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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Es goss mittlerweile in Strömen, und mein weißes Poloshirt und die Khakihose klebten mir auf der Haut. Ich spürte die Gefahr in der Luft.
    Als ich einen Knall hörte, duckte ich mich und richtete meine Waffe auf die Ecke der Scheune. Es knallte abermals, und ich sah kurz in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Das Scheunentor vorne schepperte im Wind. Ich behielt das Haus ein paar Minuten lang im Auge, konnte aber keinerlei Bewegung feststellen. Daraufhin stürmte ich die Scheune, mit ausgestreckten Armen und schussbereit, und suchte sofort Deckung an der Wand.
    Drinnen war es dunkel und totenstill, bis auf den Wind, der durch die verfaulten Bretterwände pfiff, das Trommeln des Regens auf dem Dach und das von undichten Stellen herunterplätschernde Wasser. Ich machte einen Schritt vorwärts und wäre beinahe über Dotties Kanu gestolpert. Sie würde es nie in eine Scheune schleppen, sondern hielt es stets einsatzbereit am Wasser. In dem Moment wusste ich, dass ich in das Versteck des Mörders geraten war.
    Da stand ein von einer dunkelgrünen Plane abgedecktes Fahrzeug. Nach einem vorsichtigen Rundumblick kniete ich mich auf ein Bein und zog die Plane ein Stück weit hoch. Der schwarze Porsche galt als gestohlen. Der Mörder musste ihn entwendet haben, nachdem er Sylvie ermordet und den Tatort verlassen hatte. Ich atmete tief durch, um meine Nerven zu beruhigen. Okay. Weiter. Der Mörder verbrachte gern eine gewisse Zeit mit seinem Opfer, richtete es auf grausame Weise hin und positionierte die Leiche nach seinen Fantasievorstellungen. Harve könnte hier drinnen sein, verletzt oder sterbend.
    Mein Herz raste, als ich aufstand, mein Adrenalinpegel war am Anschlag. Noch immer war es still, nichts rührte sich, bis auf das gelegentliche Scheppern des Scheunentors. Ich schlich mich hinten um den Porsche herum und stieß auf einen klapprigen grünen Ford-Kombi. Dahinter stand ein altmodischer silberner Wohnwagen.
    In gebückter Haltung und mit äußerster Vorsicht inspizierte ich das Innere des Fords. Das Armaturenbrett und der Rücksitz waren voller Müll – Hamburgerpapier und Sandwich-Packungen, Getränkedosen und Donut-Tüten –, aber kein Harve, keine Suze, keine Leichen, Gott sei Dank. Der Wohnwagen, ein Zehn-Meter-Teil ungefähr, war Marke uralt und von vorne bis hinten verbeult. Ein metallenes Trittbrett führte zum Eingang. Die Tür war abgesperrt. Ich versuchte, zum Fenster hineinzusehen, aber blaue Rüschenvorhänge verwehrten den Einblick. Ich blickte mich nach Suzes rotem Ford Taurus um, sah ihn aber nicht. Entweder war sie nicht zu Hause, oder sie hatte das Auto draußen geparkt.
    Es regnete mittlerweile in Strömen und der frische, angenehme Geruch von feuchtem Staub erfüllte die Luft. Ich ging ans Tor und beobachtete eine Weile die Rückseite des Farmhauses. Ein erneuter Versuch, Unterstützung anzufordern, schlug abermals fehl, und mir war klar, das Handy würde erst wieder funktionieren, wenn das Gewitter nachließ. Ich überlegte, ob ich das Haus alleine betreten oder vielleicht doch lieber zurückfahren sollte, um Hilfe zu holen. Aber ich hatte so gut wie keine Wahl, denn ich wusste, dass Harve da drinnen sein könnte. Und er würde vielleicht nicht lebend wieder herauskommen, wenn ich Zeit damit verschwendete, Verstärkung zu holen.
    Sobald mein Entschluss feststand, holte ich tief Luft und rannte über den Hof. Der Boden verwandelte sich langsam in Schlamm, der sich an meinen Schuhen festsaugte, den kalten Regen hingegen spürte ich kaum. Ich erklomm die Treppe zum Hintereingang, stellte mich mit dem Rücken zur Wand und lauschte darauf, ob ich drinnen was hörte. Die Verandaschaukel schwang an verrosteten Ketten quietschend hin und her, und der Sturm hatte einen abgestorbenen Philodendron von der Brüstung geweht und die Erde ausgestreut. Ich sog tief Luft ein, wischte mir den Regen aus den Augen und griff dann mit der linken Hand seitlich an den Türknauf. Er ließ sich leicht drehen.
    Meine Nerven flatterten, und ich befeuchtete mir die Lippen. Ein, zwei Sekunden brauchte ich noch, um mich zu fassen. Es bestand die Wahrscheinlichkeit, dass sich Dotties Mörder in diesem Haus befand und dort auf mich wartete. Ich könnte ihn schnappen, wenn ich einen kühlen Kopf behielt und mein Können anwandte. Möglich wäre aber auch, dass er mit mir überhaupt nicht rechnete. Außer natürlich, er hatte mein Boot gehört, aber ich nahm an, dass das Gewitter den Motor übertönt hatte.
    Ich drückte

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