Der Stolz der Flotte
Agenten gar nicht gesehen. Er kam in einem arabischen Fischerboot, und Sir Hugo ist allein an Bord gegangen. Er bestand darauf. «
Bolitho wartete ungeduldig, bis Trute ihm das Halstuch gebunden hatte, und stand dann auf. Das Waschen und Umziehen hatte die lähmende Müdigkeit verscheucht; die bekannten Stimmen und Gesichter bewirkten, daß er sich wieder ganz wohl fühlte.
Immerhin waren Kevernes Neuigkeiten, oder vielmehr der Mangel daran, höchst beunruhigend. Wenn nicht sehr bald etwas geschah, würden sie in ernste Schwierigkeiten kommen. In Spanien und Frankreich mußte man bald wissen, daß sie hier waren; schon jetzt konnte ein starkes Geschwader unterwegs sein und nach ihnen suchen.
Allday kam mit Bolithos Degen in die Kajüte. Er warf Trute einen wütenden Blick zu und sagte: »Ich habe die Scheide geölt, Captain.« Er zog den geschwärzten Griff ein Stückchen heraus und ließ ihn wieder einschnappen. »Ist jetzt wie neu, jawohl.«
Lächelnd legte sich Bolitho das Koppel um. Stirnrunzelnd schnallte Allday den Verschluß ein Loch enger, und Bolitho wußte, daß er, wenn Keverne nicht dabeigewesen wäre, geknurrt hätte, es wäre schon das dritte in einem Monat und Bolitho müsse mehr essen; denn wie die meisten Seeleute war Allday der Überzeugung, daß man so oft wie möglich so viel wie möglich essen und trinken solle.
Oben schlug eine Glocke die volle Stunde, und Bolitho schritt zur Tür. »Tut mir leid, daß ich Ihnen bei der Beförderung nicht behilflich sein konnte, Mr. Keverne. Aber ich zweifle nicht daran, daß sich bald eine Gelegenheit ergeben wird.«
Keverne lächelte gemessen. »Danke, Sir, daß Sie sich um mich Sorgen machen.«
Eilig schritt Bolitho den Niedergang zum mittleren Deck hinunter und dachte dabei an Kevernes Zurückhaltung, seine ständige Defensive gegen die eigenen Gefühle. Eines Tages mochte er einen guten Kommandanten abgeben, besonders wenn er seine Neigung zum Jähzorn überwinden konnte.
Die beiden Wache stehenden Marine-Infanteristen nahmen stampfend Haltung an; ein Korporal öffnete ihm die große Doppeltür. Schon lange bevor er an der Achterkajüte war, hatte er Broughtons Stimme vernommen und sich entsprechend zusammengerissen.
»Hol der Teufel Ihre Augen, Calvert, das ist unerhört! Gehen Sie doch zu einem Midshipman und lernen Sie bei dem Orthographie!«
Beim Eintreten sah Bolitho Broughtons schwarze Silhouette vor dem hohen, sonnenhellen Fenster. Der Admiral warf ein zusammengeknülltes Schriftstück nach dem Leutnant, der am Tisch dem Schreiber gegenübersaß. »Mein Schreiber schafft doppelt so viel wie Sie und in der halben Zeit!« brüllte er. Bolitho sah nicht hin; er schämte sich für Calvert und wollte diese Demütigung nicht mitansehen. Calvert, dem der Schreiber mit offensichtlicher Schadenfreude ins Gesicht grinste, zitterte vor Nervosität und Wut.
Jetzt sah der Admiral Bolitho. »Ah, da sind Sie ja«, sagte er kurz.
»Gut. Ich bin gleich fertig.« Er riß Calvert ein weiteres Schriftstück aus den Fingern und überflog rasch die fahrige Schrift. Er hatte dunkle Ringe um die Augen und schien mächtig wütend zu sein.
Wieder starrte er Calvert böse an. »Mein Gott, warum sind Sie bloß als solch ein Narr auf die Welt gekommen?«
Calvert stand halb auf. Seine Schuhsohlen machten ein kratzendes Geräusch auf dem Leinenteppich. »Ich habe nicht darum gebeten, auf die Welt zu kommen, Sir!« Es klang, als würde er im nächsten Moment in Tränen ausbrechen.
Bolitho beobachtete den Admiral verstohlen in der Erwartung, daß er bei dieser seltenen Bekundung von Widerstand explodieren würde.
Aber er antwortete nur obenhin: »Wenn Sie’s getan hätten, dann wäre Ihre Bitte hoffentlich nicht erhört worden.« Er zeigte zur Tür. »Jetzt gehen Sie und arbeiten Sie diese Orders durch. In einer halben Stunde sind sie fertig zur Unterschrift!« Dann fuhr er herum und schnauzte seinen Schreiber an: »Und Sie hören auf zu grinsen wie ein altes Weib! Los, helfen Sie dem Leutnant!« Der Schreiber eilte zur Tür, und Broughton rief ihm nach: »Oder ich lasse Sie auspeitschen, verstanden?«
Die Tür fiel ins Schloß. Bolitho hatte das Gefühl, die Kajüte würde in der drückenden Stille zu eng.
Doch Broughton sagte nur müde: »Setzen Sie sich.« Er ging zum Tisch und nahm eine Karaffe auf. »Ein Schluck Wein, denke ich?«
Und in halbem Selbstgespräch fuhr er fort: »Wenn ich jetzt nicht was trinke, ehe mir wieder so ein plärrender Untergebener vor
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