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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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Verständnis für den Typ Mensch zu entwickeln, der zu so einer Tat fähig ist, und warum er sich so verhält. Ich mache keine Jagd auf Mörder, um sie anschließend festzunehmen. Das ist Claires Job, nicht meiner. Aber ich war recht erfolgreich darin, aufzuzeigen, warum ein Täter zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort ein Verbrechen begeht.« Black sah mich an, als wollte er mir versichern, dass er mir bei der Lösung des Falls nicht ins Gehege kommen würde. »Ich beschäftige mich mit den Opfern und versuche mir vorzustellen, wer dieser Mensch war und warum ihn jemand tot sehen wollte.«
    »Kriminologische Opferforschung«, sagte Harve.
    Black nickte und holte Atem. »Leider weiß ich in diesem Fall bereits eine Menge über Sylvie, was nicht bedeutet, dass sie mir alle Details aus ihrem Leben erzählt hätte. Nicht einmal in den Therapiestunden hat sie sich mir gegenüber ganz offenbart. Sie hatte einen Heidenrespekt vor ihrem Vater und fürchtete, ich könnte ihm ihre Geheimnisse weitersagen. Hätte ich natürlich nie gemacht, aber trotzdem schwieg sie über gewisse private Themenbereiche. Ich bin, was meine Privatsache betrifft, auch zurückhaltend und verstehe von daher ihre Einstellung. Ich weiß, sie vertraute mir, aber ich war ihr Onkel, und wenn sie in irgendwelche zwielichtigen oder illegalen Machenschaften verwickelt gewesen wäre, hätte sie nicht gewollt, dass ich davon wusste.«
    »Haben Sie denn einen Grund, anzunehmen, dass das bei ihr der Fall gewesen sein könnte?«, fragte ich vielleicht etwas zu direkt.
    »Nein«, antwortete er ein bisschen zu prompt, aber vielleicht war es auch nur die voreilige Schutzreaktion des Onkels. »Nicht wirklich, aber ich habe genügend Jungstars behandelt, die ein ähnliches Leben führten wie sie, und ich weiß, dass Drogen, Alkohol und Sex eine immense Versuchung darstellen, von den ersten Erfolgen in Hollywood an bis zu dem Tag, an dem sie als zu alt gelten, um noch in Filmen aufzutreten.«
    »Wo liegt da die Grenze? Bei einundzwanzig?«
    »Genau. Hollywood wird heutzutage von einem Jugend- und Schlankheitswahn regiert. Und da hätten wir auch schon das nächste Problem, vor dem diese jungen Mädchen stehen: Um gute Rollen zu bekommen, müssen sie geradezu gefährlich dünn sein, weshalb viele von Essstörungen und Magersucht bedroht sind. Sylvie hatte vorübergehend mit Bulimie zu kämpfen. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Frauen mit ähnlich gelagerten Problemen ich behandelt habe. Dazu kommt, dass die Unterhaltungsbranche viele von diesen jungen Frauen regelrecht auffrisst, weil sie sehr schnell von einem Harem unterwürfiger Anhänger umgeben werden, die sie dazu ermutigen, es so richtig krachen zu lassen.« Ich dachte, auf Black könnte das genauso gut zutreffen, sagte aber nichts.
    »Sie sind jung und naiv, haben Geld wie Heu und sind zu jedem Experiment bereit, egal wie geerdet sie vor dem großen Durchbruch waren. Sylvie nahm eine Zeit lang Koks, weshalb Jacques mich bat, sie nach Cedar Bend zu einer Entziehungskur zu holen.«
    »Sie machte einen Entzug hier am See?«
    Black nickte. »Für die großen Stars ist es der ideale Ort für eine Entgiftung. Ich habe qualifiziertes Personal, das sie darin unterstützt, von dem Zeug loszukommen, während sie von mir individuell in Einzelgesprächen betreut werden. Sie wären erstaunt, wenn Sie wüssten, wie viele Berühmtheiten sich hier schon behandeln ließen, darunter einige ganz große Namen, die Sie sicher kennen.«
    Harve sagte: »Ich habe mir den polizeilichen Ermittlungsbericht angesehen. Mir fällt auf, dass der Täter keinerlei Spuren hinterlassen hat.«
    »Ist mir auch aufgefallen. Kommt selten vor, dass man gar nichts findet, das einem weiterhilft, kein Haar, keine Stofffaser. Das könnte auch der Grund dafür sein, warum er sich entschlossen hat, sie im See zu versenken.«
    Blacks Stimme klang jetzt neutral und emotionslos. Er hatte sich eisern unter Kontrolle und war bereit alles zu tun, um Sylvies Mörder zu finden. Bis dahin würde er keine Gefühle mehr zeigen, glaubte ich. Und dann würde er den Typen womöglich umbringen.
    Harve dagegen wirkte geradezu aufgekratzt. Er liebte nichts mehr, als einen diffizilen Fall zu lösen. Und er war verdammt gut darin. »Der bedeutendste Hinweis besteht meiner Meinung nach in der ungewöhnlichen Inszenierung des Opfers. Der Täter hatte einen Grund, warum er sie an einen gedeckten Tisch setzte. Ich weiß nicht, ob die Tatsache, dass er

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