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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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fasste.
    So ungefähr wie gerade jetzt. Seine Augen waren blau und leicht blutunterlaufen und, im Moment, blitzlebendig vor Spannung. »Warum zum Teufel vertreibt ihr nicht diese Medienärsche, die da draußen überall herumhängen? Mich haben sie bis in die verdammte Tiefgarage verfolgt wie tollwütige Schakale.«
    »In Ordnung, Sir. Ich kümmere mich darum.« Ich war so klug, ihn nicht daran zu erinnern, dass er es war, der Hastings Bitte, am Tatort filmen zu dürfen, stattgegeben hatte. »Wie Sie wissen, Sir, ist das Opfer hochprominent. Peter Hastings war informiert, ehe ich den Schauplatz erreichte.«
    »Mist. Was für ein Affenzirkus! Und dass Black die Sache auf CNN publik gemacht hat, macht alles nur noch schlimmer.« Ich wusste genau, dass Black einer von Charlies wichtigsten Geldgebern für seine Wahlkampagnen war. Er würde also nie etwas auf den Doktor kommen lassen, solange dessen Schuld nicht klar erwiesen war. Er murmelte etwas vor sich hin, das Bud und ich nicht verstanden, aber das war vielleicht auch gut so.
    »Okay. Und weiter?« Charlie blickte finster drein, sein Gesicht war noch röter als sonst. Er nahm seine schwarze Brille ab und rieb die dicken Gläser gegen das untere Ende seiner schwarzen Krawatte, ein weiteres Zeichen dafür, dass er gleich explodieren könnte.
    »Bei dem Opfer handelt es sich um Sylvie Border, Sir. Sie ist ein berühmter Fernsehstar.«
    »Verdammt, das weiß ich alles«, blaffte Charlie. »Ich habe Vickys Fotos gesehen, wie sie da gefesselt auf diesem Stuhl saß. Und wehe, diese Fotos tauchen in der Presse auf. Dann rollen Köpfe.«
    »Ja, Sir.« Ich informierte ihn über den aktuellen Stand der Ermittlungen, er schien jedoch nicht sonderlich überzeugt von unserem kriminalistischen Können.
    »Das heißt also, die derzeit einzigen Verdächtigen sind mein guter Freund Nick Black und ein Junkie, der seine Frau verprügelt, ansonsten aber nie die Fantasie hätte, ein Opfer derart in Szene zu setzen.«
    »Ja, Sir.« Bud kuschte nicht unbedingt, aber viel hätte nicht mehr gefehlt.
    »Los, seht zu, dass ihr jetzt rauskommt. Ich will Ergebnisse sehen. Wenn Buckeye die Obduktion filmt, sehe ich mir die Sache später an. Ich habe einen Termin bei der Handelskammer. Sie wollen wissen, welchen Schaden die landesweite Berichterstattung für den Tourismus hier am See haben könnte. Mist.«
    Damit war das Gespräch beendet und wir zogen betreten von dannen. Vielleicht würde sich ja seine Laune später bessern. Aber wahrscheinlich eher nicht.
    Ich traf Bud eine Viertelstunde später in der Gerichtsmedizin. Obduktionen waren noch nie mein Fall gewesen, vor allem gleich nach dem Frühstück. Glücklicherweise hatte ich vergessen zu frühstücken, und ich war mir sicher, dass ich auch hinterher keine große Lust dazu haben würde.
    »Morgen«, sagte Buckeye unbeschwert, als ich den Obduktionsraum betrat. Wie immer fiel mir auch dieses Mal zuerst der Geruch auf, eine Mischung aus Chemikalien und Tod.
    Sylvie saß noch immer gefesselt auf diesem Stuhl und ihr Gesicht war noch immer von Schlägen und den Knabberspuren schuppiger Seebewohner entstellt. Bud stand gegen den nächsten Stahltisch gelehnt und verspeiste einen Marmeladendonut. Obduktionen schienen ihm weniger auszumachen als mir. Ich legte Schutzkleidung und Mundschutz an. Latexhandschuhe und Überzieher für die Schuhe hatte ich schon im Vorraum übergestreift. Bud, der ähnlich herausgeputzt war, hielt seinen Donut jetzt in einem Papiertaschentuch. Er würde ihn wohl tatsächlich runterkriegen.
    »Okay, gehen wir’s an.« Buckeye sah sich um, und stieß dann einen Schrei aus, bei dem ich zusammenzuckte. »Shag, du Arsch, wo bleibst du? Wir wollen anfangen!«
    Shag kam mit der Videokamera angerauscht. Er verspeiste auch einen Donut. Was war nur los mit diesen Typen?
    »Okay, okay, bin ja schon da.« Shag stopfte sich den Rest des Donuts in den Mund, zog Handschuhe an und grinste mir dann zu, als er die Kamera auf die noch immer in aufrechter Position sitzende Leiche richtete. Was für sich schon eine Seltenheit war, würde ich sagen.
    Buckeye trug mittlerweile ein Headset auf dem Kopf und begann, in das Mikrofon zu sprechen. Seine Worte wurden von einem Diktiergerät aufgezeichnet, das an seiner Hemdtasche festgeklemmt war. »Die Leiche ist weiblich, Hautfarbe weiß, fünfundzwanzig Jahre alt. Ihr Name Sylvie Border. Körpergröße und Gewicht werde ich bestimmen, sobald ich sie aus dem Stuhl entfernt habe, an den sie mit

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