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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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für ’n Kavalier aber auch.« Sarkastisch bis zum geht nicht mehr. Black verließ den Raum, ohne darauf zu reagieren. Dann sah mich Bud voller Abscheu an.
    Das tat weh, aber er hatte einen guten Grund, wütend zu sein. »Es war ein Fehler von mir, Bud. Aber es war nur dieses eine Mal, draußen auf meinem Steg. Nur dieser eine Kuss, und dann ist er sofort gegangen.«
    »Dieser Kuss wird dich teuer zu stehen kommen, Claire, oder soll ich dich lieber Annie nennen?«
    Er fühlte sich eindeutig hintergangen. »Bud, ich kann nichts dafür, dass es so gekommen ist. Ich habe dir meine Vergangenheit verschwiegen, weil ich nicht wollte, dass sie bekannt wird. Ich wollte einfach vergessen und von vorn anfangen. Ich habe niemandem ein Wort darüber gesagt. Bitte, versteh mich.«
    Bud tigerte vor der Fensterfront auf und ab und nahm dann mir gegenüber auf einem Stuhl Platz. Aufgebracht lockerte er seine Krawatte und runzelte die Stirn. »Es ist ein Fehler, sich auf diesen Kerl, Black, einzulassen. Ich weiß, du hältst ihn für unschuldig, aber was, wenn er es nicht ist? Hast du darüber nachgedacht? Sieh zu, dass du mit mir hier rauskommst, bevor alles nur noch schlimmer wird. Ich bring dich nach Hause. Oder du kannst bei mir übernachten.«
    »Mein Haus wird belagert, Harves auch. Und deins auch, sobald ich da auftauche. Black kann die Presse von mir fernhalten, wenigstens so lange bis ich wieder klar denken und einen Entschluss fassen kann. Das ist die Härte, voll die Härte, das jetzt wieder alles neu zu durchleben.«
    Bud schüttelte den Kopf und starrte auf den See hinaus. Ein, zwei Minuten lang sagte er kein Wort. »Okay, oh, mein Gott, tut mir leid.« Er strich sich mit der Hand über das Kinn, und ich bemerkte, dass er unrasiert war. Ich hatte Bud noch nie unrasiert gesehen. Allein dass das möglich wäre, hätte ich nie gedacht. »Fast wäre ich ausgerastet, als ich ihn eben so dasitzen sah, wie eine Spinne in ihrem Netz. Er verwickelt dich in seine dreckigen Machenschaften. Und dabei dachte ich immer, du würdest ihn hassen.«
    »Er ist nicht der Schurke, für den ich ihn gehalten habe.« Das klang so kleinlaut, dass es sogar mir peinlich war.
    »Ja, sicher.« Bud sah weg, stand auf und begann, die Hände in die Hüften gestemmt, auf und abzugehen. Ich wusste in dem Moment, dass sich etwas Schlimmes anbahnte, nur wie schlimm, wusste ich nicht.
    »Der Polizei von L. A. ist es gelungen, die Studioleiche zu identifizieren.«
    »Jetzt schon.« Ich war erstaunt über die Schnelligkeit, aber mir gefiel nicht, welches Gesicht er dabei machte.
    »Die schlechte Nachricht ist die, dass du sie möglicherweise kennst.«
    Ich spürte, wie ich innerlich zurückwich. Nicht schon wieder. Ich wartete ab, weil ich mich nicht zu fragen traute.
    »Ihr Name ist Freida Brandenberg. Es hieß, ihr beide hättet die Polizeiausbildung zusammen begonnen. Stimmt das?«
    Ich nickte, vor meinem inneren Auge erschien das Bild der durchtrainierten blonden Meisterschützin, und als ich an die beiden ebenfalls blonden Buben denken musste, auf die sie so stolz war, wurde mir ganz anders. »Ich hab sie nicht besonders gut gekannt. Wir haben die Polizeiakademie zusammen besucht, hatten aber danach nicht mehr viel Kontakt.«
    »Sie ist verschwunden, als sie gerade draußen beim Laufen war, und sie konnten sie aufgrund der Fingerabdrücke identifizieren.«
    Ich hätte nicht gedacht, dass es noch schlimmer kommen könnte, aber da hatte ich mich getäuscht. Der Grund waren Buds nun folgende Worte.
    »Und jetzt die wirklich schlechten Nachrichten. Schlimm, dass ich dir das sagen muss, aber Charlie hat dir den Fall weggenommen.« Er blieb vor dem Sofa stehen und sah zu mir herunter. »Nicht nur wegen der Fotos mit dir und Black, sondern auch weil du das jüngste Opfer persönlich kennst. Er sagt, es sei reine Formsache. Du wirst beurlaubt, bis sich der Rummel gelegt hat. Du hättest ihn darüber, was in Los Angeles passiert ist, informieren sollen. Er ist außer sich vor Wut und wird mit Anrufen von weiß Gott woher bombardiert. Sogar der Gouverneur hat sich schon gemeldet. Aus dem Grund hat er auch mich hier rausgeschickt, anstatt selber zu kommen.«
    »Ich kann ihm alles erklären, wenn er mir eine Chance gibt.«
    »Ich soll deine Waffe und das Abzeichen einkassieren. Tut mir leid, Claire.«
    Einen Moment lang glaubte ich, das wäre alles nicht wahr; dann dachte ich: Gut, warum nicht? Die ganze Welt ist aus den Fugen. Es ist nur vorübergehend, sagte ich

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