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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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hier mit Agent Coleman verabredet waren.« Hughes warf einen erneuten Blick auf seine Uhr, und diesmal war ich sicher, dass es nichts mit dem Datum zu tun hatte.
    Ich packte ihn am Unterarm, bevor er sich mir entziehen konnte. »Eine Frage«, sagte ich leise. »Hat Coleman Ihnen gegenüber ihre Zweifel am Geständnis von Floyd Lynch erwähnt? Und hat sie Ihnen auch den Grund dafür verraten?«
    »Das Täterprofil und die Sache mit den Ohren«, erwiderte er gelangweilt. »Sie hat es jedem erzählt, der ihr zuhören wollte. Aber wenn man zusätzlich zu einer derartigen Menge belastender Beweise ein freiwilliges Geständnis des Täters hat, sollte man die Dollars der Steuerzahler lieber für die ungelösten Fälle ausgeben, finden Sie nicht auch?«
    Ich dachte an Laura Colemans Mail. Übrigens, Sie hatten recht, mehr oder weniger . Was hatte sie mir damit sagen wollen? Weshalb war sie so aufgeregt gewesen? Was immer es sein mochte – ich war überzeugt, dass es nicht der endgültige Beweis war, der Lynch als Killer ausschloss.
    »Sie wollen allen Ernstes einen Mann lebenslänglich ins Gefängnis stecken, weil er mit einer Mumie herumgemacht hat?«, sagte ich. »Und den wirklichen Mörder lassen Sie laufen?«
    »Der Fall ist abgeschlossen. Außerdem sind Sie bereits vor vier Jahren aus dem Dienst verabschiedet worden. Die Sache geht Sie nichts mehr an. Warum gehen Sie nicht einfach und genießen Ihren Ruhestand?«
    Das brachte das Fass zum Überlaufen, und ich zahlte es ihm mit gleicher Münze zurück. »Vielleicht haben Sie recht. In den vier Jahren hat die Welt sich sehr verändert, wenn heutzutage ein FBI Agent den Verdächtigen verteidigt und nicht der Verteidiger.«
    Meine Bemerkung schien ihn kaltzulassen. Er wandte sich ab, um zu gehen.
    »Was findet Coleman bloß an einem Kerl wie Ihnen?«, stellte ich Sigs Intuition auf die Probe.
    Hughes stockte, drehte sich aber erst um, als ich so leise fortfuhr, dass nur er mich hören konnte: »Ihnen ist doch klar, dass Sie und Coleman in ernsten Schwierigkeiten wären, wenn Sie eine Affäre hätten und ich Sie beide verpfeifen würde?«
    Er funkelte mich schockiert an und stürmte durch die Tür nach draußen.

24.
    Es ist wahr. Wenn zwischen einer ermittelnden Gesetzeshüterin und dem Anwalt der Verteidigung, die an ein und demselben Fall arbeiten, ein Verhältnis bekannt wird, führt das zu einem schweren Verfahrensfehler, und beide werden gefeuert. Doch so weit wollte ich nicht gehen, noch nicht jedenfalls. Ich war immer noch stocksauer, dass Coleman mich versetzt hatte, ganz zu schweigen davon, dass sie mir verheimlicht hatte, von dem Fall entbunden worden zu sein.
    Laura »Snow« Coleman, rein wie frisch gefallener Schnee, vögelte mit dem Pflichtverteidiger, brachte Sigmund ins Spiel, ohne dazu befugt zu sein, nahm Akten mit aus dem Büro … Ich hatte Zweifel, ob Ich ihr noch über den Weg trauen konnte. Sie erinnerte mich zu sehr an mich selbst.
    Aber das alles reichte mir nicht, um Coleman endgültig aus dem Spiel zu nehmen, indem ich ihr Verhältnis mit Hughes publik machte. Ich nahm an, dass sie eine Art Geheimagentenspiel trieb. Deshalb war mir bis jetzt auch noch nicht der Gedanke gekommen, sie könnte in Gefahr sein.
    Für den Augenblick konzentrierte ich mich darauf, sämtliche Fakten zusammenzutragen, bevor ich eine Anschuldigung erhob, die Laura Coleman ihren Job kosten konnte. Sie beabsichtigte lediglich, das Richtige zu tun, koste es, was es wolle.
    Ich versuchte vergeblich, sie auf ihrem Handy zu erreichen. Ich schrieb ihr eine E-Mail, dass ich die Nase voll hatte und sie am nächsten Tag in ihrem Büro treffen wollte, um ihr die Meinung zu sagen – keine Reaktion.
    »Was ist los mit dir, Mata Hari?«
    Carlo und ich saßen bei einem Glas preiswertem, aber fruchtigem Malbec auf der Veranda und genossen den Duft der Wüste nach einem leichten Regen über den Bergen in der Ferne. Eine sanfte Brise hatte die spätnachmittäglichen Temperaturen auf angenehme zwanzig Grad sinken lassen.
    Auf dem Rückweg vom Gefängnis hatte ich endlich Zach Robertson erreicht. Er hatte relativ munter geklungen, was mich beruhigte, sodass ich nicht mit ihm schimpfte, weil er meine vorherigen Anrufe nicht erwidert hatte. Er sagte, er habe alles in die Wege geleitet, um Jessicas Leichnam einäschern zu lassen, und fragte mich, ob ich ihre Asche auf dem Mount Lemmon ausstreuen würde. Ich war einverstanden.
    »Schön«, sagte er. »Ich habe mich erkundigt. Es ist der höchste

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