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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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sein soll, bin ich mir nicht sicher, ob ich es ganz verstehe.«
    Oscar stand auf und wischte sich den Sand von den Knien. »Wir sind immer noch damit beschäftigt, Buße zu tun. Es ist nicht leicht, und vielleicht wird sich manches von dem, was wir vorhaben, als unmöglich erweisen. Immer wieder erleiden wir neue Niederlagen. Aber wir müssen es versuchen, denn uns bleibt keine andere Wahl. Wir müssen unsere Fehler wiedergutmachen – deswegen sind wir hier. Die Versöhnung mit den Außenweltlern ist ein Teil davon. Sie hat keinen Wert an sich. Sie ist nichts, wovon irgendjemand profitieren könnte.«

    »Wir können noch mehr tun. Viel mehr. Ich kann gerne erneut ins Außensystem fliegen. Wann immer du willst.«
    »Mir ist ebenso daran gelegen, eine friedliche Beziehung zu den Außenweltlern aufzubauen, wie dir, aber es muss zu ihren Bedingungen geschehen. Wenn sie unsere Bemühungen ablehnen, können wir daran nichts ändern. Verstehst du das, meine Liebe?«
    »Natürlich.«
    Was hätte sie sonst sagen sollen? Oscar Finnegan Ramos war mächtig, launenhaft und nicht ganz menschlich. Er konnte ihr ihr Labor und ihre Karriere wegnehmen. Er konnte dem Satelliten den Befehl erteilen, sie umzubringen, während sie zu Yamil Cho zurückkehrte, der beim Auto auf sie wartete. Ein weißglühender Strahl aus dem Orbit würde sie pulverisieren und nichts zurücklassen außer einem rauchenden, gläsernen Krater in den Dünen.
    »Es hat immer Familienmitglieder gegeben, die sich gegen eine Versöhnung ausgesprochen haben«, sagte Oscar. »Und seit das Biomprojekt so plötzlich und erfolglos beendet wurde, sind ihre Stimmen lauter geworden. Wir werden sie nicht mit einer weiteren Niederlage oder der Möglichkeit einer Niederlage in ihren Ansichten bestärken. Stattdessen werden wir uns zurückziehen. Wir halten die Kanäle offen, warten auf den richtigen Augenblick, und dann versuchen wir es noch einmal.«
    Der grüne Heilige war zweihundert Jahre alt. Er hatte längst gelernt, geduldig zu sein und die Ereignisse auf lange Sicht zu betrachten. Aber Sri glaubte, dass er sich dieses Mal irrte. Sie wusste, dass sich die Dinge mit enormer Geschwindigkeit veränderten. Ihnen blieb nicht genug Zeit, um abzuwarten, bis sich der kleine Skandal um das Biomprojekt gelegt hatte, nicht genug Zeit, um die Vorbereitungen für einen weiteren Vorstoß zu treffen. Auf der Reise zurück
nach La Paz, während des Fluges in die Antarktis und an den darauffolgenden Tagen grübelte sie darüber nach, was sie als Nächstes tun sollte. Und ihre Gedanken kreisten um Frieden und um Krieg.

ZWEITER TEIL
    Der Stärkste überlebt

› 1
    Eines Tages, kurz bevor die Jungen an Bord des Shuttles gingen, das sie zu einer ihrer regelmäßigen Übungsstunden im Nahkampf unter Schwerelosigkeit in den Orbit bringen sollte, gab Vater Solomon ihnen die Anweisung, ihre Druckanzüge anzulegen. »Heute werden wir etwas Neues ausprobieren.«
    Die kugelförmigen Helme unter den Arm geklemmt, folgten die Jungen Vater Solomon und den anderen drei Lektoren in den gepolsterten Laderaum des Shuttles und saßen zwei Stunden lang gehorsam schweigend auf ihren Sitzbänken angeschnallt da, während das Shuttle in einer niedrigen, suborbitalen Flugbahn einmal halb um den Mond flog. Nachdem es gelandet war, setzten sich die Jungen ihre Helme auf und überprüften die Lebenserhaltungssysteme ihrer Sitznachbarn. In ihren steifen Druckanzügen waren ihre Bewegungen unbeholfen, und sie stießen in dem beengten Raum aneinander, aufgeregt und unruhig. Die Luft wurde aus dem Laderaum gepumpt, eine Rampe herabgelassen, und die Lektoren trieben die Jungen in einer Reihe die kurze Rampe zur Oberfläche hinab.
    Dave #8 war einer der Letzten, die das Shuttle verließen. Er folgte den anderen aus dem Schatten ins Licht. Ein paar der Jungen sanken auf die Knie, die Arme um ihre großen, runden Helme geschlungen. Der Rest stand – wie Dave #8 – nur da und starrte voller Verzückung auf die trostlose Ebene vor ihnen. Die Ebene erstreckte sich bis zu einer Hügelkette, deren Erhebungen sanft gerundet waren wie Kissen, und die sich von einem Ende des Horizonts bis zum anderen hinzogen.
Alles war klar und deutlich zu erkennen. Die Ebene war mit Kratern und den Schatten von Gesteinsbrocken aller Größen übersät, und die Hügel setzten sich scharf von einer Dunkelheit ab, die so undurchdringlich war wie das Ende der Welt. Man hatte den Eindruck, als würde man sich am Boden eines Raums befinden,

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