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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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das Opfer im Wasser versenkt hat, relevant ist. Kann sein, kann aber auch nicht sein. Wie Sie schon gesagt haben, vielleicht wollte er damit nur Spuren verwischen. Darin liegt, glaube ich, der Schlüssel für das Verständnis dessen, was ihn antreibt.«
    »Genau«, sagte Black. »Ich vermute, das war nicht seine erste Tat dieser Art. Möglicherweise ist er ein Serientäter, jedoch ein extrem raffinierter, der seine Taten bis aufs i-Tüpfelchen plant. Wie Sie wahrscheinlich wissen, sind die meisten Serienmörder männlichen Geschlechts, weiß, Mitte zwanzig bis Mitte dreißig. Das soziale Spektrum reicht von der Unter- bis zur Mittelschicht. Viele dieser Täter wurden in ihrer Kindheit geschlagen und sexuell, manchmal auch emotional missbraucht. Auffällig ist, dass fast alle als Kinder Feuer gelegt haben. Dazu kommt eine Neigung zu Tierquälerei, und die meisten waren auch Bettnässer.«
    »Somit handelt es sich bei unserem Täter also wahrscheinlich um einen jungen Mann«, sagte ich. »Kennen die Täter in der Regel ihre Opfer persönlich?«
    Black schüttelte den Kopf. »Nein, die Auswahl ist normalerweise willkürlich, und häufig trifft es Fremde, die sich zur falschen Zeit am falschen Ort befunden haben. Nach der Tat durchläuft der Täter eine sogenannte Abkühlphase, in der er die Tat wieder und wieder durchlebt und sich so lange daran berauscht, bis der Kick weg ist und er erneut zuschlagen und seine Fantasie ausagieren muss. Es ist ein innerer Zwang. Das Motiv ist gar nicht so sehr sexueller Natur, sondern ein sadistisches Verlangen, das Opfer zu beherrschen. Das sehe ich auch bei unserem Typen und dem, was er seinen Opfern antut, als vorherrschend.«
    Nachdem Black schwer geschluckt hatte, drehte sich Harve zum Computer auf dem Schreibtisch hinter ihm um. »Claire hat mich gebeten, eine Datenbankabfrage nach ähnlichen Verbrechen durchzuführen, und bis jetzt sind fünf Mordfälle aufgetaucht, bei denen das Opfer enthauptet aufgefunden wurde. Einer der Fälle ereignete sich vor ungefähr genau einem Jahr in North Carolina. Dort entdeckten Wanderer eine kopflose weibliche Leiche in dichtem Unterholz am Cape Fear River, aber der Kopf konnte nie gefunden werden. Der verantwortliche Detective aus Greenville sagte mir, sie vermuteten, dass der Kopf mit dem Fluss ins Meer gespült wurde.«
    Ich versuchte, diplomatisch zu sein. »Gab es bei einem dieser Fälle die sterblichen Überreste von zwei verschiedenen Opfern am Tatort?«
    »Nein«, sagte Harve. »Aber das heißt noch nichts. Die meisten dieser Fälle wurden von Police Departments in Kleinstädten bearbeitet, die weder die nötige Erfahrung noch die Mittel haben, derlei aufzudecken. Buckeye ist ein erfahrener Kriminalist, und auch er entdeckte die Diskrepanz nur durch Zufall.« Harve verhielt sich auch Black gegenüber äußerst rücksichtsvoll.
    Ich war erstaunt, dass Black diesen Sachverhalt so bald diskutieren konnte, aber er war nun ganz konzentriert. »Derart kleine Police Departments würden nur dann einen Unterschied feststellen können, wenn das Opfer aus ihrer Gegend stammte und sie es gekannt haben oder wenn sie einen Zahnbefund zur genauen Identifizierung vorliegen hätten. Könnte sein, dass der Täter die Identität seiner Opfer aus dem Grund verwischt, damit man ihm nicht auf die Spur kommt.«
    »Wie sieht’s mit vermissten Personen aus?«, fragte ich. »Wurde im selben Zeitraum im Raum Greenville jemand als vermisst gemeldet?«
    »Das habe ich noch nicht überprüft, hol ich aber demnächst nach.«
    Ich sagte: »Mir kommt das vor wie ein Spiel, und mein Bauchgefühl sagt mir, dass er es schon oft gespielt hat. Gab es Fälle, in denen die Opfer so eindeutig in Szene gesetzt wurden wie in unserem Fall?«
    »Bis jetzt noch nicht. Ein männliches Opfer wurde an einem Flussufer gefunden mit allerlei Fischereigerät um ihn herum. In Illinois wurde eine Frau mittleren Alters mit dem Kopf in ihrem Schoß an einen Baum gefesselt. Eine weitere Leiche wurde in einer Gasse in einem Vorort von Pensacola gefunden. Der dazugehörige Kopf befand sich zwei Blocks weiter entfernt, mit den Haaren an einem Stoppschild festgebunden. Untereinander hatten diese Szenarios kaum etwas gemeinsam.«
    »Gab es Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Todesursache?«, fragte Black.
    »Eine. Alle Opfer waren noch am Leben, als der Kopf abgetrennt wurde.«
    Ich versuchte, möglichst nicht hinzusehen, als Black mit den Zähnen knirschte und dabei seinen Kiefer krampfhaft hin- und

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