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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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man einem Mann wie Black eine Knarre an den Schädel hält. Geh schon, Fiesling.
    »Alles in Ordnung«, rief Black zu dem besorgt blickenden Wachmann am oberen Ende der Leiter hinauf, als käme der Doc öfter nachts in Begleitung einer Polizistin mit vorgehaltener Pistole nach Hause. Vielleicht war das ja tatsächlich der Fall. Ich hatte schon Merkwürdigeres erlebt.
    »Sie können jetzt die Waffe wegnehmen«, sagte er, sobald wir an Deck waren.
    »Danke für die großzügige Erlaubnis, aber ich kann mich heute Abend so schwer davon trennen. Bitte gehen Sie voraus.«
    Er setzte sich in Bewegung, unter dem Grinsen des Wachmanns, der offenbar seinen Spaß daran hatte, dass nicht jeder ständig nach der Pfeife seines Chefs tanzte. Ich fand das ganz reizend, aber ich befahl ihm, ebenfalls vor mir herzugehen, nur für den Fall, dass er deshalb grinste, weil er vorhatte, mich zu überwältigen. Black steuerte auf seine Privatgemächer zu, und ich sah sonst niemanden, nicht einmal ein Mitglied der Crew. Auf der Yacht herrschte Nachtruhe; alle lagen sie in ihren kleinen schwarz-braunen Betten.
    »Rogers, gehen Sie zurück auf die Brücke. Hier ist alles unter Kontrolle.«
    »Genau, Rogers, und sollten Sie Schüsse hören, rufen Sie die 911.«
    »Zu Befehl, Ma’am.« Ich mochte Rogers. Er war in Ordnung.
    In Blacks Suite, vor der Fensterfront und einem kleinen Balkon, saß Jacques Montenegro. Er trug ein graues TommyHilfiger-Sweatshirt, eine Khakihose und zweifellos sehr teures Schuhwerk, allerdings ohne Socken. Er saß hinter Blacks Schreibtisch, als wäre es sein eigener, was gut möglich war. Drei seiner Schlägertypen saßen auf Sesseln im Raum verteilt. Meine Freunde Jean-Claude und Thierry waren nicht dabei. Alle drei trugen schwarze Sweatshirts und weite schwarze Trainingshosen. Potenzielle Totschläger wie sie sollten lieber keine weiten schwarzen Trainingshosen tragen. Sie machten darin keine gute Figur.
    »Sie brauchen nicht aufzustehen, Gentlemen. Für mich ist es einfacher, Sie im Sitzen abzuknallen.«
    Zwei von ihnen lachten. Der andere hatte wohl meinen Witz nicht kapiert. Er hatte ein blaues Auge und eine geschwollene Nase, und mir kam es so vor, als würde auch sein Unterleib pulsieren. Montenegro lächelte; oh je, er machte einen auf Strahlemann. »Guten Abend, Detective. Ich freue mich, dass Nicky Sie zu dieser kleinen nächtlichen Plauderei überreden konnte.«
    »Ihr Freund Nicky hat damit nichts zu tun. Ich bin auf Befehl von Sheriff Ramsayhierher gekommen,also rücken Sie raus, was Sie angeblich wissen, damit wir’s hinter uns bringen.« Ich betonte den Namen mit Nachdruck, denn, ich muss gestehen, ich bin nun mal besserwisserisch; außerdem war mir nicht ganz wohl in der Haut, denn einer von den hier im Raum Anwesenden hatte mich zusammengeschlagen und an einem Stuhl festgebunden, und nun konnte ich ihn nicht mal abknallen. Da bleibt einem doch nur der Ausweg in den Sarkasmus.
    Nun lachte niemand. Black rückte ein Stück ab und stellte sich neben ein großes Bullauge auf der Steuerbordseite, als überlegte er, zu türmen, falls es knallen sollte, aber ich hatte sie mit meiner Waffe nach wie vor alle unter Kontrolle. Es sei denn, sie zielten alle auf einmal plötzlich auf mich. Aber das war unwahrscheinlich, und außerdem würde Rogers in dem Fall die 911 rufen.
    »Bitte, Detective, nehmen Sie doch Platz. Mir ist klar, dass dieser Abend nicht sonderlich angenehm für Sie war. Ich bin untröstlich, dass Ihnen das passiert ist.«
    »Wow, vielen Dank. Ich bin ebenfalls untröstlich darüber. Vielleicht auch ein wenig sauer.«
    Auch darüber lachte keiner. Entweder taugte ich als Komikerin nichts, oder es mangelte ihnen schlicht an Sinn für Humor.
    »Ich habe bereits mit meinen Leuten gesprochen. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Heißt das, ich wurde auf Ihre Anordnung hin überfallen, Mr Montenegro?«
    »Nicht ausdrücklich. Sie müssen wissen, mit Nicks Erlaubnis habe ich meine Männer zu Sylvies Bungalow geschickt, um ihre Sachen zu holen, damit ich sie ihrer Mutter geben kann. Sie haben sie dort überrascht, und als Sie sich so heftig gewehrt und ihnen sogar Verletzungen zugefügt haben, platzte den Männern verständlicherweise der Kragen.« Jacques änderte seine Sitzposition und nahm einen Schluck aus dem Glas in seiner Hand. Als er fortfuhr, meinte ich eine gewisse Verärgerung herauszuhören. »Und ich muss doch auch sagen, dass wir nicht gerade erfreut über Ihre Andeutung gegenüber dem

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