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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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die Hand. »Entschuldigen Sie sich nicht. Mir ist es nur lieb, wenn ein Mann etwas Feuer im Leib hat. Wenn ich einen Flaggkapitän wollte, der immer nur ja sagt – von der Sorte hätte ich hundert haben können.« Er nickte. »Und Sie sind die ganze Nacht auf gewesen, daran liegt es vielleicht auch. Jetzt seien Sie so gut und schicken Sie mir den Zahlmeister. Ich will ihm sagen, was ich aus der Stadt brauche. Ich habe sie mir gerade angesehen. Klein, aber nicht allzu ländlich, wie ich hoffe.«
    Erst jetzt lächelte Bolitho ebenso unbeschwert. »Ich bin hier geboren, Sir.«
    Kühl sah ihm der Admiral in die Augen. »Nun, das ist wenigstens ein Zugeständnis.«
    Bolitho schickte sich zum Gehen an, blieb aber stehen und fragte: »Kann ich Befehl geben, daß die Geschütze eingefahren werden, Sir?«
    »Sie sind der Kommandant dieses Schiffes, Bolitho.« Er zog eine Braue hoch. »Hatten Sie etwas gegen meine Maßnahme?«
    »Nicht eben das.« Es ging wieder los, aber er konnte sich nicht zurückhalten. »Ich bin jetzt achtzehn Monate an Bord der
Euryalus
.

Die Affäre mit der Fregatte ist schon schlimm genug, ohne daß meine Männer obendrein auf ihresgleichen schießen müssen.«
    »Na schön«, gähnte Broughton. »Ihnen liegt viel daran, wie?«
    »Am Vertrauen meiner Leute? Aye, sehr viel.« Er nickte bedeutsam.
    »Ich muß Sie wirklich mal mit nach London nehmen, Bolitho.« Broughton schritt wieder zum Fenster, sein Gesicht lag im Schatten.
    »Sie wären tatsächlich etwas ganz Neues dort. Ein Unikum, sozusagen.«
    Als Bolitho wieder auf dem sonnigen Achterdeck stand, wußte er nicht, wie er dorthin gekommen war.
    Keverne faßte an den Hut und fragte nervös: »Haben Sie Befehle, Sir?«
    »Ja, Mr. Keverne. Sagen Sie dem Zahlmeister, er soll zum Admiral kommen. Anschließend lassen Sie die Geschütze einfahren. Und dann…« Er stockte und dachte an die
Aurig
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und Broughtons stille Amüsiertheit.
    »Und dann, Sir?«
    »Dann gehen Sie mir aus dem Wege, bis auf Widerruf, Mr. Keverne!«
    Er trat zur Reling und begann, dort auf- und abzugehen, in tiefster Konzentration und mit grimmig zusammengezogenen Brauen. Der Master sah hinter ihm her und sagte leise zu dem erschütterten Keverne: »Da hat’s Stunk gegeben. Und nicht wenig, wie mir scheint.«
    Keverne blitzte ihn an. »Wenn ich Ihre Meinung brauche, Mr. Partridge, dann werde ich Sie, verdammt noch mal, danach fragen!« Damit enteilte er zur Achterdecksleiter.
    Partridge warf einen Blick auf die neue Flagge am Fockmast. So ein junger Hund, dachte er mitleidslos. Es ist doch immer dasselbe in der Flotte: ein Anschiß wird nach unten weitergegeben. Er wandte sich um – da hatte der Kommandant seinen Spaziergang unterbrochen und starrte ihn nachdenklich an.
    »Sir?«
    »Ich denke gerade, Mr. Partridge, wie schön es sein muß, wenn man auf der ganzen weiten Welt nichts anderes zu tun hat als in der Sonne zu stehen und zu grinsen wie ein Dorftrottel.«
    Der Master schluckte mühsam. »Entschuldigung, Sir.« Überraschenderweise lächelte Bolitho. »Aber wenn Sie wollen, bleiben Sie ruhig so stehen. Ich habe das Gefühl, daß dieser Frieden recht kurz sein wird.« Er drehte sich um und schritt rasch unter die Kampanje, seiner Kajüte zu.
    Seufzend fuhr sich Partridge mit einem roten Tuch über sein Do ppelkinn. Als Steuermann auf einem Flaggschiff hatte man manchmal ein hartes Leben. Dann sah er zu der vor Anker liegenden Fregatte hinüber und schüttelte melancholisch den Kopf. Anderen geht es noch viel schlechter, dachte er. Ganz erheblich schlechter.

Als Warnung für alle
    Die elegante, kastanienbraun lackierte Berline ratterte geschäftig über die gewölbte Brücke und bog dann links in die Landstraße nach Falmouth ein.
    Richard Bolitho fing mit einer Hand das Schaukeln ab, mit dem die Räder in die tiefen Wagenspuren tauchten, und blickte in den Staub, den die Pferdehufe und die Räder aufwühlten. Nur mit halbem Auge sah er die Landschaft vorbeiziehen, das viele Grün, hier und da ein paar Schafe in den Wiesen zu selten der schmalen, gewundenen Straße. In seinem besten Galarock fühlte er sich heiß und unbehaglich, und in der heftig schaukelnden Kutsche war es schlimmer als in einem kleinen Boot im kabbligen Hafenwasser; doch all das kam ihm kaum zum Bewußtsein.
    leichte Reisekutsche; ein ursprünglich in Berlin entwickelter Wagentyp.
    Tags zuvor war Konteradmiral Thelwall in Bolithos Haus im Schlaf gestorben und hatte nun, zum erstenmal seit Monaten,

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