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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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ich Dr. Black töte.«
    Ich machte die Augen zu und bewegte mich nicht. Sie log. Das konnte einfach nicht sein, versuchte ich mir einzureden.
    »Er ist es wirklich, Annie, und er ist extra hier rausgekommen, um dich zu suchen. Zu Beginn war er dir nicht sonderlich sympathisch, aber dann bist du doch im Bett mit ihm gelandet, stimmt’s? Du bist keine gute Freundin, Annie. Mich und Harve hast du ganz vergessen und hast deine ganze Zeit nur noch mit ihm verbracht. Und nun? Stell dir vor, er erwartet dich auf meiner Veranda.« Sie lachte meckernd. Dann war alles still unter den tröpfelnden Bäumen.
    Ich überlegte, ob sie einen Mann wie Black überwältigen könnte, aber mit Dottie würde er hier niemals rechnen; er ging davon aus, dass sie tot war. Sollte er das Sirenensignal abgegeben haben, dann hätte sie ihn mit irgendeinem Gegenstand bewusstlos schlagen können. Oder sie hatte ihm auf dem Weg nach oben eine Falle gestellt.
    »Pass auf, Annie, hörst du das?« In das Rauschen des Regens mischte sich ein Knistern, ein Geräusch, das ich sehr wohl kannte. Ich biss mir auf die Lippen. Oh Gott, sie hatte ihn mit einem Elektroschocker überwältigt.
    »Das ist mein neues Spielzeug, und es funktioniert wirklich gut, Annie. Du solltest sehen, wie er am Boden liegt und zuckt, genau wie Mr Twitchy Tail. Ich wette, so etwas hast du noch nie gesehen, oder? Und weißt du was? Ich geh jetzt auf der Stelle wieder zurück, und dann bring ich ihn alle ein, zwei Minuten zum Tanzen, und zwar so lange, bis du kommst. Wenn ich dich sehe, hör ich auf damit, aber keine Minute früher. Also solltest du dich jetzt besser beeilen, hörst du?«
    Ich legte mich mit dem Gesicht auf den nassen Erdboden und versuchte zu überlegen, was ich jetzt machen sollte, aber ich war ratlos. In meiner Ausbildung hatte ich den Umgang mit Elektroschockpistolen gelernt, und ich hatte gesehen, welche Wirkung sie haben konnten. Nur wenige Sekunden genügten, um einen erwachsenen Mann gefechtsunfähig zu machen. Nach mehreren Sekunden Dauerbeschuss hatte man bereits den Eindruck, der Betroffene wäre aus dem zehnten Stockwerk direkt auf nackten Beton geknallt. Die Waffe war nicht dazu gedacht, mehrmals hintereinander auf eine Person abgefeuert zu werden. Was Dottie vorhatte, würde Black niemals überleben.
    Ich atmete tief durch und kroch dann unter dem Baumstamm hervor. Dottie war verschwunden, also deckte ich Harve mit Laub und Zweigen zu. Ich hielt das Hackmesser in der einen, den Baseballschläger in der anderen Hand, während ich geduckt auf das Haus zuging. Vielleicht würde sie für einen Moment nach drinnen gehen und ihn alleine zurücklassen; vielleicht könnte ich eine Möglichkeit finden, ihn wegzuschaffen und in Sicherheit zu bringen. Als ich das hintere Ende des Hauses schon fast erreicht hatte, hörte ich ein statisch geladenes Knistern, dann Blacks gequälten Schrei, gefolgt von Dotties Stimme.
    »Das ist Schuss Nummer fünf, Annie, aber wozu zählen? Du bist nicht sonderlich nett zu deinem neuen Freund, wenn du mich alles mit ihm machen lässt. Nun komm schon, so schlimm ist er gar nicht. Sogar ich bekomme langsam ein schlechtes Gewissen, ihn so zu misshandeln.«
    Ich konnte sie jetzt sehen. Sie saß auf der Verandaschaukel. Das rechte Bein hatte sie auf die Brüstung gelegt und schaukelte gemütlich hin und her, als würde sie einen stillen verregneten Vormittag genießen. Dann streckte sie den Arm aus, zielte mit dem Elektroschocker auf Blacks Brust und drückte ab, worauf sein ganzer Körper in Zuckungen verfiel. Das hielt ich nicht aus, ich konnte einfach nicht dabei zusehen, wie sie ihm wehtat. Ich legte das Hackmesser und den Baseballschläger beiseite und erhob mich. Als Dottie mich sah, sprang sie auf und klatschte in die Hände.
    »Wusst ich’s doch. Du hältst es nicht aus, ihn leiden zu sehen. Du liebst ihn, nicht wahr?«
    Black zuckte noch immer leicht. Er hatte die Augen zu und stöhnte. Ich musste ihn vor Dottie retten.
    »Dottie, hilf mir doch.« Ich fasste an meine blutende Schulter und sank auf die Knie. »Ich bin zu schwach und kann nicht mehr weiter. Ich hab so viel Blut verloren. Du musst die Wunde noch einmal nähen, sonst verblute ich noch.«
    »Wirst du nicht. Das ist doch nur ein Trick. Wenn du glaubst, du könntest mich hereinlegen, hast du dich getäuscht.«
    »Bitte, hilf mir, bitte, dann bleibe ich für immer bei dir, Dottie. Ich schließe mich deiner Familie an, denn da gehör ich doch hin, zu dir und deiner

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