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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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es doch sein, dass wir zu dritt eine zündende Idee haben. Wir können den Fall lösen und das Schwein hinter Schloss und Riegel bringen.«
    Sein Zögern dauerte mir ein wenig zu lange, aber er antwortete dann doch wunschgemäß: »Okay, gehen wir.«

20
    Black bestand darauf, dass wir sein Motorboot zu Harve nehmen sollten. Ich hatte nichts dagegen, denn so wären wir schneller am Ziel. Während Black noch um Fassung rang, hatte ich Harve schon mal eine E-Mail geschickt und ihm mitgeteilt, ich würde später bei ihm vorbeischauen, höchstwahrscheinlich mit Black im Schlepptau.
    Auch über Buckeyes Neuigkeiten hatte ich ihn schon informiert, damit wir nicht vor Black darüber sprechen mussten. Er hatte schon genug gelitten und war wütend genug, was noch problematischer war. Überraschenderweise war mein Wunsch, ihn hinter Gefängnismauern verschwinden zu sehen, wie weggeblasen.
    An meinem mickrigen kleinen Steg festgemacht, lag in aller Pracht eines von Blacks Rennboten des Typs Cobalt 360, das exakte Pendant zu dem Flitzer, mit dem sich der attraktive Tyler schmückte. Dottie würde beim Anblick dieses Gefährts ausflippen.
    Black war still und in sich gekehrt, aber, lieber Gott, wer wäre das an seiner Stelle nicht gewesen? Von seiner selbstgefälligen Arroganz war keine Spur mehr übrig. Ich wusste gar nicht, dass er auch verletzlich sein konnte, eine Eigenschaft, die mich sehr für ihn einnahm. Ich war nun zu 99 Prozent von seiner Unschuld überzeugt und hätte ihn am liebsten von der Liste der Verdächtigen gestrichen. Einen guten Kern zumindest hatte er, abgesehen davon, dass er so höllisch gut aussah, aber diesen Funken würde ich sofort im Keim ersticken. Das Problem war nur, es gab manchmal diese merkwürdige Chemie zwischen Männern und Frauen, die Herzklopfen auslöste, wenn der Mann den Raum betrat, oder Kribbeln in den Fingerspitzen, wenn man ihn berührte. Nicht dass ich vorhatte, Black zu berühren, es sei denn, ich würde ihn wieder nach Waffen absuchen müssen. Nein, Kribbeln stand nicht auf der Tagesordnung, nicht solange ich diesen Fall bearbeitete.
    »Da sind wir schon. Wir legen vorne am Steg an.«
    Black manövrierte sein Gefährt gekonnt gegenüber von Harves altem Fischerboot heran, und man sah sofort, dass er ein erfahrener Bootsführer war. Ich blickte zum Haus hinauf und winkte Harve zu, der uns von seinem Sonnenplatz am Schreibtisch aus beobachtete. Ich sprang an Land und band Blacks Boot fest. Black folgte mir nach, nicht ohne einen Seitenblick auf Harves in die Jahre gekommenen Kahn zu werfen, der sich neben der schicken Cobalt ziemlich mickrig ausnahm. Ja, zugegeben, auch hier wäre die eine oder andere Verschönerungsmaßnahme durchaus am Platz.
    Black sagte: »Ihr Freund schippert doch wohl nicht mit diesem Ding auf dem See herum?«
    Mein Schutzinstinkt begann sich zu regen. »Sie tragen die Nase ziemlich hoch, was Boote betrifft, kann das sein, Black? Egal wie es aussieht, Harves Boot schwimmt tadellos, und man kann damit fischen. Aber um Ihre Frage zu beantworten, Harve ist gelähmt. Er kann nicht mehr hinausfahren, und das Boot wird von seiner Pflegerin benützt. Dottie geht für ihr Leben gern fischen.«
    »Dieselbe Dottie, die diese berüchtigten Grogs braut?«
    Ich nickte. »Sie hat viele Talente, ist eine gute Pflegerin und ein guter Kumpel, und was mich betrifft, ist sie geradezu ein Engel. Am Wochenende hat sie leider frei, sonst könnten Sie sie kennenlernen. Sie haben sie sogar schon mal gesehen, bei einer Signierstunde.«
    »Wirklich?« Er blickte auf die Rollstuhlrampe vor dem rückwärtigen Hauseingang. »Warum ist Ihr Freund behindert?« Black ging noch mal ins Boot zurück und holte seine Sonnenbrille und eine schwarze Windjacke. Die Mappe mit den Obduktionsergebnissen hatte er schon in einer Hand.
    Nun, diese Frage wäre mir lieber erspart geblieben. »Er war Polizist und wurde im Dienst von einer Kugel getroffen.«
    »Er ist also ein Held?«
    »Kann man so sagen.« Hast du eine Ahnung, dachte ich, als wir den Weg zum Haus hinaufgingen. Ich könnte ihm schon erzählen, was genau geschehen war, aber damit würde ich Abgründe aufreißen, vor denen ich mich fürchtete. Der heutige Abend hatte schon genügend Dramatik in sich. Es reichte auf jeden Fall.
    »Hey, hier bin ich!« Harve kam in den Flur gerollt, auf seinem Gesicht erstrahlte das übliche einladende Grinsen. Er freute sich immer sehr über Gesellschaft, wenn Dottie ihre Kurzurlaube hatte. Trotzdem war es gut

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