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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Typ hat sie und das Kind verprügelt.«
    Black inspizierte Shelleys Gesicht und sagte dann: »Ist alles okay mit Ihnen? Ich bin Arzt. Zeigen Sie mir mal Ihr Auge.« Er besah sich die Wunde direkt unter ihrem rechten Auge, und wir beide bemerkten die ins Gelbliche changierenden blauen Flecken an ihrem Hals und den Oberarmen. Black sagte: »Hören Sie, meine Freundin hat recht. Sie müssen dringend weg, andernfalls ist hier der Teufel los, wenn er zu sich kommt. Können Sie Auto fahren?«
    Auf Shelleys Nicken hin, kramte er die Schlüssel für den Chevy hervor. »Nehmen Sie den Kleinlaster da oben und fahren Sie ins Charity Hospital nach New Orleans. Fragen Sie nach Julie Alvarez. Sie arbeitet in der Notaufnahme. Zeigen Sie ihr diese Karte hier, und sagen Sie ihr, ich hätte sie geschickt. Sie wird Sie in Sicherheit bringen. Glauben Sie, Sie schaffen das?«
    »Doch, ja, Sir. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.« Shelley sah immer wieder zu Bobby Ray hinunter, als könnte sie es gar nicht fassen, dass ich ihn kaltgestellt hatte. »Aber ich kann doch nicht einfach Ihr Auto nehmen. Das ist doch nicht in Ordnung.«
    »Das geht schon klar. Lassen Sie die Schlüssel bei Julie im Krankenhaus. Ich lasse das Auto dann abholen.«
    Ich sah zu, wie Black die Frau und das Kind den Hügel hinaufbrachte und die beiden dann in das Auto setzte, und ich muss sagen, ich war doch sehr beeindruckt von seiner Fürsorglichkeit. Vielleicht hatte Black ja auch seine gute Seite. Er beobachtete die Frau, wie sie zurückstieß, wendete und davonstiebte, dass die Muschelschalen nur so spritzten. Ich hielt unterdessen solange bei Bobby Ray aus, bis er zurückkam.
    »Sagen Sie mal, Detective, machen Sie eigentlich allen Leuten die Hölle heiß, die Ihnen über den Weg laufen?«
    »Wenn Sie Frauen und kleine Kinder verprügeln, dann ja.«
    »Na dann warten Sie beim nächsten Mal auf mich, bis ich Ihnen zu Hilfe eile.« Black kniete sich hin und betastete die Platzwunde an Bobby Rays Stirn. »Er wird zwar nicht gerade verbluten, kommt aber sicher so bald nicht zu sich.«
    Er stand auf, und wir lächelten einander zum ersten Mal von ganzem Herzen an. Dann sagte er: »Kommen Sie, wir verschwinden lieber von hier, bevor jemand die Polizei ruft.«

14
    Ich saß vorne im Boot, während Black das Gefährt durch die eklig aussehenden dunkelgrünen Fluten steuerte. Er war jetzt richtig in Plauderstimmung, ließ mich über das leise Brummen des Motors hinweg wissen, wie großartig es sei, wieder in den Sümpfen zu sein, und dass er seinen alten Freund Aldus Hebert, der im Übrigen ein echtes Original sei, schon viel zu lange nicht mehr gesehen hätte. Er sagte, die Sümpfe seien so ursprünglich und unverändert und schön wie eh und je.
    Ursprünglich und unverändert, das vielleicht ja, aber schön? Letzteres war, gelinde ausgedrückt, in meinen Augen fraglich. Aber um ehrlich zu sein, viel mehr interessierte mich das Gewehr auf seinen Knien. Was konnte ihn dazu bewogen haben, plötzlich mit einer geladenen Knarre aufzukreuzen? Ich traute ihm nicht, also kam ich auf meine gewohnt subtile Art direkt zur Sache.
    »Wozu haben Sie diese Waffe dabei? Doch wohl nicht um mich abzuknallen, oder?«
    »Ich gehe nie ohne Waffe in die Sümpfe«, kam die Antwort. Dann grinste er entspannt, als wäre er seit eh und je in den Sümpfen zu Hause. »Es kommt vor, dass Alligatoren so ein Boot angreifen und es zum Kentern bringen, wissen Sie.«
    »Ach ja? Denen puste ich doch glatt den Schädel weg.«
    Black lachte. »Wo bleibt denn Ihr Sinn für Humor, Detective.«
    Ich fing mich wieder, indem ich fragte: »Wer ist Julie Alvarez?«
    »Julie ist Krankenschwester am Charity Hospital. Sie wurde früher selbst geschlagen. Nun hilft sie anderen Frauen dabei, sich vor ihren gewalttätigen Männern in Sicherheit zu bringen.«
    Mittlerweile nötigte mir Black, ob ich wollte oder nicht, doch einen gewissen Respekt ab. Also sagte ich: »Fand ich toll, wie Sie Shelley und Ricky geholfen haben.«
    »Den Knochenjob haben Sie gemacht. Ich wünschte, meiner Mutter hätte auch jemand so geholfen.«
    Ich war erstaunt, wie offen er mir gegenüber plötzlich war, aber da er keine Anstalten machte, näher auf seine Bemerkung einzugehen, verzichtete ich auf neugierige Fragen. Ich mochte es ja auch nicht, wenn die Menschen ihre Nase in mein Privatleben steckten, und wechselte schleunigst das Thema. »Wie kommen wir denn nun zum Flughafen zurück?«
    »Ich lasse eine Limousine

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