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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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heraus. Und nun rate mal, wer wegen Vergewaltigung vorbestraft ist und heute nicht zur Arbeit erschienen ist? Unser alter Freund Troy Inman. Ich erwarte dich auf der Wache, und wir schnappen ihn uns.«
    »Ich bin in zehn Minuten da.«
    Nicholas Black sah mir zu, wie ich aufstand und das Handy einsteckte. »Wichtige Neuigkeiten, nehme ich an?«
    »Dr. Black, wenn Sie so freundlich wären, würde ich dieses Gespräch gerne zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen.«
    Er stand auf und nahm eine blütenweiße Visitenkarte aus einem goldenen Schreibtischset. Er nahm einen Stift und kritzelte etwas auf die Rückseite. »Das ist meine private Handynummer. Sie können mich darüber jederzeit erreichen. Ich bin bereit, alles zu tun, was zur Lösung dieses Falls beiträgt.«
    Ich nickte und nahm die Karte dankend entgegen. Mit ihm war ich noch lange nicht fertig.

8
    Wo, zum Teufel, müssen wir hin?«, fragte mich Bud zwanzig Minuten später, nachdem ich Nicholas Blacks Palast verlassen hatte. Wir kurvten zehn Meilen außerhalb der Stadt Camdenton über eine Schotterpiste mit zahllosen Schlaglöchern.
    »Inman lebt eine gute Meile von hier in einer Wohnwagensiedlung. Letzten Januar hab ich ihn direkt nach dem Super Bowl verhaftet. Häusliche Gewalt. Er hat seine Frau verprügelt, nachdem die St. Louis Rams in den letzten drei Minuten des Spiels eine Niederlage einstecken mussten.«
    Bald tauchte der King Camelot Court, wie sich die Siedlung großkotzig nannte, in all seiner Pracht vor unseren Augen auf. Der Name war wirklich komplett daneben, denn bei den meisten der dort herumstehenden Wohnwägen handelte es sich um schäbige kleine Kisten, verrostet und dreckig. Ich hatte den Eindruck, die Miete würde jeweils pünktlich zum Monatsersten über den Scheck vom Sozialamt bezahlt.
    Für die Kinder der Siedlung gab es einen unkrautüberwucherten Spielplatz in der Mitte des Geländes. Die Wippen und Rutschen machten einen erbärmlichen, nahezu lebensgefährlichen Eindruck. Drei kleine, ungefähr sieben Jahre alte Mädchen saßen unter einem verrosteten Schaukelgestell ohne Schaukeln auf dem nackten Boden. Eines trug einen roten Bikini, das andere einen blauen Babydoll-Pyjama, das dritte schließlich schmutzige weiße Shorts und sonst nichts. Wer hier aufwachsen musste, war wirklich nicht zu beneiden. Leider hatte ich im Laufe meiner beruflichen Karriere noch mehr Orte dieser Art und zum Teil sogar noch schlimmere gesehen.
    »Du meine Güte, was für ein Schrottplatz«, sagte Bud.
    »Dort drüben unter der Eiche. Der silbrige.«
    Ein Typ in abgeschnittenen Jeans und einem roten T-Shirt mit der Aufschrift FICKEN GEFÄLLIG, LADY? bemerkte meine Blicke und verdrückte sich in seine Behausung. »Würde mich nicht wundern, wenn hier nicht jedes letzte Klo noch als Drogenversteck dient.«
    Bud sagte: »Ja, wir sollten hier einmal die Woche Streife fahren. Drogenkontrolle, ohne das Auto zu verlassen.«
    Wir näherten uns Inmans rollendem Zuhause. »Ich frag mich, wie sich unser Bursche mit seinem Einkommen als Restauranthelfer so einen schicken Wohnwagen leisten kann.«
    »Stimmt, die Kiste ist besser als die übrigen. Seine Frau serviert Cocktails im Blue Pelican Country Club und kriegt dort ’ne Menge Trinkgeld.«
    »Wirklich? Dann würden mich an ihrer Stelle keine zehn Pferde hier halten.«
    Dem Aussehen des Vorgartens nach zu urteilen, verzichtete Inman auf die Zahlung von Müllgebühren und zog es stattdessen vor, seine Abfälle einschließlich leerer Bierflaschen direkt aus dem Fenster zu werfen. Ich suchte die schmierigen Luken nach Lebenszeichen ab.
    »Stell den Wagen dort hinter den Büschen ab, und lass uns das letzte Stück zu Fuß gehen. Es ist besser, wenn er uns nicht kommen sieht, vor allem wenn er getrunken hat.«
    Ich stieg aus und öffnete den Sicherheitsverschluss an meinem Halfter, nur für alle Fälle. Inman war ein Bulle von Mann und unberechenbar – ein echtes Herzchen. Beim letzten Mal hatte er Zicken gemacht. Ich musste ihm die Nase polieren und hatte mir die Hand dabei gebrochen. Ich lauschte. Alles war still, nur die Stimmen der kleinen Mädchen auf dem Spielplatz waren zu hören.
    Bud erschien neben mir und sagte im Flüsterton: »Bist du bereit?«
    »Übernimm du die hintere Seite, falls er türmt. Ich übernehme die Vorderfront.«
    »Hör zu, Claire, geh da lieber nicht alleine rein, wenn es Ärger gibt. Warte auf mich.« Bud sah mich an, als erwartete er, ich würde ihm zustimmen. Bud glaubte, ich würde

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