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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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Fahrtenbücher.
    Ich hielt inne. Trucker waren verpflichtet, über ihre Aktivitäten und Fahrtstrecken gewissenhaft Buch zu führen. Sogar die Schlafzeiten mussten vermerkt werden. Die Polizei konnte einen Trucker jederzeit anhalten, um zu überprüfen, ob er die Sicherheitsbestimmungen eingehalten hatte. Ich kritzelte auf meinen Notizblock:
    – Angaben in den Fahrtenbüchern überprüfen
    – Nachprüfen, wie lange Trucker ihre Fahrtenbücher aufbewahren müssen
    – Herausfinden, ob Lynch seine alten Fahrtenbücher noch besitzt und, wenn ja, wo er sie verwahrt
    – Abgleichen mit den GPS -Aufzeichnungen der Firmen, für die er früher gearbeitet hat, falls sie bereits GPS -Systeme benutzt haben
    Einer plötzlichen Eingebung folgend holte ich meine Umhängetasche und zog die Postkarten hervor, die Zach mir überlassen hatte. Die letzte Karte hatte einen Poststempel vom 7. Juni und war in Las Vegas abgeschickt worden. Das Foto auf der Vorderseite zeigte Vegas bei Nacht.
    Volltreffer!
    – Im aktuellen Fahrtenbuch kontrollieren, wo Lynch am 7. Juni gewesen ist
    Mit jeder weiteren Minute wurde meine Liste länger:
    – Einprogrammierte Nummern in Lynchs Handy überprüfen
    – Herausfinden, für welche Speditionen er zwischen 2000 und 2007 gearbeitet hat, bevor er seinen eigenen Truck gekauft hat
    – Lynchs jeweilige Vorgesetzte aus dieser Zeit vernehmen
    – Mit möglichen Kontakten auf den Rastplätzen an den von ihm befahrenen Routen sprechen
    – Kreditkartenabrechnungen beschaffen und Bezahlvorgänge überprüfen
    Ich dachte kurz nach und fügte einen weiteren Punkt hinzu:
    – Abfall aus dem Autowrack untersuchen, Bierdosen auf Fingerabdrücke kontrollieren und Abdrücke mit der Datenbank abgleichen
    Die Chancen, mithilfe der Fingerabdrücke einen Treffer zu landen, standen relativ schlecht – die meisten Dosen hatten einheimische Teenager getrunken –, doch irgendjemand hatte die leeren Dosen aufgesammelt und in das Wrack gelegt. Meine letzte Unterhaltung mit Sigmund fiel mir ein, und ich schrieb:
    – Mehr über die »Highwaynutte« herausfinden, die unbekannte Tote auf der vorderen Sitzbank des Dodge
    Ich mailte die Liste an Laura Colemans private E-Mail-Adresse, damit sie gleich anfangen konnte, die Informationen zu beschaffen, zusammen mit einer Liste von Fragen, die wir Lynch bei einer Vernehmung am Nachmittag stellen konnten.
    Coleman antwortete gegen acht Uhr morgens: Alles klar, muss mich beeilen, treffen uns um 15 Uhr im Gefängnis. Übrigens, Sie hatten recht, mehr oder weniger .
    Ich setzte mich wieder an den Schreibtisch und konzentrierte mich auf die Akte. Ich las die Zusammenfassungen der Autopsieberichte, angefangen bei der unbekannten Toten in der Kabine von Lynchs Truck. Mumifizierung, blablabla, Gewebe weitgehend verhärtet, blablabla, postmortale Verstümmelung, blablabla. Nichts, was ich nicht schon wusste.
    Ich wollte aufstehen, um mir eine Dosis Koffein zu holen und Carlo einen Gutenmorgenkuss zu geben, als die Möpse Alarm schlugen. Dann hörte ich, wie Carlo an der Tür mit jemandem redete. Hastig versteckte ich meinen Notizblock in meiner Umhängetasche. Als ich aus meinem Büro kam, sah ich Max Coyote mitten in unserem Wohnzimmer stehen, verlegen, den Hut in der Hand, aber nichtsdestotrotz in Uniform und höchst offiziell.
    Wie ich bereits erwähnt habe, waren Carlo und Max gute Freunde und hatten sich auf einer Hausparty kennengelernt. Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre Max vielleicht auf ein Kartenspiel oder eine Diskussion über Existentialismus vorbeigekommen. Ich hätte ihm und Carlo Sandwichs gemacht und ihren Witzen gelauscht, die mit Sätzen anfingen wie: »Sartre und ein Esel gehen in eine Bar …«
    Doch Max’ Anwesenheit zu dieser frühen Stunde und so bald nach meinem Erlebnis im trockenen Flussbett konnte nur eines bedeuten: Jemand hatte mich gesehen – ich war aufgeflogen. Trotzdem dachte ich nicht daran, kampflos aufzugeben. Ich zwang mich, die Worte hervorzustoßen, die mir in der Kehle steckten, und scherzte: »Bist du gekommen, um nach mir zu sehen?«
    Max war ein wenig blass um die Nase. »Du solltest dir anschauen, was wir vor zwei Stunden unten im Flussbett gefunden haben. Ihr wohnt ganz in der Nähe. Deshalb dachte ich, ich komme vorbei und sage es euch persönlich.«
    Ich war insgeheim erleichtert. Das hörte sich nicht so an, als hätte er mich sofort mit dem Toten in Verbindung gebracht.
    »Setz dich, Max«, sagte Carlo. »Einen Kaffee?«
    Max ließ sich

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