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Der stille Ozean

Der stille Ozean

Titel: Der stille Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Roth
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versuchen, den Fuchs aus einem der Eingänge zu treiben. Das ist nicht ganz einfach«, erklärte Hofmeister. »Wir wissen ja nicht einmal, ob ein Fuchs im Bau ist.« Ascher nickte. Von Rogys Kopf sah er nur den Hut, sein Körper lag ausgestreckt vor ihm auf dem Boden. »Ich glaube, wir werden heute nicht viel Glück haben«, fuhr Hofmeister fort.
    Eine Zeitlang stöberte der Hund im Bau, dann gingen sie weiter. Sie traten aus dem Wald, überquerten eine Wiese. Ascher sah, daß das Gras im Tal weiß war von Reif, heroben auf dem Hügel jedoch von der Wärme schon grün. Wie Lichtfinger fielen die breiten Sonnenstrahlen in den dunstigen Graben. Einmal riß ein Jäger das Gewehr von der Schulter und schoß auf einen Nußhäher, der auf einem Ast saß. Am Aufflattern der Flügel konnte Ascher erkennen, daß er getroffen war, er rührte sich jedoch nicht. Sie kamen näher und sahen ihn langsam sterben. Er schaukelte hin und her, dann griff ihn ein Jäger herunter und schlug ihm mit dem großen Stock, den er zum Gehen verwendete, auf den Kopf. Es war Mittag geworden, und ein Teil der Jäger mußte zur Schichtarbeit nach Deutschlandsberg und Gasselsdorf in das Ziegelwerk. Sie stiegen wieder auf Transporter und fuhren zum Kaufhaus. Hofmeister hatte einen Arm auf Aschers Schulter gelegt.
    »Wissen Sie was«, sagte er, »Sie müssen zur Hochzeit meines Sohnes kommen.« Ascher antwortete, daß er gerne kommen würde.
    »Es ist in der nächsten Woche. Ich gebe Ihnen noch Bescheid. Aber Sie kommen?«
    »Ich komme gerne«, sagte Ascher.
    »Sie werden sehen, es wird Ihnen gefallen.« Er nahm einen langen Schluck aus einer Schnapsflasche und steckte sie wieder ein.
    »Wenn der erste Schnee fällt, werden wir die Füchse der Reihe nach schießen«, sagte er nach einer Weile. »Im Neuschnee lassen sich die Spuren gut verfolgen, und dann sind sie dran.«
    »Er hat einen Fuchspelz gekauft«, sagte einer der Jäger. »Tatsächlich?« fragte Hofmeister. »Wieviel haben Sie bezahlt?«
    »Sechshundert.«
    »Sechshundert? Jetzt, wo wir die Tollwut haben, zahlen Sie das Doppelte.«
    Sie hielten vor dem Kaufhaus. Kinder tranken aus Flaschen Limonade oder standen mit der Schultasche herum und schauten die Jäger an. »Geht nach Hause«, rief einer der Jäger und sprang herunter. Die Kinder kümmerten sich nicht darum. Als Ascher ausgestiegen war, kam ihm der Briefträgerin einem langen, grünen Gummimantel entgegen und gab ihm einen Brief. Ascher erkannte die Schrift seiner Frau. Der Brief war lang, er konnte ihn hier unmöglich lesen. Er blätterte ihn rasch durch, bis er das Ende fand und überflog die letzte Seite. Dem Ton nach konnte es sich um nichts Schlimmes handeln. Er faltete ihn zusammen und steckte ihn ein. Einige Bauern waren von der Arbeit gekommen. Ihre Autos parkten mit geöffneten Türen vor dem Kaufhaus. In einem lief das Radio. Ascher blieb mit den Jägern vor dem Kaufhaus stehen. An einem klaren Tag wie heute konnte man bis zur jugoslawischen Grenze sehen. Nur in den Gräben lag sonnendurchleuchteter Dunst. Die Häuser waren klein, und Ascher konnte nirgends einen Menschen oder ein Auto erkennen. Auf einem Hügel lagen einige Holzgebäude eng beisammen. Die Dächer leuchteten rot. Es war ein guter Tag, um etwas zu unternehmen. Er ging zur Witwe und erzählte ihr beim Essen, was vorgefallen war. Auch, daß Hofmeister ihn zur Hochzeit seines Sohnes eingeladen hatte, erwähnte er. Auf dem Herd standen Töpfe mit den verschiedensten Gerichten, die Tante nähte ein Hemd. Im Freien hatten Kinder ein Holzbrett mit Kreide beschrieben: »Der Vater schickt den Jockel aus. / Den Jockel schickt der Vater aus. / Der Vater schickt gegenseitig den Jockel aus. / Er schickt täglich den Jockel aus«, las Ascher durch das Fenster. »Ich bin auch zur Hochzeit eingeladen«, sagte die Witwe. Sie richtete ihr Kopftuch. Der Strumpf hatte in der Ferse ein großes Loch. Sie habe nach dem Krieg geheiratet, erzählte sie, nachdem sie das Geschirr abgewaschen hatte. Ihren Mann habe sie während des Weltkriegs kennengelernt. Aber nach dem Krieg habe er sich nicht mehr blicken lassen. Sie sei damals Köchin im Pfarrhaus gewesen. Sie habe sich nicht lange gekränkt, als sie erfahren habe, daß ihr Mann eine andere Freundin gehabt habe. Eines Tages habe er sie aber angesprochen und gefragt, ob sie ihn heiraten wolle. Sie sei überrascht gewesen und habe gesagt, er müsse ihr Zeit zum Überlegen geben. Drei Wochen später sei eine Theateraufführung in St.

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