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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Vierundzwanzigpfünder und glitt nach binnenbords zurück, wenn die glühende Zunge des Mündungsfeuers herausgefahren war.
    Bolitho beobachtete die aufspringenden Wassersäulen, die an und hinter dem Achterdeck des Spaniers lagen; aber mehrere Kugeln hatten auch getroffen: splitternd flogen Holzteile von der Schanz hoch. Von unten klang das Triumphgeschrei der Kanoniere herauf, und das wütende Quietschen der Geschützschlitten, denn die Bedienungen wetteiferten miteinander, um die Kanonen wieder auszufahren. Keverne sah Bolitho an, die Augen dunkel vor Spannung und Erregung.
    »Sie streicht die Flagge nicht, Sir.«
    Bolitho biß sich auf die Lippe. Die rot-gelbe spanische Flagge we hte noch über der Kampanje, schon wieder krachte ein Geschütz, und eine Kugel flog kreischend wie eine gemarterte Seele in der Hölle dicht über die Masten der
Euryalu
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hinweg.
    Er hatte erwartet, daß sich der Spanier beim Anblick der britischen Flagge ergeben würde. Es war etwa eine Kabellänge Distanz zwischen ihnen, und mit ihren gut ziehenden Bramsegeln holte die
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in jeder Minute mehr auf.
    Dann sah er die Jolle schwarz gegen die glitzernde See; die Ruderer, und Williams hoffentlich auch, standen aufrecht und schrien hurra zu dieser einseitigen Schlacht.
    Wieder spuckte die Achterdecksbatterie des Spaniers hellrote Flammen; diesmal hatten drei, vielleicht vier Kanonen gefeuert; und ehe sich der Rauch verzogen hatte, spürte Bolitho, wie das Deck unter seinen Füßen zuckte: eine Kugel war wie ein Hammer in den Rumpf der
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eingeschlagen.
    »Einen Strich anluven, Mr. Partridge!« Was tat dieser Narr von einem Spanier? Es war absoluter Irrsinn, noch weiterzukämpfen. Lief er weiter vorm Wind, mußte die
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ihn überholen. Drehte er ab, konnte er in Sekundenschnelle entmastet und das Heck zerschmettert sein.
    Wieder blitzte es; und diesmal pflügte eine Kugel in den Steuerborddecksgang. Zwei Matrosen rollten schreiend und um sich schlagend an Deck, von herumfliegenden Splittern niedergestreckt.
    »Untere Batterie, Mr. Keverne«, sagte Bolitho. Er hielt inne und blickte auf die trotzige Flagge. Würde sie… »Breitseite!« stieß er wütend hervor.
    Die beiden unteren Geschützdecks hatten reichlich Zeit gehabt. In aller Ruhe hatten die Geschützführer ihre Bedienungen mustern und einweisen können, die Leutnants waren auf und ab geschritten und hatten durch die offenen Geschützpforten gespäht, während sich die
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würdevoll etwas vom Gegner abgedreht und die Doppelreihe ihrer Geschütze wie schwarze Zähne gebleckt hatte. Dann pfiffen die Leutnants »Feuer«, die Geschützführer zogen die Reißleinen ab, alle Rohre brüllten gleichzeitig auf, und das ganze Schiff erzitterte, als sei es knirschend auf ein unter Wasser liegendes Riff gelaufen.
    Vom Achterdeck aus beobachtete Bolitho, wie der Rauch zu dem Spanier hinübertrieb und sah dort den Besanmast wanken und über die
    Kampanje stürzen; er hörte das Krachen und Brechen trotz des Widerhalls der Breitseite, der noch wie Donner über die See rollte.
    Als sich der Rauch verzogen hatte, sah er auch die klaffenden Löcher im Rumpf längs des Achterdecks, die herabhängende Masse der zerfetzten Takelage und gebrochenen Spieren. Trunken schwankte das Schiff im Wind; das hohe Heck bot sich dem letzten vernichtenden Schlage dar.
    Doch da gellte eine Stimme: »Sie streicht die Flagge!« Und das Tr iumphgeschrei wurde von den unteren Decks aufgenommen, wo die Geschützbedienungen schon wieder die Rohre ausputzten und für die nächste Breitseite luden.
    »Ein tapferer Kommandant«, sagte Bolitho.
    »Ein Dummkopf!« Broughton spähte zu dem spanischen Schiff hinüber, das hilflos unter Rauchwolken dahintrieb – vor kurzem noch so zuversichtlich und lebensvoll, jetzt ein mitleiderregendes Wrack.
    »Wir nehmen gleich Segel weg, damit sie in Lee von uns bleibt, Mr.
    Keverne.« Bolitho wartete ab, bis Keverne die entsprechenden Befehle gegeben hatte, und sagte dann: »Jetzt werden wir vielleicht herausbekommen, warum der Mann sich so verzweifelt gewehrt hat – er muß ja etwas ganz Wichtiges an Bord haben!«

Die Prise
    Vizeadmiral Broughton riß dem Midshipman der Wache das Teleskop aus der Hand, trat flotten Schritts neben Bolitho und richtete das Glas auf den Spanier, der eine halbe Kabellänge in Lee der
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steuerlos trieb. »Was, zum Teufel, machen die eigentlich so lange da drüben?«
    Bolitho antwortete nicht. Auch er musterte das

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