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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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lebt noch?« Bud stand auf, zog sein Handy heraus und rief einen Krankenwagen.
    »Das ja, aber sie hat ’ne Menge Blut verloren. Lass uns dieses Drecksstück da wegschaffen, damit die Rettungssanitäter ihre Arbeit tun können.«

9
    Am nächsten Morgen wurden Bud und ich um acht ins Büro von Sheriff Charles Ramsay beordert. Charlie war in keiner guten Stimmung.
    »Was zum Teufel ist denn Ihnen passiert?«, fragte er mich auf seine betont freundliche Art.
    »Ich wurde bei einem Einsatz gestern Abend verletzt. Halb so schlimm. Sie haben mir ein Pflaster draufgemacht.«
    »Sieht aus, als wären Sie mit einem verdammten Güterzug zusammengestoßen.« Charlie hatte einen Hang zum Fluchen. Er war mit allen Fluch- und Schimpfwörtern, die die Menschheit kennt, wirklich bestens vertraut, würde es aber nie wagen, den Namen des Herrn grundlos in den Mund zu nehmen. Immerhin war er Mitglied im Bund der südlichen Baptisten. Er besah sich mein blaues Auge und das Pflaster, als würde er persönlich darunter leiden.
    »Er hatte eine Minute die Oberhand, aber ich konnte die Kontrolle über die Situation zurückgewinnen.«
    »Wo zum Teufel haben Sie sich denn rumgetrieben, Davis? Irgendwo auf Pinkeltour in der Prärie?«
    »Nein, Sir. Nachdem ich gehört habe, dass er Morgan attackiert, habe ich mich sofort um den Täter gekümmert.«
    »Na großartig, saugut von Ihnen.«
    »Ich bin zufällig auf den Täter gestoßen, ehe Bud zur Stelle sein konnte«, sagte ich.
    »Zufällig? Ach was? Wenn ich mich recht entsinne, habe ich Sie schon mehrmals vor solchen Alleingängen gewarnt, Detective. Sehen Sie zu, dass das nicht noch mal passiert, oder Sie können sich als gefeuert betrachten. Ist das klar?«
    »Ja, Sir.«
    Charlie verzog das Gesicht zu einer Grimasse und riss die obere Schublade seines Schreibtischs auf. Er nahm sein Wundermittel gegen Magenbeschwerden heraus und leerte die Flasche auf einen Zug. Ich wand mich angewidert, bis er die restlichen Spuren dieses rosafarbenen Zeugs mit dem Handrücken von der Oberlippe wischte. »Okay, und jetzt würde ich gerne wissen, was zum Teufel da draußen in Cedar Bend abgeht.«
    Charlie fasste uns erwartungsvoll ins Auge. Er war ein ehrlicher Mann, ein Mann, der seinen Job effizient und getreu nach dem Buchstaben des Gesetzes erledigte, und er erwartete dasselbe von uns. Er hasste Gesetzesbrecher, ging aber fair mit ihnen um, und wenn ein unschuldiges Opfer in seinem Wahlkreis ermordet wurde, wertete er das als persönlichen Affront. Mit seiner direkten und schroffen Art hatte er in den letzten zwanzig Jahren alle Wahlen gewonnen, an denen er beteiligt war, und so lange er bereit war, den Ärger auf sich zu nehmen, würde sich auch in Zukunft nichts daran ändern. Und mir hatte er einen Job verschafft, als ich das von niemandem erwarten konnte, was ich ihm nie vergaß.
    Bud zog etwas umständlich seinen Notizblock heraus und schlug die erste Seite um. »Am fünften Juli, um 5.32 morgens, wurde bei der 911 ein Mord gemeldet. Die ersten Beamten waren gegen 5.37 Uhr am Schauplatz. Deputy O’Hara übernahm die Sicherung.«
    »Verdammt, das hat Jacqee mir schon längst beim Mittagessen erzählt. Ist Buckeye mit der Autopsie schon durch?« Er sah mich demonstrativ an, und ich spürte seinen Blick auf meinem geschwollenen Auge. Es tat höllisch weh, obschon ich Schmerztabletten wie Bonbons verschlang.
    »Nein, Sir. Wir sollen daran teilnehmen, sobald wir hier fertig sind. Buckeye will uns alle drei dabeihaben, und die Sache soll auch auf Video aufgezeichnet werden. Der Fall hat es in sich, Sir.«
    Charlie verzog das Gesicht und ließ aus der Tiefe seines Kehlkopfs ein ächzendes Geräusch ertönen. Dann rülpste er dezent hinter vorgehaltener Hand, worauf es ihm scheinbar besser ging. Magengeschwüre waren die Hölle. Er heftete seinen Blick auf mich, und ich gab mir Mühe, trotz meines blauen Auges und des angeschwollenen Kiefers so nett wie möglich dreinzuschauen. Charlie fuhr sich mit den Händen durchs Haar, das an den Schläfen grau und am Hinterkopf schon ziemlich schütter wurde. Die sich abzeichnende Glatzenbildung kaschierte er mit einem militärisch strengen Haarschnitt, an dem er seit seinem Einsatz in Vietnam vor vielen Jahren festhielt. Manche von uns nannten ihn W. C. – hinter seinem Rücken, da wir an unserem Leben hingen –, weil er irgendwie an Winston Churchill erinnerte mit seinen bulldoggenartigen Kiefern und seiner Art, den Kopf zu senken, wenn er Untergebene ins Auge

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