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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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halbe Meile achteraus nahm die
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Bramsegel weg; wie kleine schwarze Flecken sahen die Matrosen aus, die auf den Rahen mit der salzverhärteten Leinwand kämpften. Es war fast zwölf Uhr mittags. Drei Tage Kampf gegen einen ungewöhnlich widerborstigen Wind; und alle Augen suchten den blinkenden Horizont nach einem Segel ab. Nach irgendeinem Segel.
    Das Geschwader befand sich etwa vierzig Seemeilen vor Cartagena, und wäre ein Feind in Sicht gekommen, hätten sich Broughtons Schiffe aus guter Gefechtsposition heraus zum Angriff formieren können. Während er noch einen kurzen Blick auf die Papiere warf, die er mit Keverne durchgesprochen hatte, vernahm er Broughtons lebhafte Schritte in der Kajüte über der seinen, wo der Admiral einsam auf- und abwanderte und sich ärgerte, daß sich kein einziges Schiff zeigte und er infolgedessen nichts über die Bewegungen des Feindes erfuhr. Er konnte Bolitho leid tun, denn, wie er wußte, gab es bereits gewisse Komplikationen, die man nicht mehr allzu lange vor sich herschieben konnte.
    Buddle, der Zahlmeister, war vormittags bei ihm gewesen und hatte ziemlich pessimistisch über das knapp werdende Wasser und die Fässer mit ranzig gewordenem Fleisch berichtet. Im ganzen Geschwader war es ebenso. So viele Menschen ließen sich eben auf Dauer nicht verpflegen, ohne daß die Vorräte von Zeit zu Zeit ergänzt wurden; es war aber durchaus unsicher, ob und wann man Wasser und Proviant fassen konnte.
    Mit einem Seufzer sah Bolitho zur Tür, die hinter dem Arzt ins Schloß fiel. »Als Ersatz für Lucey haben wir also Sawle zum Fünften Offizier befördert«, überlegte er laut. »Aber da bleibt immer noch eine Fehlstelle in der Offiziersmesse. Midshipman Tothill könnte vielleicht… Aber…«
    »Er ist erst siebzehn«, wandte Keverne ein, »und mit Geschützen hat er noch wenig Erfahrung. Auf jeden Fall ist er so gut beim Signaldienst, daß wir ihn dort jetzt nicht entbehren können.« Er grinste schadenfroh. »Meiner Ansicht nach, Sir.«
    »Ich muß Ihnen da leider beipflichten. Wir müssen eben sehen, wie wir auskommen.« Er horchte auf die Schritte oben.
    Keverne legte die Papiere zusammen und fragte: »Wie stehen die Chancen für Feindberührung, Sir?«
    Er zuckte die Achseln. »Das weiß ich wirklich nicht.« Wenn doch Keverne endlich gehen wollte, damit er Arm und Schulter testen konnte, dachte er. »Die
Co
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uette

und die
Restles
s

müßten jetzt vor Cartagena kreuzen. Vielleicht kommen sie bald mit einer Nachricht wieder.«
    Es klopfte, und Midshipman Ashton trat ein. Er trug keinen Kopf verband mehr und schien sich besser erholt zu haben, als zu erwarten gewesen war.
    »Sir – Mr. Weigall meldet: Segel in Nordwest.«
    Bolitho sah Keverne lächelnd an. »Eher als ich dachte. Ich komme an Deck.«
    Auf dem Achterdeck war es glühend heiß, und obwohl die Segel gut unter einem stetigen Nordwest zogen, bot dieser Wind den Männern der Wache nicht viel Erfrischung.
    Weigall behielt die Kampanje scharf im Auge, um Bolitho nur ja nicht zu verpassen.
    »Der Ausguck meldet, sie sieht wie eine Fregatte aus, Sir.«
    Wie zur Bestätigung ertönte es von oben: »Is’ die
Coquette
,

Sir!« Eilig wie immer erschien Broughton an Deck. »Nun?«
    Ashton enterte bereits mit einem großen Teleskop ein Stück in die Wanten auf, und Bolitho sagte lächelnd: »Was täten wir ohne Fregatten?«
    Minuten verstrichen. Am Kompaß drehte ein Schiffsjunge unter Partridges wachsamen Augen das Halbstundenglas um.
    Dann rief Ashton: »Signal von
Coquette
,

Sir!« Eine ganz kleine Pause. »Negativ!«
    Broughton wandte sich ab. »Also niemand mehr da. Alle Schiffe unterwegs!« knurrte er wütend und starrte mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne. »Wir müssen sie verpaßt haben, Bolitho! Herrgott, die sehen wir nie wieder.«
    Die Fregatte ging auf neuen Kurs, der große, schwarz-weiße Signalwimpel stand noch steif an der Rah. Ein Wimpel nur, doch für Broughton und vielleicht für manchen anderen bedeutete er so viel!
    Die feindlichen Schiffe hatten den Hafen verlassen und konnten jetzt praktisch überall sein. Während sich das Geschwader bei Djafou herumgetrieben, die Festung genommen und dann zerstört hatte – im Endeffekt ein fruchtloses Unternehmen –, war der Feind verschwunden.
    »Hol sie allesamt der Teufel!« murmelte Broughton resigniert. Da rief der Ausguck: »Die
Valorou
s

hat Signal gesetzt, Sir!« Bolitho fuhr auf.
    Bitter bemerkte der Admiral: »Fourneaux wird auch schon

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