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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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schlimmste Fall war eingetreten. Nun musste ich mir überlegen, wie ich damit umgehen würde.

23
    Es stellte sich heraus, dass Black nordwestlich von L. A. in den Bergen von Santa Monica einen Landsitz besaß, eine Ranch, wie sie auch für einen Ölscheich angemessen wäre. Die Limousine passierte eine Abzweigung, die zu einer weiteren in den Bergen gelegenen Prachtvilla mit spektakulärer Aussicht à la Black hinaufführte. Ich schloss die Augen. Wie reich war er eigentlich wirklich? Vielleicht hätte ich ja auch Psychiater werden und ein paar Bücher schreiben sollen. Vielleicht könnte ich mir dann einen Whirlpool leisten. Meine Biografie allein wäre schon ein Bestseller, ganz zu schweigen von den Vorverkaufserlösen aus der Sensationspresse.
    Ich fragte mich abermals, was ich da nun eigentlich in Blacks Limousine zusammen mit dem mysteriösen Booker machte. Wie war es dazu gekommen? Im Moment wollte ich die Lage nicht analysieren. Dazu fühlte ich mich einfach zu schlecht, fertig und am Boden zerstört. Mir stand einfach nicht der Sinn danach zu reden, zu erklären, mich zu rechtfertigen, mich zu erinnern. Ich wollte einfach nicht funktionieren. Glücklicherweise war Booker auch nicht gerade die geborene Plaudertasche.
    »Wir sollen im Flugzeug auf Nick warten«, sagte er schließlich, als der Wagen an einem Rollfeld haltmachte. Wir befanden uns jetzt in einem kleinen, von Bergen umgebenen Tal. Ich öffnete die Augen, nahm meine Handtasche und folgte ihm quer über die asphaltierte Piste zu Blacks Privatjet. Die Innenausstattung des Flugzeugs war so kostspielig wie alles, was Black besaß, farblich in Schwarz-Braun gehalten und der reinste Luxus. Ich hatte das Gefühl, auf einer Zeitreise in die Vergangenheit zu sein. In meinem Kopf überschlug sich alles und sämtliche Barrieren, die mich vor meiner Vergangenheit schützen sollten, stürzten in sich zusammen. Wie schade, armes kleines Mädchen, sagte ich zu mir, aber mein Versuch, die Lage ironisch zu betrachten, war ein ziemlicher Schuss nach hinten. Also nahm ich in einem der Liegesitze Platz und schloss die Augen. Es half, die Augen zuzumachen. Wenn ich nicht sah, wie mein Leben aus den Fugen geriet, passierte es auch nicht. Ich hörte Booker herumgehen, als wäre er der Hausherr; mit leiser Stimme gab er einer Frau Anweisungen, von der ich annahm, sie wäre die Flugbegleiterin, später einer männlichen Stimme, von der ich annahm, es wäre der Pilot. Abermals fragte ich mich, wer Booker war und was genau er für Black eigentlich machte. Ab und an klingelte irgendwo ein Handy, auch mein eigenes, zweimal, aber ich versteckte mich hinter meinen Augenlidern. Niemand zu Hause. Rückruf nicht erforderlich. Vielleicht musste ich die Augen nie wieder aufmachen; vielleicht könnte ich mich einfach für immer still von Booker beschützen lassen.
    Schließlich hörte ich irgendwo in der Nähe Blacks leise Stimme. Ich schlug die Augen auf und sah ihn und Booker am Ende der Kabine, beide groß gewachsen und dunkelhaarig und sehr souverän wirkend, zusammen mit zwei grauhaarigen, distinguiert aussehenden Herren in Pilotenuniform. Ich machte die Augen wieder zu, bis mich Black, nun dicht neben mir, direkt ansprach.
    »Schnall dich bitte an, Claire.«
    Er saß mir gegenüber, während Booker im Moment nicht zu sehen war. Ich gehorchte und schnallte mich an, sah aber dann auf, als eine junge Frau mit einem goldenen Namensschild, auf dem Mandy eingraviert war, mir ein Glas und einen winzig kleinen Pappbecher mit einer Pille darin reichte.
    »Ein Beruhigungsmittel«, sagte Black. »Du kannst es ruhig nehmen. Es ist nur leicht und macht nicht benommen.«
    »Dann wäre es vielleicht besser, du gibst mir gleich zwei, drei mehr«, sagte ich mit meinem messerscharfen Witz. Black starrte mich an, ohne zu lächeln.
    »Nun, ich nehme an, du weißt jetzt, wo du mich schon mal gesehen hast«, sagte ich und spülte die Tablette mit Wasser hinunter. Mandy nahm das Trinkglas und den Pappbecher wieder mit.
    »Ich weiß nicht erst seit heute, wer du bist.«
    Das erstaunte mich. »Seit wann?«
    »Seit dem Tag, an dem du zum ersten Mal bei mir warst. Ich habe Booker auf dich angesetzt.«
    »Booker ist also dein Privatschnüffler.«
    »Ganz genau. Wir haben bei der Armee hervorragend zusammengearbeitet. Er ist ein guter Freund von mir und einer der besten Männer, die sie bei den Sondereinsatzkräften je hatten.«
    Das erklärte so manches. »Du führst also Buch über alle Leute, die du

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