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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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sobald er Zeit gefunden hatte, unser Gespräch Revue passieren zu lassen.
    Zumindest hatte ich jetzt einen Namen, mit dem ich weitermachen konnte – eine winzige Fährte, die mich vielleicht zu der Antwort auf die Frage führte, wer Gerald Peasil angeheuert hatte.

23.
    Ich hatte eine Reihe von Fragen an Floyd Lynch. Zum Beispiel, ob er den Namen Gerald Peasil schon mal gehört hatte. Es war riskant, aber es konnte mich einen Schritt weiterbringen und möglicherweise die Frage beantworten, ob Lynch und Peasil miteinander zu tun hatten – oder mit dem echten Route-66-Killer – und, falls ja, wie und warum.
    Vielleicht hatte Laura Coleman recht und Lynch hatte festgestellt, dass es doch nicht so lustig war, wie er geglaubt hatte, allein in einer Zelle zu hocken. Vielleicht war er bereit zu reden und konnte meine Fragen beantworten.
    Also schob ich meine Sorgen wegen Max vorerst beiseite und fuhr am Nachmittag zum County Jail nach Tucson, wo ich mit Coleman verabredet war. Ich erschien ein wenig früher als vereinbart, damit ich ein paar Minuten mit Lynch alleine hatte, falls man es mir erlaubte.
    Das Gefängnis, ein flacher, langgestreckter Bau mit cremefarbenem Anstrich und rot abgesetzten Verzierungen, war eigentlich ganz hübsch, sah man von dem Nato-Draht ab, der über die Mauern gespannt war. Ich ließ meine Waffe im Wagen, passierte den Scanner, trug mich ein, zeigte meinen Führerschein und leerte die Taschen meiner Cargohose. Dann musste ich warten. Ich saß zusammen mit einer Gruppe anderer Besucher in einem kahlen, nicht allzu deprimierenden Bereich, in dem es nichts gab, das man als Waffe hätte zweckentfremden können. Nichts außer blauen Plastiksesseln, die sogar noch ein wenig sauberer waren als auf der Zulassungsstelle.
    Die meisten anderen Besucher waren Frauen, die zu ihren Männern oder erwachsenen Söhnen wollten, die hier einsaßen. Ein paar männliche Besucher waren ebenfalls da. Wir starrten vor uns hin, ohne einander anzusehen, jeder in seinem eigenen persönlichen Drama gefangen. Die meisten wurden aufgerufen und gingen durch die Tür in den öffentlichen Besucherraum, während ich immer noch darauf wartete, zu Lynch vorgelassen zu werden.
    Ich wartete ungefähr eine halbe Stunde, bis zu dem mit Laura Coleman verabredeten Zeitpunkt. Dann wartete ich weitere zwanzig Minuten. Abgesehen davon, dass meine Pläne damit hinfällig waren, ärgerte ich mich über die Säumigkeit der sonst so effizienten Laura Coleman. Ich überlegte, ob ich versuchen sollte, sie anzurufen, als statt ihrer Hughes auftauchte.
    »Royal Hughes«, stellte er sich vor. »Ich bin der Pflichtverteidiger von Mr. Floyd Lynch.« Er streckte mir die Hand entgegen.
    Ich ergriff sie, ohne mich selbst noch einmal vorzustellen. Wir hatten uns schließlich erst vor vier Tagen kennengelernt.
    »Sind Sie zufällig gekommen?«, fragte ich.
    »Ganz und gar nicht«, antwortete er und zeigte mir seine weißen Zähne. »Das Personal war angewiesen, uns zu informieren, sollten Sie versuchen, Mr. Lynch zu sprechen.«
    Ich verzichtete darauf zu fragen, wen er mit »uns« meinte. »Ich bin hier mit Agent Coleman verabredet. Das ist doch kein Problem, oder?«
    »Jetzt nicht mehr. Agent Coleman ist nicht mehr mit diesem Fall betraut.«
    Ich fiel aus allen Wolken und hatte Mühe, mir nichts anmerken zu lassen. »Seit wann?«
    Er blickte auf die Uhr. Ich war nicht sicher, ob er das Datum nachschaute oder einfach nur ungeduldig wurde. »Seit drei Tagen. Um genau zu sein, seit Special Agent Morrison herausfand, dass Agent Coleman Sie und David Weiss zu dem Autowrack oben am Pass mitgenommen und versucht hat, eine Untersuchung auf Unzurechnungsfähigkeit meines Mandanten zu arrangieren. Coleman hätte wissen müssen, dass sie dazu eine Erlaubnis gebraucht hätte.«
    Das bedeutete, Coleman hatte ihre Kompetenzen noch weiter überschritten, als sie mir gegenüber eingestanden hatte. Sie war nicht befugt, weitere Ermittlungen anzustellen, geschweige denn, Lynchs Familie zu befragen oder zum Gefängnis zu kommen, um Lynch selbst weiter zu vernehmen.
    Warum hatte sie mir das alles verheimlicht? Wo steckte sie überhaupt?
    »Ist sie deshalb nicht gekommen?«, fragte ich und fügte hinzu, mehr zu mir selbst als zu Hughes: »Warum hat sie mich nicht angerufen und mir alles erzählt?«
    Hughes zuckte die Schultern. »Vielleicht ist es ihr peinlich.«
    » Jetzt auf einmal ist es ihr peinlich?«
    »Gehen Sie einfach, und ich verzichte auf eine Meldung, dass Sie

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