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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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milderte er sie ab, »daß ich dich noch jahrelang hinhalten werde, wenn ich ein bißchen Glück habe.« Er wandte sich um und sah Adam lächelnd an. »Aber wenigstens will ich es sicherstellen.«
    Der Junge machte Miene aufzustehen, aber Bolitho trat zum Tisch und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es wäre von Rechts wegen eines Tages sowieso dein, wenn das Leben etwas freundlicher zu dir gewesen wäre. Ich will aber dafür sorgen, daß dir dein Recht nicht streitig gemacht werden kann.« Er konnte sich nicht mehr beherrschen; seine Worte überstürzten sich fast. »Du trägst zwar nicht den Namen unserer Familie, aber du bist trotzdem ein Teil von ihr – und von mir.« Da der Junge sich die Augen wischte, drückte er ihm beruhigend die Schulter. »Jetzt mach, daß du auf Wache kommst. Ich wünsche nicht, daß meine Offiziere hinter meinem Rücken sagen, ich begünstige irgendeinen hergelaufenen Neffen!«
    Langsam stand Pascoe auf und sagte leise: »Captain Herrick hatte recht.« Er ging; Bolitho konnte sein Gesicht nicht sehen, bis er sich unter der Tür wieder umwandte. »Er sagte, du wärest der großartigste Mann, den er je getroffen hätte. Und dann sagte er noch…« Doch er konnte nicht zu Ende sprechen und ging schnell hinaus.
    Bolitho trat wieder ans Fenster und starrte blicklos ins Kielwasser. Er war zufrieden mit sich selbst, zum erstenmal seit… Er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Vielleicht würde er wenigstens dem Jungen helfen können und etwas von dem Unrecht gutmachen, das ihm angetan worden war. Wenigstens war ihm ein Zusammenstoß mit Draffen erspart geblieben. Hätte er sich dessen Gerede über Hughs Beteiligung am Sklavenhandel anhören müssen, es wäre wie ein Messer in seinem Herzen gewesen, und er hätte einen nicht wiedergutzumachenden Schaden davongetragen.
    Es klopfte – Midshipman Ashton. »Mr. Meheux läßt mit allem Respekt melden, Sir, er würde gern noch ein Reff einbinden. Der Wind frischt von Nordwesten auf.« Hungrig wanderten seine Augen über die fettigen Teller.
    Bolitho nickte und nahm seinen Hut. Die kurzen friedlichen Minuten waren wieder vorbei.
    »Ich bin gleich oben.« An der Tür sagte er noch: »Wenn ich zurückkomme, werde ich es Ihnen nicht übelnehmen, wenn das Fleisch da verschwunden ist.« Lächelnd schloß er die Tür hinter sich. Es war das gleiche frugale Essen, das auch die Mannschaft bekam. Doch Ashton, in der nie erträumten Pracht der Kapitänskajüte an gedeckter Tafel sitzend, mußte denken, es sei ein Bankett. Was allerdings Trute dazu sagen würde, war schwer vorstellbar.
    Die Morgenwache hatte noch eine Stunde Dienst, als Bolitho am nächsten Tag aufs Achterdeck kam. Obwohl er mehrfach in der Nacht aufgestanden und oben gewesen war, fühlte er sich bemerkenswert frisch, und in seiner Schulter hatte er zwar ein wundes Gefühl, aber nicht eigentlich Schmerzen. Er hielt inne und warf einen Blick auf den kardanisch aufgehängten Kompaß. Kurs Nordost, wie schon bei der letzten Inspektion vor Sonnenaufgang.
    Der Himmel war sehr klar, wie frisch gewaschen; unter einem frischen Nordwest erstreckte sich die See in kleinen, weißbemähnten Wellen endlos bis zur Kimm.
    Während Bolitho in seinem Frühstück herumstocherte und langsam an einem Becher Kaffee nippte, hatte er darauf gewartet, daß ein Ruf des Ausgucks oder die trappelnden Füße eines Läufers melden würden, die
Coquett
e

sei in Sicht. Es wurde jedoch immer heller, schon waren die Geräusche von Putzwasser und Schwabber an Deck zu hören, und immer noch war kein Schiff zu sehen. Und jetzt, als er zum Achterdeck schritt und die aufsteigende Unsicherheit hinter einer maskenstarren Miene verbarg, wurde ihm klar, daß er Broughton die weitere Jagd nach der
Auriga

ausreden mußte.
    Über siebzehn Stunden lang, seit Broughton die
Coquett
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hinter der verlorengegangenen Fregatte hergejagt hatte, war das Geschwader, so viele Segel gesetzt wie nur irgend möglich, vorwärtsgestürmt. In der Nacht, als sie auf den jetzigen Kurs gegangen waren, hatte es ein paar atemberaubende Momente gegeben, als die
Valorou
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wie ein Geisterschiff aus dem Dunkel auftauchte und beinahe ins Heck der
Euryalus
gesegelt wäre.
    Vorhin, beim Kaffee in der privaten Welt seiner Kajüte hinter der Schottwand, hatte er die Karte studiert. Sie waren jetzt sechzig Meilen südlich von Ibiza und stießen immer tiefer ins Mittelmeer hinein. Ironischerweise hatte Broughtons Entschluß, die
Aurig
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zurückzuerobern, das

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