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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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kennenlernst? Wie der KGB?«
    »Du hattest mich von Anfang an auf dem Kieker, und ich will doch wissen, wer meine Feinde sind.«
    »Wir sind also jetzt Feinde?«
    »Überhaupt nicht. Seit ich über dich Bescheid weiß, verstehe ich dein ... Verhalten. Du hast nach schlimmen Erlebnissen versucht, ein neues Leben zu beginnen. Das ist völlig okay. Wenn du bei mir in Behandlung gewesen wärst, hätte ich dir dieselbe Strategie empfohlen.«
    »Du legst deinen Patienten also nahe, sich in den Weiten Missouris zu verkriechen, anstatt der Realität ins Auge zu sehen?«
    Black betrachtete mich eingehend, während das Flugzeug anrollte. »Wie du weißt, hab auch ich meine Geheimnisse, und auch ich bin in den Weiten Missouris gelandet. Für mich ist das ebenfalls okay.« Er drückte auf einen Knopf, worauf eine Tür aufglitt und den Blick auf ein eingebautes Spirituosenfach freigab. Er goss sich einen Fingerbreit Whiskey ein und kippte das Glas in einem Zug, wirkte aber keinen Deut glücklicher. Mit seinem sorglos lässigen Auftreten hatte das nicht mehr viel zu tun. Sein Gesicht wirkte ernst. Wir waren plötzlich ein ernsthaftes Paar.
    Das Beruhigungsmittel tat seine Wirkung. Meine Arme lagen schwer in meinem Schoß. Mein Kopf rollte zur Seite und wurde gegen die Kopfstütze gepresst, als wir abhoben und im Steilflug in den Wolken verschwanden. Wir gewannen an Höhe, und ich starrte zum Fenster hinaus auf weiße Wolken vor blauem Himmel. Ich war froh, dieses ach so tolle Kalifornien hinter mir zurückzulassen.
    »Danke, dass du mich in letzter Minute gerettet hast«, sagte ich nach einer Weile und schaute zu ihm hinüber. »Ich nehme an, du hast eine Menge Fragen, und ich schulde dir ein paar Antworten, also schieß los.«
    »Du schuldest mir gar nichts. Und schon gar keine Antworten. Ich weiß, was dir passiert ist, und das macht dich noch interessanter.«
    Das hatte ich wohl leider in die falsche Kehle bekommen, denn prompt meldete sich die Zynikerin in mir wieder zu Wort. »Ah, nun kapier ich’s erst. Ich bin dein brandneuer Fall. Du willst mich auf die Couch legen und mich für dein neues Buch analysieren. Annie Blue, Gattenmörderin und« – fast hätte ich hinzugefügt Sohnesmörderin, aber das brachte ich nicht über die Lippen, auch nicht unter dem stärksten Beruhigungsmittel. Unsere Blicke trafen sich, und er wusste, was in mir vorging. Überhaupt schien er immer alles zu wissen.
    »Ich hasse Psychiater«, sagte ich und schloss die Augen.
    »Ich bin nicht dein Psychiater«, sagte er.
    Ich schwieg einen Moment; dann betrachtete ich sein Gesicht. »Warum machst du das eigentlich? Du hast dich auf einen Krieg mit den Medien eingelassen, was heißt, sie werden alles tun, um dein Privatleben auszuspionieren, nur um irgendwelchen Schmutz ans Tageslicht zu befördern. Sie werden sehr bald wissen, dass du einen Bruder hast, so wie ihnen auch in meinem Fall nichts verborgen blieb.«
    »Wahrscheinlich bin ich einfach unendlich nett.« Er war jetzt wütend. Sein Gesicht war gespannt, der dunkle Teint rot vor Zorn.
    »Oh, vielen Dank, mich einfach so abzuspeisen wie ein kleines Dummchen.«
    Black war eindeutig der Spaß an mir vergangen. Er sagte: »Du kannst mir vertrauen. Ich will, dass du mir vertraust.«
    »Genau, das könnte dir wohl so passen, nicht wahr?«
    Black sah mich an und fing dann einfach an zu lachen. »Schlaf jetzt. Besser, du ruhst dich auf dem Flug ein wenig aus, denn glaub mir, Charlie wird dich mit Fragen regelrecht bombardieren, sobald du zu Hause bist.«
    Ich schloss die Augen, entspannte mich und schlief ein.
    Black weckte mich, kurz bevor wir zur Landung ansetzten, wieder auf einem privaten Rollfeld, wieder von Lakaien in schwarz-brauner Uniform umgeben. Ein Hubschrauber stand bereit, uns nach Hause zu bringen. Junge, was für ein Leben. Aber ich fühlte mich besser, mehr bei mir selbst. Seit dem Nickerchen nach Dotties Grog hatte ich kaum geschlafen. Der Hubschrauber, ein Luxusmodell für sechs Personen, war sicher wieder mit Liegesitzen aus feinstem, handbesticktem Leder, Edelholzbar und Hochflorteppichen in Schwarz- und Gold-tönen ausgestattet. Zu meinem Erstaunen nahm Black selbst im Cockpit Platz. Die Talente dieses Manns waren wirklich beachtlich. Ich fragte mich, ob er auch kochen konnte.
    »Hier, nimm das, damit wir uns unterhalten können«, sagte er, und reichte mir einen Kopfhörer mit Mikrofon. Dann rückte er seine dunkle Pilotenbrille zurecht und konzentrierte sich auf das imposante

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