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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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bitter.
    »Mit Sir Lucius’ Erlaubnis werde ich nochmals die Korvette benützen. Ich bin überzeugt, daß mein Agent auf Nachricht von mir wartet; das erleichtert uns die Sache.« Er blickte verschmitzt in Bolithos ernstes Gesicht. »Wie Sie selbst sagten, ist das Geschwader eher für den Kampf auf offener See geeignet als für sinnlose Attacken auf die Küste. Ich werde gut zwei Tage brauchen, in dieser Zeit müßten wir zum entscheidenden Angriff bereit sein.« Er lächelte, und Bolitho sah ein neuartiges Licht in seinen Augen funkeln. Sekundenlang war nur brutale Grausamkeit darin. »Wenn ein Unterhändler mit weißer Flagge die spanische Garnison aufsucht und dort erklärt, was ihnen bestimmt passieren wird, sobald Messadis Krieger die Festung erobern – den Verteidigern und ihren Frauen…« Er schwieg bedeutsam.
    »Um Gottes willen, Sir Hugo«, murmelte Broughton bestürzt, »dazu wird es doch nicht kommen?«
    »Natürlich nicht, Sir Lucius.« Draffen war offensichtlich wieder bester Laune.
    Broughton schien plötzlich das Bedürfnis zu haben, diese Unterredung zu beenden. »Signalisieren Sie also der
Restless
,

Bolitho. Die
Coquett
e

kann die Bewachung der Bucht übernehmen.«
    Als Bolitho die Kajüte verließ, kam Draffen hinterher. »Nehmen Sie es nicht zu schwer, Captain«, murmelte er fast freundschaftlich. »Ich habe Ihre Qualitäten als Seeoffizier nie bezweifelt. Also könnten Sie meinen Fähigkeiten in gewissen Affären ebenfalls vertrauen, eh?« Bolitho blieb stehen und sah ihn an. »Wenn Sie damit sagen wollen, daß ich von Ihren Machenschaften nichts verstehe, Sir Hugo, so haben Sie recht. Und ich will auch nichts damit zu tun haben – nie!«
    Draffens Gesicht wurde hart. »Treiben Sie es nicht zu weit, mein Freund! Sie könnten eines Tages einen hohen Rang in der Flotte einnehmen, vorausgesetzt…« Das Wort blieb in der Luft hängen.
    »Vorausgesetzt, daß ich den Mund halte?«
    Ärgerlich fuhr Draffen herum. »Ausgerechnet Sie können es sich kaum leisten, sich zu exponieren, wenn Sie vorwärtskommen wollen! Vergessen Sie nicht: ich kannte Ihren Bruder. Höherenorts gibt es Leute, die es sich sehr überlegen würden, einen Offizier zu befördern, von dem sie erfahren, daß sein familiärer Hintergrund nicht ganz sauber ist – also benehmen Sie sich, Captain!«
    Bolitho wurde auf einmal eiskalt. Ihm war, als schwebe er in der Luft. »Vielen Dank, daß Sie mich daran erinnern, Sir Hugo.« Er wunderte sich darüber, wie seine Stimme klang. Vollkommen fremd.
    »Von jetzt an brauchen wir einander wenigstens nichts mehr vorzumachen.« Er drehte sich um und schritt rasch zur Kampanjeleiter. Unten auf dem Achterdeck ging Keverne gedankenversunken auf und ab.
    »Signalisieren Sie der
Valorou
s
zur Weitergabe an die
Restless:
›Anker lichten und sofort zum Flaggschiff. Sir Hugo Draffen an Bord nehmen und nach dessen Instruktionen handeln.‹« Kevernes erstaunten Blick ignorierte er. »Dann können Sie alle Geschütze festmachen lassen, und die Leute können essen. Nun? Was ist noch?«
    »Ziehen wir uns zurück, Sir?«
    »Kümmern Sie sich um das Signal, Mr. Keverne.« Er blickte auf die fernen Berge. »Ich muß nachdenken.«
    Er wandte sich um, denn unter dem Achterdeck erschien Leutnant Sawle mit Witrand. »Wo wollen Sie mit dem Gefangenen hin, Mr. Sawle?«
    Der Leutnant sah ihn verständnislos an. »Er soll doch auf die Ko rvette überstellt werden, Sir«, antwortete er, anscheinend völlig verwirrt. »Leutnant Calvert sagt, der Admiral hätte es befohlen.«
    Der Franzose kam leichtfüßig die Leiter herauf, und Bolitho vergaß für den Augenblick seine Wut über Draffens Drohung.
    »Ich will Ihnen Lebewohl sagen,
capitain
e
.« Witrand reckte sich und sog die warme Seeluft ein. »Wer weiß, ob wir uns wiedersehen?«
    »Ich hatte keine Ahnung davon, Witrand.«
    »Das glaube ich Ihnen,
capitaine
.

Anscheinend denkt man, ich könnte von Nutzen sein. Spaßhaft, wie?«
    Bolitho dachte an Broughtons desperate Stimmung. Vielleicht hatte er Draffens Vorschlag zugestimmt, Witrand auf die Korvette zu überstellen, weil sie hofften, der Franzose würde etwas über seine Mission verraten. »Spaßhaft? Ja, vielleicht«, antwortete er nachdenklich.
    Er beschattete die Augen und beobachtete, wie die
Valorous
Broughtons Signal hißte. Irgendwo hinter der vorspringenden Landzunge versteckt, würde die vor Anker liegende Korvette es sehen und eiligst dem Befehl folgen. Witrand würde vermutlich an Bord

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