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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Kopf und der Torso von den Schnittspuren her nicht zusammenpassten, aber ich habe geglaubt, der Täter hätte bei der Enthauptung Gewebe entfernt. Und der Kopf selbst war bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Damit hätte ich niemals gerechnet. Es hat mich richtig umgehauen, das kann ich dir sagen. So etwas hatten wir hier noch nie.«
    »Ja.« Ich räusperte mich; meine Kehle war wie zugeschnürt, als wäre mir dieser Brocken im Hals stecken geblieben. Und meinen Ohren traute ich noch immer nicht. »Und du bist dir absolut sicher?«
    »Es besteht nicht der geringste Zweifel.«
    »Ich frag mich dauernd, wie ist so was möglich? Ich kapier’s einfach nicht. Wo ist die andere Leiche? Was hat er mit Sylvies Kopf gemacht?«
    »Es sieht ganz danach aus, als hätte sich der Kopf auf Sylvies Körper schon mal in tiefgefrorenem Zustand befunden. Diesbezüglich laufen zurzeit Gewebetests.«
    Mein Magen rebellierte. »Hast du ’ne Ahnung, wem der Kopf gehören könnte?«
    »Nö, das ist dein Job. Wir können einen DNA-Abgleich mit unserer Datenbank machen. Dann sehen wir schon, was dabei rauskommt.«
    »Okay, machen wir.«
    »Und es gab keine Übereinstimmung mit den Haaren in dem Glas, das du mitgebracht hast, und jenen Haaren, die wir an dem Busch hinter dem Bungalow gefunden haben.«
    »Okay. Danke, Buckeye.«
    »Entschuldigung, aber ich hab mir gedacht, du würdest so schnell wie möglich Bescheid wissen wollen. Ich hätte diese Möglichkeit von Anfang an in Betracht ziehen sollen, aber, Mannomann, wer glaubt denn schon, dass die sterblichen Überreste von zwei verschiedenen Frauen stammen.«
    »Du hast recht. Auf diese Idee wäre ich auch niemals gekommen.«
    »Ich ruf dich wieder an, sobald die restlichen Ergebnisse eingetrudelt sind.«
    Er legte auf, und noch während ich auf das Telefon starrte, versuchte ich, die Konsequenzen zu überdenken. Da knallte die Fliegengittertür hinter mir zu, und ich sprang hoch.
    »Was ist los?«, fragte Black. Er stand mit dem Umschlag in der Hand unweit entfernt. »Claire? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Er nannte mich schon wieder Claire, und ich wünschte, er würde es lassen. Diese Form von Nähe wollte ich nicht haben, jedenfalls nicht jetzt. Ich hatte ständig sein entsetztes Gesicht von jenem Abend vor Augen, als ich ihn auf seiner Yacht mit den Bildern von der Obduktion schockiert hatte. Diese Erfahrung wollte ich nicht noch einmal machen, war doch die jüngste Neuigkeit noch hundert Mal schlimmer. Ich könnte sie ebenso gut einfach für mich behalten, ein vertrauliches Detail, das nur der Mörder kannte.
    »Claire, sagen Sie schon, was los ist. Geht es um Sylvie?« Er wirkte äußerst besorgt, was verständlich war. Immerhin war sie seine Nichte, und es fehlte ihr Kopf. Ich musste es ihm sagen.
    »Wer hat da angerufen?« Sein eindringlicher Blick haftete auf meinem Gesicht. Ich schluckte schwer und zwang mich, seinen Blick zu erwidern.
    Ich holte tief Luft, aber meine Stimme bebte dennoch. »Der Gerichtsmediziner. Tut mir leid, aber es gibt keine guten Neuigkeiten.«
    Black schwieg zunächst. Dann sagte er: »Sagen Sie’s trotzdem. Sie ist und bleibt tot, und ich habe mittlerweile alle Fotos gesehen. Schlimmer kann es nicht mehr kommen.«
    Da täuschte er sich leider gewaltig. »Er hat den Zahnbefund und die Ergebnisse des DNA-Tests bekommen.« Ich suchte weiter nach den richtigen Worten, aber irgendwie passten sie alle nicht. Also sagte ich ihm einfach die Wahrheit. »Dem DNA-Abgleich zufolge passt der Kopf nicht zum Körper. Auch der Zahnstatus stimmt nicht überein.«
    »Wie bitte?«, sagte er und schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich versteh das nicht.«
    »Wir haben Sylvies Körper gefunden«, sagte ich. »Aber, es tut mir so leid, der Kopf ist ein anderer. Das haben sowohl die DNA-Analyse als auch der Gebissvergleich ergeben.«
    Ich sah, wie ihm die Wahrheit langsam dämmerte, sah, wie sich das blanke Entsetzen auf seinem Gesicht abzeichnete und alles Blut daraus wich. Er taumelte nach hinten, bis er gegen die Tür prallte und stehen blieb, Schmerz und Fassungslosigkeit im Gesicht, dass ich es kaum mehr ertrug hinzusehen.
    »Es tut mir so leid, wirklich schrecklich leid, dass ich Ihnen das sagen musste.« Ich fühlte mich hilflos, wusste nicht, was ich tun sollte, aber in dem Moment drehte er sich auch schon um und ging nach draußen.
    Ich folgte ihm, blieb jedoch auf der Veranda stehen, als er am Picknicktisch Halt machte und sich mit beiden Händen auf der

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