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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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eine Schande, wenn Sie vergäßen, daß einem Konteradmiral dreizehn Schuß zustehen.«
    Verwirrt zuckte der Leutnant zusammen und grinste dann schüchtern: »Vergessen hab ich’s nicht, Sir, wenn ich auch nicht gedacht hätte, daß Sie mich auf die Probe stellen wollen.« Er deutete zu den Netzen hinüber. »Aber wie Sie wissen, stehen dem Admiral fünfzehn Schuß zu.«
    Bolitho schritt zu den Netzen hinüber und stieg auf einen Poller. Das konnte doch nicht sein! Der Leutnant mußte die Flagge nicht richtig erkannt haben, entweder wegen des Gegenlichts, oder weil die
Euryalu
s

ihnen direkt entgegenkam.
    Er sprang vom Poller und sah, daß Allday ihn aufmerksam beobachtete. Also doch kein Irrtum. Die Flagge, die jetzt im Sonnenlicht glänzte, flatterte am Fockmast des Dreideckers.
    »Dann ist er also schon da, Captain«, sagte Allday gelassen. Während die
Auriga

langsam auf ihren Ankerplatz zuglitt und die Salutschüsse im Fünfsekundenabstand dröhnten, zwang sich Bolitho, an der Luvseite des Achterdecks auf- und abzuschreiten. Bestimmt waren zahlreiche Teleskope auf die
Auriga

gerichtet; man mußte sehen, daß er unverletzt war und das Schiff unter Kontrolle hatte. Diese letzten Minuten schienen sich zu Ewigkeiten zu dehnen, während er sich fragte, wie es Konteradmiral Thelwall ging und wie Broughton wohl über seine Aktion denken würde. Als er wieder hinsah, schwang die
Euryalu
s

eben am Buspriet vorbei, denn die Fregatte drehte schon mit knatternden Segeln in den Wind. Kaum war der Anker gefallen, da hörte Bolitho einen anderen Ton, der in der klaren Luft wie der Wirbel einer Riesentrommel anwuchs. Er fuhr herum und rannte zur Reling, und vor Bestürzung über das, was er sah, wurde ihm beinahe übel: die drei Reihen Stückpforten im Rumpf der
Euryalu
s

öffneten sich mit einem Schlag, und wie von einer einzigen Hand geführt, wurde die gesamte dreifache Reihe schwarzer Geschützrohre ausgerannt.
    »Mein Gott!« murmelte der Leutnant.
    Taylor kam nach achtern gelaufen. Er deutete aufgeregt und verwirrt zum Hafen. »Dort kommen Boote, Sir.« Es waren beinahe ein Dutzend Kutter und Barkassen voller Seesoldaten, die reglos zwischen den Ruderern saßen. Rot wie Blut glänzten ihre Röcke.
    Viele Matrosen schienen die Augen nicht von den schweren Geschützen der
Euryalu
s

losreißen zu können, als erwarteten sie, daß diese sofort das Feuer eröffneten. Einige starrten auch zum Achterdeck hoch, auf Bolitho; vielleicht hofften sie, ihr Schicksal von seinem Gesicht ablesen zu können.
    Das vorderste Boot umrundete das Heck der Fregatte im Feuerschutz des Flaggschiffs und nahm Kurs auf die Fallreepspforte. Captain Rook saß in der Flicht, und als das Boot längsseits kam, rief er hinauf: »Sind Sie in Sicherheit, Sir?«
    »Dämlicher Hund«, murmelte Allday, aber Bolitho hatte das nicht gehört. Er blickte hinunter in Rooks dunkelrotes Gesicht und antwortete: »Selbstverständlich.« Hoffentlich hatten es die Matrosen in seiner Nähe gehört. Sie würden in den nächsten Minuten ihre ganze Kraft und ihr ganzes Vertrauen brauchen.
    Rook kletterte an Deck und faßte an den Hut. »Wir waren besorgt, Sir, wirklich sehr besorgt.« Dann sah er die beiden Leutnants und schrie sie an: »Übergeben Sie sofort Ihre Degen an den Leutnant der Infanterie!«
    »Auf wessen Befehl?« fuhr Bolitho dazwischen.
    »Entschuldigung, Sir – auf Befehl von Vizeadmiral Broughton«, antwortete Rook und wandte sich etwas verlegen ab, denn jetzt machten die anderen Boote längsseit fest, und die Laufbrücke war auf einmal voll grimmig dreinblickender Seesoldaten, die ihre Musketen mit aufgepflanzten Bajonetten auf die zusammengedrängten Matrosen richteten.
    Bolitho ging zu den Leutnants hinüber. »Verlassen Sie sich darauf, ich sorge dafür, daß Sie anständig behandelt werden.« Und mit einem scharfen Blick auf Rook: »Dafür mache ich Sie persönlich haftbar!«
    Bedrückt wischte sich der einarmige Offizier die Stirn. »Jawohl, Sir.«
    Bolitho ging wieder zur Achterdecksreling und blickte über die Masse der stummen Matrosen. »Ich habe euch mein Wort gegeben.
    Haltet Frieden und tut, was euch befohlen wird. Ich gehe sofort hinüber und spreche unverzüglich mit dem Admiral.«
    Er sah, daß Taylor zu ihm wollte, aber stehenblieb, als ein Seesoldat mit gefälltem Bajonett dazwischentrat. »Ich habe Euch nicht vergessen, Taylor!« rief er ihm zu.
    Dann wandte er sich um und schritt zur Fallreepspforte. Ein Boot kam von

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