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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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war ich im Freien, unter einem Baldachin aus schwarzem Samt und funkelnden Sternen, fühlte ich mich gleich besser. Ich war zu Hause und in Sicherheit. Ich hatte mein Handy am Gürtel, direkt neben meiner Glock automatik. Sonst trug ich natürlich keine Waffe am Körper, wenn ich meine Turnübungen machte. Aber das war nun mal, verflixt und zugenäht, eine besondere Situation.
    Die alten verrotteten Bohlen des Stegs hatte ich durch neue, glatt gehobelte ersetzen lassen. Dadurch konnte ich meine Yogaübungen gut auch im Freien machen, wo ich die Wellen plätschern und die Grillen zirpen hörte. Nachts unter dem Sternenhimmel turnte ich besonders gern. Ich hatte meine persönliche Abfolge von Übungen entwickelt, um alle Muskeln meines Körpers zu kräftigen und geschmeidig zu halten. Ein Durchgang dauerte nur eine halbe Stunde, und es funktionierte. Ab morgen jedoch würden noch Hantelübungen dazukommen, garantiert.
    Zum Aufwärmen begann ich mit einigen einfachen Stehhaltungen, um dann mit einer Abfolge von Hunde- und Kriegerstellungen die Beine langsam zu lockern. Beim Yoga konnte ich mich in der Regel von belastenden Gedanken befreien, und es funktionierte auch dieses Mal wunderbar, als ich hinter mir etwas hörte. Ich warf mich in Sekundenschnelle auf den Bauch, zog meine Glock und richtete sie auf die schemenhafte Gestalt hinter mir. Oh mein Gott, nicht schon wieder.
    »Nicht schießen, bitte! Ich bin’s.« Nicholas Black trat aus dem Schatten ins Licht. »Ich will mit Ihnen reden.«
    Völlig perplex hielt ich die Waffe weiter auf ihn gerichtet, während ich den Steg und das Ufer nach seinen Leuten absuchte, aber da war niemand. Zu seinem Glück war Black vernünftig genug, die Hände hochzuhalten. »Was wollen Sie hier? Mich fertigmachen? Nachdem es beim ersten Versuch nicht geklappt hat?«
    Ich hörte meinen eigenen Atem, heftig und stoßweise und so ganz im Widerspruch zu meinen ruhigen Worten. Verdammt, dachte ich, wie konnte das nur passieren? Wie zum Teufel konnte er sich schon wieder an mich heranschleichen? Wenn das so weiterging, würde ich noch mein Abzeichen zurückgeben. »Legen Sie sich mit dem Bauch auf den Boden, die Arme zur Seite ausgestreckt!« Ich wollte Sofort! brüllen, aber er kannte offenbar das Prozedere und gehorchte ohne Widerspruch.
    Ich tastete ihn ab, fand aber keine Waffen unter seinem schwarzen T-Shirt und der Jeans, nur wahre Muskelpakete. »Ich bin unbewaffnet«, sagte er, während ich den See und das Ufer ein weiteres Mal nach Komplizen absuchte. »Woher wussten Sie, wo ich wohne?«
    Er ignorierte meine Frage. »Hören Sie, ich muss mit Ihnen sprechen, im Vertrauen und unter vier Augen.«
    »Wo ist Ihr Fahrzeug? Wie konnten Sie hierher kommen, ohne dass ich etwas gehört habe?«
    »Per Kajak geht das.«
    »Sie sind im Kajak von Ihrem Haus über den See bis hierher gepaddelt?« Das sollte wohl ein Witz sein. Ich glaubte ihm kein Wort.
    »Ich betrachte es als Sport.«
    »Dann sporteln Sie weiter, indem Sie schnellstmöglich abhauen. Ich weiß nicht, was ich mit Ihnen besprechen sollte.«
    »Ich habe wichtige Informationen für Sie. Ich will, dass Sie mit mir mitkommen.«
    Hier musste ich unwillkürlich lachen. »Oh ja, das mach ich doch glatt. Soll ich Ihnen auch noch helfen, mich zu überfallen?«
    »Ich habe Sie nicht überfallen und kann das auch beweisen. Kommen Sie mit, und ich werde es Ihnen zeigen.«
    »Beweisen Sie es hier, Black. Ich komme nirgendwohin mit Ihnen, und wenn Sie nicht bald verschwinden, bringe ich Sie wieder hinter Gitter. Dieses Mal nagle ich Sie wegen Hausfriedensbruchs fest.«
    »Ich habe Ihnen kein Haar gekrümmt.« Er lag, das Gesicht mir zugewandt, mit der Wange gegen den Steg gepresst, was seine Stimme dämpfte. »Aber ich weiß, wer Sie überfallen hat, und ich kenne auch den Grund.«
    Ich hielt die Waffe weiter auf ihn gerichtet, während meine Augen unablässig die Dunkelheit absuchten. »Soll ich das glauben? Dann schießen Sie schon los. Raus damit!«
    »Nicht hier. Kommen Sie mit auf meine Yacht, und werde Ihnen alles erklären.«
    »Sie glauben doch wohl nicht, dass ich so blöd bin.«
    Er setzte sich auf, worauf ich den Lauf meiner Waffe auf den Mittelpunkt seiner Stirn umlenkte. Ein gutes Gefühl. Dieses Szenario schwebt mir schon vor Augen, seit ich das Büro des Sheriffs verlassen hatte. Er lächelte. »Nehmen Sie die Waffe weg. Glauben Sie mir, ich bin vernünftig genug, keine Dummheiten zu machen. Ich kann beweisen, dass ich unschuldig

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