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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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Roger«, sagte ich. »Sie akzeptieren Lynchs Geständnis ohne gründliche Ermittlung. Dabei gibt es noch eine ganze Reihe offener Fragen.«
    Das machte ihn noch mürrischer, als er ohnehin die meiste Zeit war. Er versuchte sich aufzuplustern. »Welche Informationen hat Coleman an Sie weitergegeben?«
    Ich schwieg und zeigte ihm mein Was-zum-Teufel-reden-Sie-da-Gesicht. Er zögerte, und seine angriffslustig geschwellte Brust fiel ein wenig in sich zusammen. Er war besorgt, das sah ich ihm an. »Ich weiß nicht, warum Sie mich das fragen.«
    »Offenbar haben Sie es immer noch nicht begriffen: Coleman hat gegen die Vorschriften verstoßen. Ich habe sie bis auf Weiteres ins Betrugsdezernat zurückversetzt. Sie kann von Glück sagen, dass ich sie nicht suspendiert habe.«
    »Machen Sie sich denn keine Gedanken, wo sie steckt? Ist sie wirklich zu ihrer Mutter gefahren?«
    »Wen kümmert das?«, entgegnete er verächtlich. »Soll ich Ihnen was sagen? Ich glaube, Coleman hat sich in eine Ecke verzogen, um ihre Wunden zu lecken. Aber wir sind hier beim FBI und nicht in einer Gruppentherapie. Also schnallen Sie Ihren Gummischwanz ab und machen Sie, dass Sie hier rauskommen, bevor ich Sie wegen unbefugter Benutzung von Regierungseigentum festnehmen lasse.«
    Mit Morrison zu reden erinnerte mich an einen der zahlreichen Gründe, die mich bewogen hatten, in den vorgezogenen Ruhestand zu gehen. Ich suchte Zuflucht bei der Art von Antwort, die man sich nur leisten kann, wenn man bei vollen Bezügen pensioniert ist – und die man selbst dann nur von sich geben darf, wenn man dabei lächelt.
    »Ich brauche keinen Gummischwanz mehr, Roger. Ich hab mir Ihren genommen.«

29.
    Es war ein lausiger Tag gewesen. Erst der Hinterhalt während meines Spaziergangs im Park, dann die Konfrontation mit Max bei der Autopsie von Peasil und schließlich der Zusammenstoß mit Morrison. Zu allem Überfluss überkam mich das Gefühl, in meinem eigenen Haus undercover zu sein und Carlo vorzuspielen, alles wäre in bester Ordnung.
    Auf dem Nachhauseweg hielt ich beim Lebensmittelladen, schlenderte durch die Gänge zwischen den Regalen und warf achtlos Lebensmittel in den Korb, damit Carlo sah, dass ich einkaufen gewesen war.
    »Frischer Ingwer?«, fragte er überrascht, als er mir half, die Einkäufe wegzuräumen.
    So sah Ingwer aus? »Man kann nie wissen, wann man ihn braucht«, erwiderte ich und starrte verwirrt auf das Wurzelzeug auf dem Tresen. Carlo trat hinter mich und machte mit den Armen das, was sich wie das Rückhaltesystem einer Achterbahn anfühlte. Ich drehte mich in seinen Armen um und gab ihm einen Kuss.
    Kurze Zeit später, als er nicht hinschaute, legte ich eine Packung Backpulver in den Vorratskasten der Speisekammer. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was man damit macht.
    Nach dem Essen (paniertes Hähnchen, dazu Tiefkühlerbsen aus der Mikrowelle) schlenderte ich mit einem Glas Pinot Grigio in der Hand durch den Garten zum hinteren Zaun, um die Berge zu betrachten und über den Morast aus Täuschung und Irreführung nachzudenken, in dem ich immer tiefer versank. Ein braunes Kaninchen hoppelte über die Wiese – der weiße Schwanz stach deutlich von der Umgebung ab, im Gegensatz zum restlichen Fell. Ein grausamer Scherz der Evolution, dieser Schwanz. Er sieht aus wie eine Zielscheibe. Ich bemerkte eine Bewegung weiter rechts und sah einen Kojoten über den Grat zwischen zwei Arroyos trotten. Er schenkte dem Kaninchen keine Beachtung. Stattdessen schien er einen Stock zu tragen, wie ein großer hellbrauner Hund. Er war zu weit entfernt, um zu erkennen, ob es mein Gehstock war, den ich da draußen vergraben hatte, nachdem ich zu der Erkenntnis gelangt war, dass ich das Blut nicht mehr beseitigen konnte.
    Ich eilte zurück ins Haus und rief »Roadrunner!« in Carlos Richtung, der verblüfft von seinem Buch aufblickte. Währenddessen riss ich das Fernglas vom Küchentresen und rannte wieder nach draußen. Der Kojote war verschwunden.
    Ich versuchte den Gedanken zu verdrängen. Alles in allem, dachte ich an diesem Punkt noch, hielt ich mich ziemlich gut, abgesehen von der Angst, ein wildes Tier könnte meine blutbefleckte Mordwaffe ausgegraben und am Straßenrand liegen gelassen haben und jemand könnte sie gefunden und der Polizei gemeldet haben.
    Es war erst am darauffolgenden Tag, als die Dinge so richtig aus dem Ruder liefen.

30.
    Ich hatte den ganzen Abend auf einen Anruf von Laura Coleman gewartet, auf eine E-Mail, eine SMS , auf

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