet werden sollten und dass einige von ihnen aus der Europäischen Union stammen würden.
    »In politischer Hinsicht ist das durchaus sinnvoll«, sagte er ein paar Tage später zu Cash Baker und Colly Blanco. »Die Europäer haben zu uns gehalten, als es so aussah, als würden wir gegen die Pazifische Gemeinschaft Krieg führen. Wir haben langjährige, intensive wirtschaftliche Verbindungen mit ihnen, und sie mögen die Außenweltler sogar noch weniger als wir. Schließlich haben sie sich geweigert, sich an diesem ganzen Unsinn über Frieden und Versöhnung zu beteiligen, obwohl es für sie einen starken Anreiz gegeben hätte. Wenn wir tatsächlich einen Krieg mit den Außenweltlern beginnen …«
    »Es wird einen Krieg geben«, sagte Cash.
    »Also, wenn wir in den Krieg ziehen, werden wir von ihrer Hilfe profitieren«, sagte Luiz. »Die Europäer sind der älteste und reichste Machtblock der Erde. Es heißt, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher