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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mahlzeit alle Ehre anzuthun. Er hatte neben seinem Onkel am Ende des Salons Platz genommen, und der Gesichtsausdruck des Brummbärs war so abstoßend, daß niemand versucht wurde, sich an seine Seite zu setzen.
    Die Geographen nahmen die Mitte der Tafel ein und führten daran auch das Wort. Da es bekannt war, in welcher Absicht sie diese Reise unternommen hatten, interessierten sich die andern Fahrgäste natürlich für alles, was die Herren sagten, und selbst der Sergeant Martial schien nichts dagegen zu haben, daß sein Neffe ihren Worten lauschte.
    Die Speisekarte enthielt zwar mancherlei Gerichte, doch nur von geringer Güte; auf den Dampfern des Orinoco darf man indeß keine hohen Ansprüche machen. Immerhin wäre es gewiß wünschenswerth gewesen, während der Fahrt auf dem Oberlaufe des Stromes solche Bistecas zu haben – obgleich diese von einem Kautschukbaume herzurühren schienen – solche Ragouts, die in safrangelber Sauce schwammen, solche Eier, wenn sie auch so hart waren, daß man sie hätte an den Bratspieß stecken können, oder solch aufgewärmtes Geflügel, das nur durch sehr langes Kochen einigermaßen weich geworden war. Von Früchten gab es unter andern Bananen in Ueberfluß, entweder im Naturzustande oder durch Einlegen in Melissesyrup zu einer Art Consitüre verwandelt. Ferner recht gutes Brod, natürlich Maisbrod, selbst Wein, doch leider nur recht theuern und schlechten.
    Das war also das Almerzo, das Frühstück, das übrigens recht schnell erledigt wurde.
    Am Nachmittag kam der »Simon Bolivar« an der Insel Bernavelle vorbei. Zahlreiche Inseln und Eilande verengten hier das Bett des Orinoco, und das Rad mußte mit doppelter Kraft arbeiten, um die heftige Strömung zu überwinden. Der Kapitän erwies sich dabei so geschickt in der Führung des Schiffes, daß er gewiß auch durch diese gefährlicheren Stellen glücklich hindurch kam.
    An der linken Seite zeigte sich das Ufer jetzt von vielen Buchten mit dichtbewaldeten Abhängen zerrissen, vorzüglich jenseits von Almacens, einem kleinen Dorfe mit nur dreißig Bewohnern, das noch ganz so aussah, wie es Chaffanjon acht Jahre früher gesehen hatte. Hier und da rauschten kleine Abflüsse, wie der Bari, der Lima und andre herab. Ihre Mündungen umrahmten Haine von Coniferen, deren durch einfache Einschnitte gewonnenes Oel einen begehrten Artikel bildet, oder eine Anzahl Mauritiuspalmen. Auf allen Seiten aber tummelten sich ganze Gesellschaften von Affen, deren Fleisch die Bistecas des Frühstücks, die bei der Mittagstafel wieder erscheinen sollten, bei weitem übertrifft.
    Es sind übrigens nicht allein Inseln, die die Schifffahrt auf dem Orinoco schwierig gestalten; der Strom ist da und dort auch von gefährlichen Rissen unterbrochen, die mitten im Fahrwasser steil emporstarren. Dem »Simon Bolivar« glückte es jedoch, jeden Zusammenstoß zu vermeiden, und gegen Abend legte er nach einer Fahrt von fünfundzwanzig bis dreißig Lieues bei dem Dorfe Moitaco an.
    Hier sollte bis zum nächsten Morgen Halt gemacht werden, da es nicht rathsam schien, in der Nacht, die bei einer dichten Wolkendecke und dem Fehlen des Mondes sehr finster werden mußte, weiter zu fahren.
    Um nenn Uhr glaubte der Sergeant Martial die Zeit zum Niederlegen gekommen, und Jean versuchte es gar nicht, dem Wunsche seines Onkels entgegenzutreten.
    Beide zogen sich also nach ihren, im zweiten Stockwerke des Aufbaues gelegenen Cabinen zurück. Diese enthielten jede eine sehr einfache Lagerstätte mit einer leichten Decke und eine jener Matten, die man hier Esteras nennt – übrigens genug Bettzeug für die warme Tropengegend.
    Der junge Mann betrat seine Cabine, legte die Kleider ab und begab sich zu Bett, worauf der Sergeant Martial noch den »Toldorahmen«, ein mit Musselin bespanntes Gestell, in Ordnung brachte, das man wegen der blutdürstigen Insecten des Orinoco hier gar nicht entbehren kann. Er wollte keinem einzigen dieser verwünschten Muskitos gestatten, die Haut seines Neffen zu belästigen. Mit seiner mochte das so hingehen, denn sie war so dick und lederartig, daß Insecten ihr nicht viel anhaben konnten, und wenn sie es doch versucht hätten, würde er sich ihrer schon zu erwehren wissen.
    Auf diese Weise geschützt, schlummerte Jean ruhig bis zum frühen Morgen, trotz der Myriaden von Blutsaugern, die seinen Toldo umschwärmten.
    In den ersten Morgenstunden setzte sich der »Simon Bolivar«, dessen Kesselfeuer man auch in der Nacht unterhalten hatte, wieder in

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