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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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schier um, als wäre ich mit dem Opfer lebendig begraben. Ich ging auf Abstand. »Eindeutig derselbe Täter. Zweifellos.«
    Shag nickte. »Dieselbe Wickeltechnik. Ich vermute sogar, es ist dieselbe Rolle. Mittlerweile liegt der Ermittlungsbericht aus L.A. vor, und es passt alles. Kommt viel rum dieser Täter. Und er steht auf langhaarige Blondinen, genau wie ich.« Er grinste, wenn auch nur halbherzig. Kein Ha-ha in den Wassern heute.
    »Bist du bereit, die Haare zurückzustreifen«, sagte Charlie zu Shag.
    »Ja.«
    Bud nahm die Haare zusammen und hielt sie hoch und mir stockte der Atem. Ich sah weg. Das Gesicht war blutbeschmiert und alles andere als unversehrt, aber ich erkannte sie dennoch. »Es ist Freida.«
    »Sicher?«
    »Ja, sie hatte genau diese Narbe auf dem Kinn. Sie hat sie sich beim Hindernislauf zugezogen.«
    Ich war froh, als ein aufgeregter Ruf aus einiger Entfernung vom Pfad her ertönte. Ich sprang hoch, wollte nur noch weg, weg von Freidas starrenden Augen. Draußen atmete ich tief durch. Der Wind hatte mittlerweile mächtig aufgefrischt und rauschte in den Blättern. Die Luft roch schwer nach Regen.
    »Hier sind die Kleider des Opfers«, sagte O’Haras Mann. Ich glaube, er hieß George. »Vielleicht hat er jetzt endlich einen Fehler gemacht«, sagte ich, als ein junger Polizist mit einer braunen Beweismitteltüte auf uns zukam. »Wenn es uns gelingt, ihren Körper zu identifizieren, könnten wir ihm vielleicht auf die Spur kommen.«
    Bud nahm die Tüte, holte einen Rucksack hervor, öffnete ihn und zog ein schwarzes T-Shirt heraus. Ich sah auf das T-Shirt hinunter und nahm es ihm aus der Hand. In meinem Kopf drehte sich alles. Ich taumelte rückwärts, als ich die orangefarbenen Shorts sah, die Bud als Nächstes herausfischte. Mein Magen krampfte sich zusammen.
    »Was ist denn?«, fragte Charlie. Alle sahen mich an, und als Bud einen Schritt auf mich zukam, wandte ich mich ab und beugte mich, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, nach vorne. Ich hatte das Gefühl, als müsste ich mich übergeben. »Das sind Dotties Sachen. Oh mein Gott, sie hatte genau das an, als ich sie zum letzten Mal gesehen habe.«
    »Nein, das kann nicht sein«, sagte Bud, den Blick auf die Shorts in seinen Händen fixiert.
    Ich betrachtete den Aufdruck, die stilisierte Tigertatze auf dem T-Shirt, hielt es mir dann an die Nase und roch den Duft von Dotties Parfum. Ich richtete den Blick in Richtung Wasserturm und stellte mir vor, wie sie da saß, nackt auf dem nackten Erdboden, der schlanke athletische Körper gestählt vom Laufen, Kanufahren und von Harves Pflege. »Oh mein Gott, sie ist es wirklich.« Dann dachte ich an Harve. Das würde ihn umbringen. Es brachte auch mich um. Ich schlug die Hände vor mein Gesicht und atmete tief durch, bis Charlie nahe an mich herantrat. Seine Stimme klang barsch. »Bist du dir absolut sicher? Solche T-Shirts gibt’s doch hier wie Sand am Meer.«
    Ein kleiner Hoffnungsschimmer. Bitte Gott, lass es nicht sie sein. Bud untersuchte die Shorts genauer. »Kein Ausweis.«
    »Er hat es eindeutig auf Freunde von dir abgesehen«, sagte Bud, die Augen auf mich geheftet. »Das heißt, du kennst ihn eventuell.«
    »Und Harve ist allein zu Hause.« Ich zog blitzschnell mein Handy heraus und drückte mit zittrigem Finger die Nummer.
    Keine Antwort. »Ich muss da sofort hin. Er könnte in Schwierigkeiten sein.«
    Charlie sagte: »Dann mach schon. Los. Wir kommen hier einstweilen allein zurecht.«
    Ich sah mich unter den anderen um. Wie konnte ich Dottie da einfach auf dem Boden liegen lassen? Ich hatte sie doch erst an diesem Morgen noch gesehen. Mir fiel ein, wie wir beide auf dem Balkon noch gelacht hatten, wie sie es genossen hatte, mit mir zu frühstücken.
    »Soll ich nicht lieber mitkommen?«, fragte Bud. Er stand plötzlich neben mir, als ich mich mit schnellen Schritten auf den Rückweg zum Boot machte.
    »Nein. Gib mir die Schlüssel. Ich komm dann mit deinem Auto zurück, sobald ich weiß, dass Harve okay ist. Ich will alleine mit ihm sein, wenn ich ihm die Nachricht überbringe.«
    »Der Schlüssel steckt im Zündschloss.«
    »Okay.« Meine Stimme stockte, ich musste mich beeilen. Ich begann zu laufen, als ich den unteren Parkplatz erreicht hatte. Als ich endlich am Boot war, klingelte mein Telefon. Ich klappte es auf, während ich einstieg und zum Cockpit ging. Es war Black.
    »Stell dir vor, Claire, was Booker mir gerade gesagt hat. Er hat diese psychiatrische Klinik in Farmington

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