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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ein Teleskop und befahl nervös: »Signal an alle: ›Positionen einhalten‹!« Interessiert musterte er durch sein Glas die
Valorous
,

die mit killendem Klüver drehte, um ins Kielwasser des Flaggschiffs einzuscheren.
    »Kann ich Bramsegel setzen, Sir?« fragte Keverne. Bolitho nickte. »Nutzen Sie den Wind ruhig aus.«
    Gerade als Keverne eilig zur Reling schritt, war ein vibrierendes Dröhnen zu vernehmen. Jedes freie Teleskop im ganzen Geschwader blinkte in der Sonne. Aller Augen waren auf die ferne Festung gerichtet. Dann brach das Dröhnen ab, und mit furchtbarer Plötzlichkeit stiegen mehrere turmhohe Flammen- und Rauchwände auf, massig und fest wie für die Ewigkeit und alles verbergend, was dahinter geschah.
    Doch der Wind blies den widerstrebenden Rauch schließlich auseinander, und Bolitho sah die Ruinen des Kastells. Der innere Turm war vollkommen eingestürzt, wie der Schornstein eines alten Brennofens; Mauern und Brustwehren wären nur noch Schutt. Nacheinander folgten noch ein paar Explosionen im Festungsinnern; er konnte sich vorstellen, wie liebevoll Inchs Stückmeister, Mr. Broome, die einzelnen Ladungen plaziert hatte. Er hielt den Atem an, als etwas Kleines, Dunkles, Schmales aus dem Rauch kam und hinaus auf See glitt: Broome und seine Männer hatten sich im letzten Moment abgesetzt.
    Nachdenklich sagte Giffard: »Dieser Bau hat allerhand erlebt, bei Gott!«
    »Das läßt sich nicht leugnen, Hauptmann Giffard«, stimmte Broughton mit einem Blick auf Bolithos Rücken und einem leichten Lächeln zu.
    Als acht Glasen angeschlagen wurden und die Vormittagswache den Dienst übernahm, war das kleine Geschwader bereits sieben Meilen von Land entfernt.
    Bolitho saß in seiner Heckkajüte auf der Sitzbank und ruhte sich aus. Er konnte eben noch die
Valorou
s

vor dem verschwimmenden Land ausmachen, das nur noch Dunst war, einer dunkelroten Wolke nbank ähnlich, über der sich der schwärzliche Qualm aus der Festung Djafou erhob und wie ein mächtiger Pilz den blauen Himmel besudelte.
    Er dachte an Lucey und Lelean, an Witrand und viele andere, die für immer dort geblieben waren. Von ihnen war Draffen der einzige, der mit dem Geschwader segelte, denn sein Leichnam war sorgfältig in einem Faß Rum konserviert, um in England ein würdigeres Begräbnis zu erhalten.
    Bolitho lehnte sich auf das Fenstersüll, das wohlbekannte Knarren von Stagen und Wanten im Ohr, und versuchte, seine Schulter in eine Stellung zu bringen, in der ihm das langsame Rollen des Schiffes nicht noch mehr Schmerzen verursachte.
    Wieder einmal hatte er das Schicksal überlistet. Er faßte an seine Schulter und zuckte zusammen. Bald mußte der Verband gewechselt werden, und er würde wieder nicht zu atmen wagen aus Angst, daß die Wunde schlimmer geworden sei.
    Dann dachte er an Catherine Pareja und ihre letzte gemeinsame Nacht im Turm. Ihr wildes Begehren hatte alles so einfach gemacht – und dann hatten sie ganz still nebeneinander gelegen und auf das Murmeln der unten an die Felsen schlagenden Wellen gelauscht. Wäre es auch geschehen, wenn er nicht so schwer verwundet gewesen wäre?
    Hätte er es dann so weit kommen lassen? Er dachte an ihre zärtlichen Arme, da wußte er die Antwort.
    Spargo, der Schiffsarzt der
Euryalus
,

hielt Bolitho seine breite, haarige Hand hin und sagte: »Hier, fassen Sie mal fest zu, Sir!«
    Bolitho stand vom Schreibtisch auf. »Er ist ein harter Lehrmeister«, sagte er zu Keverne und lächelte dabei, um seine Angst zu verbergen.
    »Ich fürchte, wir geben ihm nicht genug zu tun.« Dann faßte er Spargos Hand, und der Krampf riß in seinem Arm, als er mit aller Kraft zudrückte.
    Es war drei Tage her, daß das Geschwader von Djafou ausgelaufen war, und seitdem hatte Spargo alle paar Stunden den Verband kontrolliert, die Wunde angesehen und betastet, bis Bolitho dachte, diese Quälerei würde nie ein Ende nehmen.
    Spargo ließ Bolithos Hand los. »Gar nicht so übel, Sir.« Er sprach mit widerwilliger Befriedigung, was, wie Bolitho bereits herausgefunden hatte, seine Art war, jemanden für eine gute Leistung zu loben.
    »Aber erst müssen wir mal sehen.« So redete er immer – seine Skepsis war wie ein Treibanker, sozusagen eine Rückversicherung für alle Fälle.
    Keverne jedenfalls schien etwas beruhigter zu sein. »Ich darf wohl jetzt gehen, Sir. Für heute sind wir ja mit den Schiffsangelegenheiten fertig.«
    Vorsichtig legte Bolitho den Arm wieder in die Schlinge und trat ans Fenster. Eine gute

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