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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Zaum hielt.

28
    Wir erreichten Cedar Bend mit einer Schlechtwetterfront im Rücken, die Stürme und jede Menge Regen aus den Gewitterwolken mitbrachte, die sich über das gesamte Südende des Sees hinweg schwarz auftürmten. Die Luft fühlte sich feucht und schwer an und roch geradezu nach Hitze, Regen und Ozon. Ich saß draußen auf Blacks Balkon, starrte auf das Handy vor mir auf dem Tisch und versuchte es zum Klingeln zu bewegen. Black war in seinem Büro damit beschäftigt, die kommenden Termine abzusagen, um bei mir sein zu können. Ich sagte, er solle das nicht machen, und dass ich nicht länger bliebe, aber wie immer hörte er nicht auf mich.
    Ich hatte Bilder vom Tatort vor mir liegen und versuchte, die Berichte zu lesen, die Dottie vorbeigebracht hatte, aber ich wartete nur gespannt darauf, endlich den »Mexikanischen Hut-tanz« zu hören.
    Als die Melodie erklang, griff ich so ungestüm zum Telefon, dass ich es beinahe vom Tisch gefegt hätte.
    »Gebongt, Morgan. In einer halben Stunde hol ich dich zu Hause ab, natürlich mit der Waffe und dem Abzeichen. Alles klar?«
    »Alles klar.«
    Ich strahlte ohne Ende, bis Black herauskam und ich sein Gesicht sah.
    Er sagte: »Bud, nehme ich an?«
    »Ja. Wir sehen uns in einer halben Stunde bei mir zu Hause. Ich bin nun offiziell wieder im Dienst.«
    »Gratuliere.« Wie schon zuvor konnte er sich einfach nicht so richtig freuen über mein Glück.
    Ich wechselte das Thema. »Ich hab mir Dotties Tatortaufnahmen angesehen und versucht, irgendwelche Gemeinsamkeiten zu entdecken.«
    Black ging nicht darauf ein. »Das heißt dann wohl, du verdünnisierst dich?«
    Genau das hieß es, und ich begann, die über den ganzen Tisch verstreuten Unterlagen einzusammeln. Ich ließ mir Zeit, den Stapel feinsäuberlich auf Kante auszurichten, ohne dabei Black anzusehen.
    Irgendwie fühlte ich mich schuldig. Dann beschloss ich, es einfach hinter mich zu bringen. »Versteh mich nicht falsch, ich bin dir für alles, was du für mich getan hast, sehr dankbar, wirklich. Ich hatte von Anfang an ein falsches Bild von dir, aber es wäre besser, die Sache zwischen uns erst einmal auf Eis zu legen, so lange ich diesen Fall bearbeite.«
    »Das war’s dann also? Pech gehabt, Black. War nett mit dir, aber für mich ist der Käse gegessen, also hau schon ab.«
    »Mach’s nicht unnötig schwer. Ich versuche jetzt mit aller Kraft, den Mord an Sylvie aufzuklären. Das ist das Beste, was ich für uns beide tun kann – den Mörder finden und ihn hinter Schloss und Riegel bringen –, und dann sehen wir, wie es mit uns weitergeht. Kann sein, dass sie beim nächsten Mal mein Abzeichen für immer einkassieren. Das musst du doch verstehen.«
    »Und ich soll in der Zwischenzeit hier einfach abwarten und Däumchen drehen, bis du es dir überlegst und zu mir zurückkommst?«
    »So ungefähr. Lass die Polizei einfach mal machen. Ich halte dich auf dem Laufenden.«
    Black sah mich einen Moment lang eindringlich an, dann sagte er: »Okay, Claire, wenn das dein Wunsch ist. Ich bin auf alle Fälle da, falls du meine Hilfe brauchst. Nimm eins von meinen Schnellbooten mit nach Hause. Damit kannst du jedem Reporter entkommen.«
    Ich war erstaunt, dann aber erleichtert, dass er mir keine Vorwürfe machte.
    »Okay, die Unterlagen lass ich dir hier, wenn du willst. Danke, dass du mir das Boot leihst. Danke für alles. Das meine ich ernst.«
    »Gut. Ich ruf Tyler an.«
    Ich brach überstürzt auf, mit einem miesen Gefühl, weil ich es so gar nicht erwarten konnte, nach Hause zu kommen und Bud zu sehen. Tyler hatte das Boot vollgetankt und startklar gemacht, und ich düste los. Der See war aufgewühlt, der tiefe Himmel fast schwarz, die Berge an den Ufern von Gewitterwolken verhangen. Ich fühlte mich wohl hier draußen und preschte mit voller Geschwindigkeit über die Wellen.
    Der Sturm peitschte mir die Haare aus dem Gesicht, und ich hoffte inständig, dass Harve die Medienleute von unserer Privatstraße aussperren konnte. Alle Welt glaubte jetzt, ich wäre mit Nick Black zusammen, und die Paparazzi würden ihn verfolgen wie die Schmeißfliegen. Mir war nun vollkommen klar, warum er sich in dieser Abgeschiedenheit angesiedelt hatte. Was mich betraf, ging ich davon aus, dass mich Bud längst zu Hause erwartete, und er würde sich schon um aufdringliche Reporter kümmern, lange bevor ich überhaupt dort ankam.
    Als ich in meine Bucht einbog, sah ich Buds weißen Bronco schon von Weitem an meinem Anleger stehen. Die

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