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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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gestanden, umtost von den wild feuernden Karronaden; und dann hatte er sich erschrocken und bekümmert über Bolitho gebeugt, den die Kugel jenes unbekannten Schützen auf die Planken geworfen hatte. Wie deutlich er sich daran erinnerte! Jetzt segelte Inch mit seiner merkwürdigen Ladung voll schwatzender Passagiere einem neuen Wendepunkt seines Lebens entgegen; und es war nur zu hoffen, daß er Gibraltar erreichte, ohne auf einen Feind zu stoßen.
    Bolitho fuhr zusammen: dort neben Inch stand jetzt jemand. Obwohl die
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schon eine gute halbe Meile entfernt war, konnte er Kates Haar im Wind fliegen sehen; hell glänzte ihr gelbes Kleid in der strahlenden Sonne. Sie winkte ebenfalls, zeigte lächelnd die weißen Zähne im gebräunten Gesicht und er glaubte ihre Stimme zu hören, der er nachts gelauscht hatte, als ringsum alles still gewesen war.
    »Hier, nehmen Sie das Glas, Mr. Tothill!«
    Immer noch steif vom Wundfieber faßte er mit gespreizten Beinen festen Stand und schwenkte langsam den Hut. Manche, die es sahen, wunderten sich. Aber Allday, der bei der Leiter stand, lächelte dankbar.
    Es war eine knappe Sache gewesen. Und wenn sie nicht… Ein Schauer überlief ihn. Er wandte sich um und sah Calvert nach, der niedergeschlagen den Decksgang entlangschlenderte und sich lustlos gegen die Netze lehnte. Er schien sich mehr denn je in sein Inneres zurückzuziehen und sprach kaum, auch nicht mit den anderen Offizieren. Sehr schade, dachte Allday, denn der Flaggleutnant hatte keine Ahnung, mit welcher Bewunderung man von ihm in den überfüllten Wohndecks sprach, seit er wieder an Bord war. Allday schüttelte den Kopf. Zweifellos hatte Calvert einen reichen Vater, der ihm den Hals retten würde, aber vielleicht lag ihm gar nichts mehr daran. Wie er dastand und in die kabbelige See starrte, war sein Gesicht vollkommen ausdruckslos.
    »Ah, Calvert!« Alle blickten sich um: Broughton eilte munteren Schrittes aus der Hütte. »Kommen Sie her!« rief er.
    Calvert ging nach achtern und faßte an den Hut. »Sir?« fragte er mißtrauisch.
    »Ich habe eine Menge für Sie zu tun.« Lässig blickte Broughton zur
Hekl
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hinüber, die ihren stumpfen Bug in eine trag anrollende Welle grub. Dann warf er einen kurzen Blick auf Bolitho, verzog die Lippen zum Schatten eines Lächelns und wandte sich wieder an Calvert: »Vielleicht würden Sie mit mir speisen, wenn wir mit dem Schreibkram fertig sind – eh?«
    Allday sah, daß Calvert der Mund offen blieb, und war verwirrter denn je. Sogar Broughton hatte anscheinend seine Haltung Calvert gegenüber geändert.
    Bolitho hatte den Admiral gehört und wandte sich ihm zu. »Pardon, Sir. Ich habe Sie nicht kommen sehen.«
    »Schon gut«, nickte Broughton.
    »Das Geschwader hat bestätigt, Sir«, meldete Tothill, der die flüchtige Episode nicht mitbekommen hatte.
    Bolitho drehte sich um und rief: »Machen Sie weiter, Mr. Keverne!« Während das Signal des Flaggschiffs von der Rah verschwand, wurde es an Deck lebendig: Segel wurden gesetzt. Auf die Reling gestützt sah Bolitho zu, wie die Toppmatrosen oben auslegten und die Leinwand freigaben, die sich mit explosionsartigem Knall im Winde entfaltete.
    »Anker ist los, Sir!« meldete Meheux. Dort im Vorschiff, wo er stand und Handzeichen gab, sah er gegen die ferne Landzunge ganz wichtig aus.
    Schwerfällig neigte sich die
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über ihr Spiegelbild, bis die unteren Stückpforten durch die Wasserlinie schnitten. Die Matrosen holten die Brassen noch dichter, die Männer am Rad hielten hart gegenan; majestätisch, doch gehorsam beugte sich das Schiff den Kräften von Wind und Ruder.
    Keverne brüllte durch sein Sprechrohr: »Lebhaft bei Leebrassen! Treiben Sie die faulen Hunde an! Auf der
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klappt es besser als bei uns!«
    Bolitho lehnte sich über die Reling und sah zu, wie der Anker, mit triefenden Strängen gelben Seegrases an den mächtigen Fluken, gelichtet und von Meheux’ geschäftigen Matrosen gereinigt wurde.
    Er sah zur anderen Seite hinüber. Auf der
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und der
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standen bereits die Bramsegel. Beide Schiffe stürmten durch Fontänen von Gischt vorwärts und entfernten sich rasch von den schweren Schiffen.
    »Nordwest zu Nord, Sir!« rief Partridge, rieb sich das Salzwasser aus den Augen und spähte hinauf zu den gebraßten Rahen, zu dem immer steifer stehenden Großmarssegel, unter dessen Druck die
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jetzt merklich überholte. »Kurs liegt an, Sir!« meldete er.
    Broughton griff sich

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