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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Haus und goss Benzin über den zerstückelten Körper des Vaters und die Teppiche in allen Räumen. Dann riss er ein Streichholz an und sah eine Weile auf das brennende Haus, ehe er in die Nacht hinein davonfuhr.
    Blage war vierzehn Jahre alt.

18
    Okay, Claire, ich will alles hören, von Anfang bis Ende.«
    Ich saß direkt gegenüber von Charlies Schreibtisch. Bud saß neben mir. Wir befanden uns in Charlies unaufgeräumtem Büro, während draußen vor der Tür die anderen Polizisten lauschten und dabei so taten, als wären sie beschäftigt. Immerhin handelte es sich hier um den spektakulärsten Fall, der sich in der Ozarks-Region je zugetragen hatte. Die Sekretärinnen drängten sich um die Kaffeekanne und flüsterten aufgeregt, weil sich die eine oder andere auf dem Weg zur Arbeit in irgendwelchen Nachrichtenclips gesehen hatte, die auf den Kabelkanälen pausenlos wiederholt wurden.
    Als ich noch klein war, gastierte mitten auf dem Fußballfeld der Schule ein Wanderzirkus, und ich durfte die Vorstellung besuchen. Das Programm war nicht besonders umfangreich, aber es gab immerhin eine Trapeznummer und eine kleine Elefantenherde, die in der Manege ihre Kreise zog. Genau daran fühlte ich mich in dem Moment erinnert, an eine Zirkusvorstellung mit Nicholas Black, Sylvie Border und mir als Attraktion des Abends. Bis jetzt standen die anderen beiden im Scheinwerferlicht, und nun hatte ich das Gefühl, ich würde auf einem Trapez ohne Netz hin- und herschaukeln und nur drauf warten, dass der Scheinwerfer mich finden würde. Das Publikum würde entsetzt die Münder aufreißen, während ich in den Tod stürzte. Ich nehme an, das vermittelt Ihnen eine ungefähre Vorstellung davon, wie viel Selbstvertrauen ich in letzter Zeit habe.
    Von der Straße tönten plötzlich laute Hupgeräusche herauf, gefolgt von wütend durcheinanderrufenden Stimmen. Charlie sprang unverzüglich auf und zog das Rollo hoch. »Diese Scheißgeier, die hier dauernd rumhängen. Ich hab die so was von satt, und ich will auch nicht jedes Mal, wenn ich zur Arbeit komme, einen Spießrutenlauf an dieser Pressemeute vorbei machen.« Er sah Bud und mich vorwurfsvoll an, als könnten wir etwas dagegen unternehmen. »Und reißt verdammt noch mal die Klappe nicht so weit auf, dass Magdalena jedes Wort mithören kann.«
    Magdalena Broussart arbeitete schon seit fünfzehn Jahren als seine Sekretärin. Sie war eine wunderbare kleine Dame, die mit ihren gigantischen High Heels gerade mal an Buds Kinn heranreichte, die aber auch das ganze Büro am Laufen hielt wie eine gut geölte Maschine. Leider hatte sie eine besondere Vorliebe für die Krimiserie Mord ist ihr Hobby und neigte dazu, sich mit der Hauptfigur Jessica Fletcher zu identifizieren. Dazu kam noch, dass sie mit gut fünfzig alten Damen befreundet war, alle in den Siebzigern und mit einem Faible für Bingo, die aus polizeilichen Insiderinformationen ihren Kick bezogen. Was sie von Magdalena hörten, verbreitete sich unter ihnen sofort wie ein Lauffeuer. Sozusagen das Syndikat der gelangweilten alten Damen.
    Ich hielt es nicht mehr aus, wie Charlie mich anstarrte, also begann ich meine finstere Geschichte an der Stelle, an welcher Black in seinem Kajak an meinem Haus erschien. Charlies buschige weiße Brauen stießen zusammen, und ich hielt inne, um ihm die Gelegenheit zu geben, ausgiebig zu fluchen, was er aber nicht tat. Also erzählte ich weiter bis zu der Stelle, an der wir Blacks Luxusyacht erreicht hatten und ich mit Jacques Montenegro zusammentraf. Charlie hatte seinen Zorn so lange aufbewahrt, bis ich ihm davon erzählte, wer mich attackiert und ins Wasser geworfen hatte; hier begann er wütend auf- und abzulaufen und Drohungen auszustoßen, er würde das Pack verhaften lassen dafür, dass sie jemanden von seinen Leuten fast umgebracht hatten. Das war sicher gut gemeint, aber ich wies ihn darauf hin, dass damit nichts gewonnen wäre, im Gegenteil, der Presserummel würde nach so einer Aktion nur noch weiter steigen. Seit letzter Nacht war ich doch bedeutend ruhiger geworden.
    Während er weiter hingebungsvoll und mit sehr viel Fantasie fluchte, überlegte ich, ob ich ihm sagen sollte, dass Black der Bruder von Jacques Montenegro war. Ich kam zu dem Schluss, ihm nichts davon zu sagen, weil Black wohl, was Charlie anging, doch recht hatte. Er würde dadurch politisch in eine prekäre Lage geraten und obendrein seinen wichtigsten Wahlkampfsponsor verlieren, und das alles auf einen Schlag, hübsch

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