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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Homunkulus, der nicht ganz menschlich war. Seine Gelenke unter der dunklen, ledrigen Haut waren geschwollen, sein Kopf schien für seinen schmalen, gebeugten Körper zu groß zu sein, seine Ohren hingen leicht herab, und seine nackte, faltige Kopfhaut war mit Kolonien gutartiger Geschwüre übersät. Sris Guru, ihr Meister. Überall in seinem Körper befanden sich Medibots, die sein Blut filterten, starke Antikörper gegen jede Art von Infektion produzierten, Krebszellen zerstörten und ständig ein Ärzteteam in Carrizalito über seinen Zustand auf dem Laufenden hielten. Er hatte Zugriff auf die Übertragungen von Satelliten und Wetterstationen und die zusammengefassten Daten Tausender winziger Maschinen, die im Meer schwammen. Er besaß einen direkten Draht zur Präsidentin Großbrasiliens und zu den Staatsoberhäuptern und grünen Heiligen jedes Landes der Erde. Wenn ihm danach war, konnte er eine Flotte Bauroboter herbeirufen und einen Wald pflanzen oder einen Berg nach seinem Gutdünken umgestalten lassen. Eine dauerhaft stationierte Garnison von Soldaten bewachte das Gelände im Umkreis seiner Einsiedelei, Wölfe patrouillierten in den Dünen, und er hatte direkten Kontakt zu einem Satelliten in einer stationären Umlaufbahn, der alles und jeden innerhalb der Sicherheitszone um seine Hütte mit einem Röntgenlaser zur Strecke bringen konnte.
    Als Oscar sie nun mit traurigem und besorgtem Blick musterte, hatte Sri das Gefühl, den Boden unter den Füßen
zu verlieren. Zum ersten Mal spürte sie den Geschmack der Niederlage. Das Scheitern der Biompartnerschaft hatte sie noch nicht weiter beunruhigt. Im Grunde war das Projekt nie mehr als eine politische Geste gewesen, und es hatte recht eindrucksvoll die Meinungsverschiedenheiten unter den Bewohnern Kallistos und innerhalb der Familie Peixoto zutage treten lassen. Und obwohl Sri wütend gewesen war und sich gedemütigt gefühlt hatte, weil sie zurückgerufen worden war, bevor sie mit Avernus hatte Kontakt aufnehmen können, war sie darüber inzwischen hinweg und erneut entschlossen, zu beweisen, dass sie es mit Avernus aufnehmen oder die Genzauberin sogar übertreffen konnte. Aber wenn sie Oscar nicht davon überzeugen konnte, dass die Familie ihre Anstrengungen verdoppeln musste, eine friedliche Partnerschaft mit den Außenweltlern aufzubauen, wenn sie ihm nicht das gewaltige, noch unerschlossene Potenzial der aufsteigenden Generation der Außenweltler vor Augen führen konnte, würde sie sich von ihrem Guru abwenden und sich Arvam Peixoto und den anderen Gegnern der Versöhnung anschließen müssen. Sie würde sich für einen Krieg aussprechen müssen. Während Oscars Blick auf ihr ruhte, fragte sie sich, ob er das wusste; ob er über das Filmmaterial Bescheid wusste, das sie Arvam geschickt hatte, und den ganzen Rest.
    »Komm mit mir«, sagte er schließlich. »Ich will dir etwas zeigen.«
    Sie schritten durch einen Blumengarten, der mit Abfall aus den Dörfern und Städten verziert war, die durch den ansteigenden Meeresspiegel überflutet worden waren – kalküberzogene Flaschen und Geschirr, alte Blechschilder, Plastikflaschen aller Formen und Größen, die von den Jahren unter Wasser ausgeblichen waren, Stücke von glattem Treibholz, das an Muskelstränge erinnerte. Dahinter, auf dem bleichen, trockenen Sand oberhalb der Küste, befand sich
ein Pferch, der mit einem an Pfählen befestigten Maschendrahtzaun eingefriedet war. Der grüne Heilige stieg flink über den Zaun, kniete sich nieder und schaufelte vorsichtig etwas Sand beiseite. Darunter kamen ein paar weiche weiße Kugeln zum Vorschein. Schildkröteneier.
    »Das habe ich letztes Jahr zum ersten Mal ausprobiert«, sagte Oscar. »Der Zaun hindert Echsen und Krabben daran, die Eier zu fressen. Man muss sie tief im Sand eingraben. Wenn die Jungtiere schlüpfen, nehme ich den Zaun weg und lasse sie zur Brandung hinunterkriechen.«
    »Sind von der Brut des letzten Jahres welche zurückgekehrt?«
    »Soweit ich weiß, nicht.«
    »Das Meer ist wohl noch nicht bereit für sie.«
    »Möglicherweise sind ein paar von ihnen noch dort draußen. Vielleicht sind sie zu einem anderen Strand geschwommen. Aber wahrscheinlich hast du Recht. Es gibt immer noch so vieles, das wir wieder in Ordnung bringen müssen. Die hier werden vielleicht ebenfalls nicht zurückkehren«, sagte Oscar, während er den Sand wieder über die Eier schob. »Aber wir müssen es weiter versuchen.«
    Sri sagte: »Wenn das eine Art Gleichnis

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